Wahre Horrorbilder mitten in der vergangenen Nacht aus dem amerikanischen Baltimore: Ein Schiff kracht gegen den Pfeiler einer Brücke, die bricht wie eine Streichholzkonstruktion zusammen und stürzt in das Wasser.
So wie es aussieht, fiel auf dem Containerschiff »Dali« mehrfach der Strom aus. Wie in sozialen Medien verbreitete Videos zeigen, erloschen die Lichter auf dem Schiff kurzzeitig, gingen dann nach 10 Sekunden wieder an. Währenddessen trieb das Schiff offensichtlich antriebslos weiter. Aus dem Schornstein quoll dicker Rauch, Zeichen dafür, dass die Maschine auf volle Kraft gestellt wurde.
Kurz darauf fiel wieder der Strom aus, das Schiff wurde dunkel, um kurz darauf wieder hell erleuchtet zu erscheinen. Doch jetzt war die »Dali« bereits kurz vor dem Brückenpfeiler – zu spät für Ausweichmanöver. Weitere 10 Sekunden später krachte der Schiffsgigant gegen einen Pfeiler der Francis Scott Key Bridge. Die 2,6 Kilometer lange Fachwerkträger-Brücke klappte wie ein Kartenhaus zusammen. Sie riss Autos und offensichtlich Arbeiter, die mit Wartungsarbeiten beschäftigt waren, in die Tiefe des eiskalten Wassers des Patapsco-Flusses.
Die Brücke war zwar mit sogenannten Schiffsabweisern geschützt, die eigentlich einen Aufprall verhindern sollen, doch die konnten gegen den Containerriesen nichts ausrichten. Die »Dali« gehört mit einer Kapazität von knapp 10.000 Containern noch nicht einmal zu den größten Containerriesen, die 24.000 Container transportieren können. Der Gouverneur hat den Notstand ausgerufen.
Damit dürfte einer der wichtigsten Containerhäfen in den USA erst einmal unzugänglich sein. Das ist der bedeutendste Hafen für den Umschlag von Automobilen, ist der zweitgrößte Kohleexporthafen und – für Deutschland besonders entscheidend – wichtiger Exporthafen für verflüssigtes Erdgas, LNG.
Die Besatzung der »Dali« hatte offenbar Probleme mit der Schiffstechnik. Man stelle sich vor, einer der Ozeanriesen bekommt auf den engen Schifffahrtswegen durch die Nordsee Maschinenprobleme und driftet antriebslos in die dicht an dicht stehenden Anlagen der Windindustrie in der Nordsee. Eine Gefahr, die früher beim zuständigen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie gesehen wurde. Dennoch stehen Windparks mittlerweile beängstigend dicht auf der Nordsee. Durch die führen die weltweit mit am meisten befahrenen Wasserstraßen. Der Schiffsverkehr dort ähnelt der A3 bei Köln im Feierabendverkehr.
Der Deutsche Nautische Verein erklärte einst, dass der Manövrier-, Ausweich- und Notankerraum in den Korridoren, die der Schifffahrt nach Bebauung mit den Windenergieanlagen verbleiben, eingeschränkt ist. Eine Seekarte der Nordsee sieht mit dicht gespickten Windradanlagen aus wie der Parcours eines Hindernisrennens. Es ist also nicht viel Fantasie notwendig, um sich auszumalen, was geschieht, wenn ein antriebslos gewordener Öltanker in die Anlagen der Windindustrie im Wattenmeer driftet.
Erstaunlich, wie wenig die derzeitige Innenministerin die Sicherheit von See- und Luftfahrt sowohl gegen Anschläge als auch Unfälle interessiert. Deutschland müsste die Initiative der EU zum Schutz der europäischen kritischen Infrastruktur umsetzen. Nichts geschieht. Im Gegenteil. Wie die jüngsten Einbrüche von Klimaextremisten auf kritische Flughafen-Infrastruktur in Berlin, München, Düsseldorf und Sylt zeigen, stehen Flughafenanlagen offen wie Scheunentore. Lediglich Reisende werden bis auf die Unterhosen gefilzt.
Das jüngste Unglück in Baltimore zeigt, wie schnell mit ein paar Vorfällen an kritischen Punkten ein Land stark beeinträchtigt werden kann. Sollte die Schiffszufahrt nach Hamburg blockiert werden, wären Antwerpen und Rotterdam nicht in der Lage, den Ausfall zu kompensieren. Und zum Blockieren eines Hafens muss nicht notwendigerweise eine Brücke einstürzen.
Beängstigend, dass die Sicherheit vor Terroranschlägen und die Redundanz kritischer Systeme kaum eine Rolle spielen. Kein Wunder, gilt CO2 doch als die größte Gefahr, die einem Land wie Deutschland drohte.