Berlin. Der Chef des Berliner Wohnungsbauunternehmens CG Gruppe, Christoph Gröner, wirft der Politik vor, nicht wirkungsvoll gegen steigende Mieten vorzugehen. „Die Politik war nicht konsequent genug, als sie zuletzt den Prozentsatz der jährlich zulässigen Mieterhöhung nach Modernisierungsmaßnahmen von elf auf acht Prozent gesenkt hat“, kritisiert Gröner in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift Tichys Einblick. „Man hätte auch auf vier Prozent runtergehen können, um Spekulanten auszubremsen.“
Dass Bauunternehmen Profit erwirtschaften wollen, sei nicht verwerflich. Gehe der Profit jedoch zu Lasten anderer, sei das etwas anderes. „Wenn jemand herumspekuliert und damit eine Familie in ihrer Existenz bedroht oder wenn man eine Rentnerin die letzten zehn Jahre ihres Lebens nicht mehr in ihren Räumen lässt, sondern ihr die Miete erhöht, um sie aus der Wohnung zu treiben – dann ist man ein Schwein“, wählt Gröner deutliche Worte an die eigene Zunft. Damit wehrt sich Gröner gegen die Vorwürfe beispielsweise des Baustadtrates der Grünen, Florian Schmidt in Berlin, wonach er nur auf Profit aus sei. „Irgendeine Lobby hat mit dazu beigetragen, dass Menschen sich auf dem Wohnungsmarkt weiterhin an der Not der anderen bereichern. Das werden Sie bei meinem Unternehmen und bei den Großen in der Branche nicht finden.“
Dass es Wohnungsnot gibt, liege nicht an der Bauindustrie, sondern der Politik. Es gäbe mehr Geburten als vorhergesagt, die Älteren sterben später als statistisch vorhergesagt, eine Million EU-Ausländer sei in den letzten Jahren nach Deutschland gezogen, um hier zu arbeiten. „Der Puderzucker obendrauf sind die Flüchtlinge, die ins Land gekommen sind. Die Statistiker, die in den 1990ern davon ausgingen, dass wir 2020 in Deutschland 79 Millionen Menschen haben, haben sich um drei Millionen vertan.“ Doch auf die Entwicklung habe die Politik nicht reagiert. Gröner: „Daraus kann man niemandem einen Vorwurf machen. Aber man kann der Politik vorwerfen, dass sie seit Jahren nichts macht.“
Über die Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, 100.000 Sozialwohnungen bauen zu lassen, kann Gröner nur lachen. „Wir brauchen für 1,2 Millionen wohnungsuchende Menschen zusätzliche 600.000 Wohnungen in unseren Metropolen in den nächsten fünf bis zehn Jahren, zusätzlich zu denen, die sowieso schon gebaut werden. Aber wer soll die bauen?“
Zudem fehle es an Baurecht und politischem Willen. Berlin zum Beispiel könnte die Immobilienblase in der Hauptstadt sofort zum Platzen bringen. „Berlin hat mit dem Tempelhofer Feld die größte unbebaute städtische Fläche der Welt: Da hätten locker 60.000 Wohnungen Platz. Wenn man das bebauen würde, würde die Spekulationsblase in Berlin sofort platzen. Stattdessen steigen die Preise höher und höher, weil ganz viele Politiker aufgrund ihrer ideologischen Irrungen das Bauen verhindern.“