„Impfpflicht in Turkmenistan, sind als nächstes wir nun dran?“
Redaktion
Auch dieses Wochenende kamen wieder zehntausende Bürger zusammen und forderten das Ende der Corona-Maßnahmen. Die Politik ist zum Dialog nicht bereit. Der Ministerpräsident des Saarlands Tobias Hans (CDU) entließ sogar seine Kulturbeauftragte im Wahlkampfteam – weil sie eine Corona-Demo besuchte. Von Jonas Aston
Wieder versammelten sich an diesem Samstag Zehntausende im Rahmen der „Corona-Spaziergänge“. Auch die geringfügigen „Lockerungen“ der Ampel nehmen dem Protest offenbar nicht den Wind aus den Segeln. Vergangenen Montag versammelten sich bundesweit der Polizei zufolge rund 125.000 Bürger, womit die Zahlen gegenüber der Vorwoche leicht gesunken waren. In Sachsen, Baden-Württemberg sollen je über 20.000 Demonstranten zusammengekommen sein, in Thüringen fast 10.000.
An diesem Samstag dürfte der mit Abstand größte Protest erneut im südwestlichen Reutlingen stattgefunden haben. Zu den Teilnehmerzahlen gibt es noch keine offiziellen Angaben. Die Polizei hat sich jedoch auf bis zu 7.000 Teilnehmer eingestellt. In der Vergangenheit umfasste der Aufzug nach Behördenangaben zwischen 3.500 und 7.500 Demonstranten. In dem Protestzug waren Plakate mit der Aufschrift: „wird der Bürger unbequem ist er plötzlich rechtsextrem“ oder „Finger weg von unseren Kindern“ zu erkennen. Auch waren einige Flaggen der Partei „Die Basis“ sowie vereinzelt der Slogan der AfD: „Gesund ohne Zwang“ zu sehen.
In Freiburg waren rund 1.000 Menschen auf der Straße, geringfügig weniger als in der Vorwoche. Dies dürfte aber auch damit zusammenhängen, dass die angemeldete Versammlung von den Behörden schon frühzeitig für beendet erklärt wurde. Nach Polizeimeldung soll die überwiegende Anzahl der Teilnehmer von Anfang an gegen die Maskenpflicht verstoßen haben. Vergangene Woche wurde die Demonstration mit der gleichen Begründung aufgelöst. Über Stunden bildeten sich dann in der Innenstadt immer wieder Gruppen von 50 bis 500 Personen. Viele von denen wurden nach und nach von der Polizei aufgelöst. Die Demonstranten trugen ein Plakat mit der Aufschrift: „schützt unsere Kinder“ oder auch Ukraine-Flaggen mit sich. Demonstranten sahen sich in ihrer Demonstrationsfreiheit eingeschränkt.
In Bayern gingen am Samstag besonders viele Menschen in Augsburg auf die Straße. Zwar liegen noch keine behördlichen Angaben vor, die Zahl dürfte aber weit im vierstelligen Bereich liegen. Letzte Woche kamen etwa 2.200 Menschen zusammen. An der Spitze des Aufzugs war ein Plakat mit dem Slogan: „Nein zum Impfzwang!!!“ und dahinter die Parole: „Allgemeine Impfpflicht in Turkmenistan sind als nächstes wir nun dran“, zu lesen.
1.500 Personen versammelten sich in Frankfurt am Main nach Polizeiangaben und demonstrierten für die „freie Impfentscheidung“. Teilnehmer sprechen teils von noch mehr Demonstranten. Zahlreiche Menschen tanzten – teils mit Luftballons und Regenbogenflagge – am Römer.
Zu den Teilnehmerzahlen in Düsseldorf fehlen bisher amtliche Angaben. Die Polizei rechnete im Vorfeld des Protests ebenfalls mit circa 1.500 Teilnehmern. Vor Ort war auch die „echte Antifa“, die sich „gegen Lobbyismus, Impfzwang, Ausgrenzung und digitale Kontrolle“ positionierte.
In Hamburg versammelten sich der Polizei zufolge 2.000 Bürger. Auch hier gehen Teilnehmer mitunter von wesentlich höheren Zahlen aus. Wie schon bei vielen anderen Protesten war Hansestadt der isländische „Huh“-Ruf zu hören. Teilnehmer skandierten „Wir sind die rote Linie“. Auf der Demonstration wurde der Hamburger Oberbürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gedoubelt. Ein Teilnehmer trug ein Schild, auf welchem „wasch dir deine Hände, dein Hirn waschen wir“ stand. Unter dem Slogan waren die Logos von ARD und ZDF abgebildet.
Weit im vierstelligen Bereich sind die Corona-Demonstrationen stets in Saarbrücken – die Regierung verweigert dennoch jeden Dialog.
Marisa Winter, einstige Expertin für Kulturfragen im Wahlkampfteam von Tobias Hans, musste dieses schon nach kurzer Zeit wieder verlassen – sie besuchte vor einigen Wochen nämlich eine der Corona-Demonstrationen in Saarbrücken. Als Kulturschaffende habe sie „ein Interesse am Austausch“. Die Teilnahme an dem Protest sorgte jedoch für eine Wutwelle, insbesondere da sie keine Maske aufgesetzt hatte. Schließlich zog sie sich aus dem Wahlkampfteam zurück, da sie nicht wolle, dass ihre „einmalige Teilnahme an einer Demonstration“ wichtige Fragen überschatte.
Auch die SPD konnte für Marisa Winter kein Verständnis aufbringen. Kevin Kühnert kommentierte den Schritt Winters spöttisch mit dem Satz: „Mehr Zeit, um spazieren zu gehen“.
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