Der Verband Business und Professional Women (BPW) Germany e.V. ist eines der größten Netzwerke für Unternehmerinnen und berufstätige Frauen weltweit. Mit der Initiative „Equal Pay Day“ (EPD) macht es seit 2008 auch hierzulande die Lohnungerechtigkeit zwischen Frau und Mann sichtbar. Dazu wird alljährlich der „Equal Pay Day“ ausgerufen, der den Tag im Folgejahr markiert, bis zu dem eine Frau in Deutschland gearbeitet haben muss, um genau so viel Geld verdient zu haben wie ein Mann. Am 17.03.2020 ist es soweit! Save the date!
Gut, dass hier die offizielle Lohnstatistik (des Statistischen Bundesamtes) zugrunde gelegt wird, die den Unterschied des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes von Frauen und Männern mit ca. 21% ausweist und nicht den um bestimmte Faktoren „bereinigten GPG“, der Teilzeitarbeit, Familienzeiten und bestimmte Berufsfelder berücksichtigt, in denen Frauen häufiger beschäftigt sind als Männer, sei noch zu verschmerzen. Schließlich geht es darum, aufmerksam zu machen, wachzurütteln und die Geschlechterungerechtigkeit in unserem Land endlich zu beseitigen, da darf dick aufgetragen werden.
Ein kontrovers diskutiertes Thema, dennoch tut unsere Politik hierzulande etwas: Die Initiative „Equal Pay Day“ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Und so fand die Auftaktveranstaltung des BPW Germany e.V. für den EPD 2020 in dieser Woche unter dem Motto „EQUAL PAY DAY 2020: Auf Augenhöhe verhandeln- WIR SIND BEREIT.“ standesgemäß im BMFSFJ in Berlin statt. Man bzw. frau hatte geladen:
Die Präsidentin des BPW Germany e.V., Frau Uta Zech, wartete mit einem geballten Programm an Referentinnen auf: Von der Hochschulprofessorin bis zur Verhandlungstrainerin kamen starke Frauen zu Wort, die Fachvorträge zur aktuellen Verhandlungsforschung, zur richtigen und falschen Verhandlungstaktik und zum erfolgreichen beruflichen Wiedereinstieg von Frauen hielten.
Nach einer kurzen Pause ging es mit der Podiumsdiskussion weiter. Alles lief nach Plan, es wurde darüber diskutiert, wie Frauen in ihrem Alltag benachteiligt sind, da sie diejenigen sind, die nach der Geburt eines Kindes zuhause bleiben, in Elternzeit gehen, die Pflege von Angehörigen übernehmen, den Haushalt machen, kaum noch aus der „beruflichen Teilzeitfalle“ herauskommen, und, und, und. Und das alles unbezahlt!
So fielen zunächst auch die beiden eingeladenen Teilnehmerinnen auf dem Panel, die jeweils am Rand platziert worden waren, durch ihre Wortbeiträge auf und nicht durch ihre T-Shirts. Deren Aufschrift „unbezahlt“ deutete eben auf diesen Missstand der unbezahlten „Care-Arbeit“ von Frauen hin, also untermauerte das ganze große Thema. Dachte frau …
Falsch gedacht! Eine Publikumsfrage am Ende der Veranstaltung sorgte für Aufklärung, die die gesamte Veranstaltung mit einem bitteren Beigeschmack versah: Alle Referentinnen und Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion waren unbezahlt erschienen.
Wir erinnern uns: Das Motto der Veranstaltung „EQUAL PAY DAY 2020: Auf Augenhöhe verhandeln – WIR SIND BEREIT“ soll die Frau dazu einladen, sich endlich mit sich und dem Wert ihrer Arbeit, ihrem Arbeitgeber, aber auch ihrem Lebenspartner auseinander zu setzen und für ihre Arbeitskraft einstehen. Sie soll vernünftig ihr Gehalt verhandeln, nicht zimperlich sein, aber auch nicht zu zickig, eben auf Augenhöhe!
Das galt für die eingeladenen Fachfrauen offensichtlich nicht, schließlich wurde ihnen „eine Plattform geboten“, das muss reichen. Honorar, Bezahlung? Mon dieu!
Übrigens war beiden Frauen im Panel (denen mit den T-Shirts) im Vorfeld der Veranstaltung nahegelegt worden, zu diesem Detail zu schweigen.
Das würde „dem Equal Pay Day schaden“.