Der „Wehrführer“ der Feuerwehr des von der Flut hart getroffenen Ortes Schuld im Ahrtal hat bei den Feierlichkeiten zum Jahrestag der Katastrophe am 14. Juli eine bemerkenswerte Rede im Namen des ehrenamtlichen Katastrophenschutzes an das Bundesland Rheinland-Pfalz gehalten. Dieser Mann, Tobias Lussi sein Name, war wie andere Feuerwehrführer vor einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss geladen worden.
Rheinland-Pfalz lässt also zu, so Lussi im „kritischen Teil“ seiner Rede, dass „Politiker die ehrenamtlichen Führungskräfte an den Pranger stellen“. Deutschland und Österreich seien die einzigen Staaten, in den der Katastrophenschutz auf Ehrenamtlichkeit und Freiwilligkeit aufgebaut ist.
Sein Urteil über die Landes- und Bundespolitik nach der Flutkatastrophe ist vernichtend: Chaotisch sei es bei den Rettungsarbeiten erst geworden, als das Land und der Bund sich eingeschaltet haben. Ähnlich sein Urteil über die politische Nachbereitung:
„Die Befragung hat einiges an politischen Versäumnissen der letzten Jahre und Jahrzehnte aufgedeckt“, so Lussi weiter. „Hier ist bis heute nachweislich keiner tätig geworden. Ich hätte eine bessere Idee: Wie wäre es, wenn man dasselbe Geld und dieselbe Energie investieren würde, um die Ehrenamtlichen Entscheidungsträger zu befragen, wie der Katastrophenschutz angepasst werden muss. Wir sind der Katastrophenschutz. Wir wissen, wie es funktioniert. Und wir wissen, wo es hakt. Doch diese Befragung passiert nicht. Wir fragen uns, warum.“
Das bittere Fazit in Lussis Wutrede: „Würde eine Katastrophe in diesem Moment wiederkehren, wir stünden genauso schlecht da wie zuvor. Rheinland-Pfalz, du hast in meinen Augen nichts gelernt. Rheinland-Pfalz, du kannst dich darauf verlassen, dass jeder Ehrenamtliche dasselbe wieder tun würde zum Schutz der Heimat und zum Schutz der Mitmenschen. Doch liebes Rheinland-Pfalz, auf was können wir uns bei dir verlassen?“