Tichys Einblick
Ausblick 2025:

Fünf Perspektiven, die uns halbwegs optimistisch stimmen

Wie wird das neue Jahr? Neben vielen Sorgen gibt es auch Grund zu vorsichtiger Hoffnung – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

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Die Vereinigten Staaten erleben nach Jahren des woken Furors das, was der Investor Santiago Pliego einen vibe shift nennt, einen fundamentalen Wechsel der gesellschaftlichen Schwingungen. „Im Grunde“, so Pliego, „ist der vibe shift eine Rückkehr zur Realität, eine Ablehnung des Bürokratischen, des Feigen, des Schuldgetriebenen; eine Rückkehr zu Größe, Mut und freudigem Ehrgeiz.“

Erstens: Die Wahl in den USA steht für einen Epochenwechsel

Bei Trumps Wahl 2024 handelte es sich weder um einen Zu- noch einen Unfall. Auch nicht um ein ursächliches Phänomen. Sondern um das Symptom eines Epochenwechsels. Statt grenzenloser One-Word-Ideologie spielt die Nation in Zukunft wieder eine größere Rolle, statt etatistischer Lenkungsfantasien wieder Unternehmertum, statt Schuld- und Opferdiskurs wieder das gemeinsame kulturelle Erbe. Nach Westeuropa und vor allem Deutschland kam die woke Ideologie als Importware. Jetzt dringt die Botschaft herüber: Die anmaßende Moralelite hat abgewirtschaftet. Parallel zur Wahl Trumps schaffen US-Unternehmen reihenweise ihre Diversity-Equity-Identity-Abteilungen ab. Der Wokismus endet in dem Land, von dem er seinen Ausgang nahm. In Deutschland dürfte diese Entwicklung zeitversetzt ankommen. Aber sie kommt an.

Zweitens: Im Februar dürfen die Bürger endlich die gescheiterte Ampel verabschieden

Am Ende steht mit etwas Glück möglicherweise eine bürgerliche Regierung, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit wenigstens eine Koalition ohne die Grünen. Gewiss: Ob es so kommt, weiß niemand. Wirklicher Verlass ist nur auf das notorische Schwanken der Union, wenn es um das Durchfechten bürgerlicher Positionen geht. Jedenfalls dann, wenn auch nur ein bisschen Gegenwind aufkommt. Und die Brandmauer bröckelt zwar, das aber in Zeitlupe. Trotzdem lautet die gute Nachricht: Die Bürger haben die politische Gestaltung selbst in der Hand. Außerdem können die bürgerlichen Wähler auf einen mächtigen Verbündeten zählen – die Realität. Dass sich mit verteuerter Energie und staatlicher Lenkung kein Wirtschaftswunder herbeihabecken lässt, dass grenzenlose Migration die Gesellschaft weder reicher noch harmonischer macht – beide Erkenntnisse setzen sich unaufhaltsam durch.

Drittens: Der Strukturwandel der Öffentlichkeit

Er findet statt, nur etwas anders als von Jürgen Habermas seinerzeit entworfen. Zur Zeitenwende in den USA gehört der Bedeutungsverlust der alten eitlen Medien, die längst die Gesellschaft nicht mehr leiten. Heute verfügt der unorthodoxe Podcaster Joe Rogan über eine größere Reichweite als CNN. Den Post mit dem Gespräch zwischen Elon Musk und Donald Trump auf X klickten 95 Millionen Nutzer an. Auch in Deutschland schwindet die Macht der alten Medien, wenn auch langsamer. Das liegt zum einen an Elon Musk und seiner Plattform X, auf der das Prinzip der weitgehend unbeschränkten Rede und Gegenrede gilt. Außerdem setzen viele der in den letzten Jahren entstandenen neuen Medienunternehmen auch hierzulande mehr und mehr die Themen. Dass das teilstaatlich finanzierte Konstrukt „Correctiv“ es auch mit aller Anstrengung von verbündeten Medien und Politikern nicht schaffte, sein Potsdam-Narrativ wunschgemäß durchzudrücken, zeigt: Bestimmte Methoden funktionieren nicht mehr. Das macht Hoffnung für die kommenden Jahre.

Viertens: Das Kriegsende kommt in Sicht

Der Krieg gegen die Ukraine neigt sich dem Ende zu. Zum einen dürfte Donald Trumps Druck wirken, zum anderen die Erschöpfung beider Parteien. Die Kräfte der Ukraine schwinden ganz offenkundig. Aber auch für einen Putin wirkt es demütigend, wenn er sich neuerdings Kanonenfutter aus Nordkorea besorgen muss. Seine Schwäche zeigte sich auch darin, dass er keine Ressourcen mehr mobilisieren konnte, um den Sturz seines Schützlings Assad in Syrien aufzuhalten. Trump könnte mit Unterstützung Chinas zunächst eine Feuerpause in der Ukraine erreichen, die dann in einen Waffenstillstand mit gleichzeitigen Verhandlungen übergeht. Im Mittleren Osten existiert die toxische Achse von Iran bis zum Mittelmeer faktisch nicht mehr. Hisbollah und Hamas sind tödlich geschwächt. Israel vernichtete die Waffenvorräte der zerfallenen syrischen Armee – und verhinderte so fürs erste, dass von dem neuen Regime in Damaskus eine militärische Bedrohung ausgeht.

Bei aller Unsicherheit: 2025 könnte auch weltpolitisch eine Wende zu (etwas) friedlicheren Verhältnissen bedeuten.

Fünftens: In Südamerika könnten die Etatisten ihre große Niederlage erleben

Lange standen Südamerikas Staaten vor allem für verschiedene Varianten des Linkspopulismus, für autoritäre Gesellschaftsmodelle und Kleptokratie. Mit der Wahl des radikallibertären Wirtschaftsprofessors Javier Milei zum argentinischen Präsidenten beginnt ein Experiment, dessen Verlauf die ganze Welt beobachtet: Er trat an, den Moloch Staat zurückzuschneiden, und das Land nach Jahrzehnten sozialistischer Misswirtschaft mit bitteren Medikamenten zu kurieren. Mileis Regierung halbierte die Zahl der Ministerien, entfernte tausende Beamte von ihren Versorgungsposten, legte zum ersten Mal seit vielen Jahren einen ausgeglichenen Haushalt vor und bremste die Hyperinflation. Inzwischen sinkt auch die vorübergehend gestiegene Armutsrate im Land wieder. Dafür stürzen gerade Wirtschaft und Währung im Brasilien des linken Medienlieblings Lula da Silva ab.

Sollte Milei mit seinem Kettensägen-Kurs das Leben der Mehrheit Argentiniens verbessern, dann strahlt sein Modell mit Sicherheit nicht nur in Südamerika aus.

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