Nach dem erfolgreichen Volksbegehren in Bayern für mehr Artenvielfalt hält der Agrarhändler BayWa es für notwendig, dass die Verbraucher mehr für Lebensmittel ausgeben. Nur dann hätten die Landwirte die finanzielle Möglichkeit, mehr für den Natur- und Artenschutz zu tun. „Ich bin der Ansicht, wenn der Landwirt seine Flächen nicht komplett nutzen kann, weil er etwa Grünstreifen für Insekten anlegen soll, dann bitte muss die Gesellschaft auch dafür zahlen, denn das ist dann ja kein unternehmerischer Ansatz mehr“, sagte BayWa-Chef Josef Lutz dem Monatsmagazin Tichys Einblick.
Im Supermarkt entschieden sich die Verbraucher immer noch im Zweifel für die günstigen Lebensmittel. „Was wir in Deutschland wollen, sind billige Lebensmittel. Zwar sagen in Befragungen viele: «Ja, ich würde für andere Lebensmittel auch mehr Geld ausgeben», aber wenn es zum Schwur kommt, sind in der Einkaufstasche dann doch vor allem Lebensmittel mit den niedrigsten Preisen – unabhängig von der Gehaltsklasse der Käufer.“ Wer Brachflächen wolle, auf denen sich Insekten ausbreiten können, der müsse dafür auch zahlen. „Sie können nicht einerseits sagen, der Landwirt muss ein Unternehmer sein, und andererseits verlangen, dass er sich nur für die Wünsche der NGOs einsetzt.“
Eine flächendeckende Biolandwirtschaft weltweit hält Lutz für nicht ausreichend, um den Hunger weltweit zu besiegen. „850 Millionen Menschen hungern weltweit jeden Tag oder erhalten nicht die ausreichende, ausgewogene Ernährung, die sie brauchen.“ Mit Biolandwirtschaft sei diese Aufgabe nicht zu schaffen. „Bisher hat auch noch kein Wissenschaftler die Frage beantworten können, wie wir mit Biolandwirtschaft allein insgesamt zehn Milliarden Menschen ernähren können.“