Die Konjunkturprognostiker der Bank of England, der Notenbank des Vereinigten Königreichs, sagen für das laufende Jahr einen deutlich höheren Anstieg des Bruttoinlandsprodukts voraus als zunächst vermutet. Heute haben sie die Prognose auf 7,25 Prozent angehoben, das wäre die höchste Zuwachsrate seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Schon die bisherige Prognose von rund 5 Prozent lag weit über den Erwartungen in Deutschland und der Eurozone. Der Sachverständigenrat erwartet für Deutschland in diesem Jahr rund 3,1 Prozent und für die Eurozone 4,1 Prozent.
Als Grund dafür nennt die BoE vor allem das schnelle Impftempo in Großbritannien, am 4. Mai hatten 34 Millionen Menschen (von über 67 Millionen) im Königreich ihre erste Impfdosis erhalten. Premierminister Johnson konnte darum schon im Februar einen Terminplan für die Aufhebung von Infektionsschutzmaßnahmen bis voraussichtlich zum 21. Juni präsentieren. Das Impftempo wiederum ist eine indirekte Folge des Brexit. Die schleppende Impfung in Deutschland und den anderen EU-Ländern ist schließlich auf die viel zu geringen Impfstoffbestellungen durch die EU-Kommission zurückzuführen.
Gleichbleibend niedrig hält die BoE den Leitzins bei 0,1 Prozent, immerhin aber mehr als die EZB mit 0,0 Prozent. Ebenso wie die EZB stützt auch die BoE mit einem Anleihenkaufprogramm die Konjunktur. Die Käufe werden allerdings von Mai bis August auf 3,4 Milliarden Pfund pro Woche (statt bisher 4,4) gedrosselt.