An diesem Montag fanden erneut im ganzen Land „Montagsspaziergänge“ statt – wahrscheinlich waren es wieder über 100.000 Bürger. Der Protest gegen die Corona-Politik vereint Menschen mit völlig unterschiedlichem politischen Hintergrund.
Am vergangenen Montag demonstrierten nach Angaben der Innenministerien 125.000 auf über 1.000 Spaziergängen im ganzen Land gegen die aktuelle Corona-Politik. Die Teilnehmerzahlen dürften diese Woche leicht gesunken sein, sich aber weiterhin im sechsstelligen Bereich bewegen.
Am stärksten bleiben die Proteste in Sachsen. Allein in Ostsachsen zählten die Behörden über 5.000 Teilnehmer. Im Hotspot Bautzen schätzte die Polizei die Anzahl der Demonstranten auf 1.250 Demonstranten. Teilnehmer gehen von wesentlich höheren Zahlen aus.
Angeführt wurde der Protest von Pflegekräften, die symbolisch von ihrem Beruf Abschied nahmen. Auf ein großes Plakat schrieben sie: „Dank der Impfpflicht müssen wir (…) Abschied nehmen von unserer Leidenschaft, Liebe, Zuneigung, Kreativität und unermüdlichen Motivation zu unserem Beruf, unserer Berufung und unseren Patienten. In Liebe und Dankbarkeit!“
Wie schon in der Vergangenheit trat auch dieses Mal der AfD-Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse als Redner auf. Er forderte für seinen Wahlkreis die Nicht-Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Bezug nahm er dabei auch auf den Vize-Landrat Udo Witschas (CDU). Dieser machte vor einigen Monaten Schlagzeilen, als er bei dem Spaziergang in Bautzen ankündigte, die Pfleger-Impfpflicht nicht umzusetzen. Wenn Witschas im Juni als Landrat gewählt werden sollte, werde man ihn an seinen Worten messen, so Hilse.
In den thüringischen Städten Altenburg und Gera kamen je rund 1.000 zusammen. Die Zahlen stabilisierten sich damit gegenüber der Vorwoche. In Gera versammelten sich die Bürger hinter einem großen Transparent mit der Aufschrift: „Wir sind die rote Linie“. Eine andere Teilnehmerin fragte: „Unbequem = Rechtsextrem“?
Wie jede Woche begann der Spaziergang in Gera mit dem obligatorisch gewordenen Feuerwerk. Auf dem Altenburger Marktplatz forderten die Demonstranten durch Klatschen und Trillerpfeifen das Ende der Corona-Maßnahmen. In Eisenach fragten Demonstranten: „Wenn deine Impfung dich nicht schützt, wie kann dich dann meine Impfung schützen?“
In Halle sind die Teilnehmerzahlen gegenüber der Vorwoche wieder knapp gestiegen. Knapp 1.000 Personen sollen an dem Protest beteiligt gewesen sein. Gegen Ende der Demonstrationen wurde der Milva-Schlager „Hurra, wir leben noch“ gespielt. Die Teilnehmer spielten damit auf die Aussagen von Jens Spahn und Karl Lauterbach an, dass man Ende des Winters „geimpft, genesen oder gestorben“ sei. In Schwerin machten sich Hunderte mit dem isländischen Huh-Ruf bemerkbar, und in Rostock wurde zum Protest Michael Jackson gespielt.
Die „Huh“-Rufe waren auch in Köln zu hören, wo wieder rund 1.000 Personen vor Ort gewesen sein dürften. Die Demonstranten hatten Luftballons oder Regenbogen-Fahnen dabei. In Münster und in Baden-Baden wurde mit Trommeln „die freie Impfentscheidung“ gefordert und „gemeinsam für die Grundrechte“ eingestanden. Neumarkt in der Oberpfalz zeigte seinen Protest gegen die Impfpflicht mit einem Meer aus Herzen.
Der teilnehmerstärkste Spaziergang dürfte diesen Montag wieder in Nürnberg stattgefunden haben. Behördenangaben liegen zwar noch nicht vor, doch schon vergangene Woche waren 2.400 Personen auf der Straße. Diese Angaben sind jedoch strittig. Die Initiative „Team Menschenrechte Nürnberg“ spricht von 4.200 Teilnehmern.
Die Demonstranten spazierten „gemeinsam für Grundrechte, Frieden, Freiheit, Demokratie und Zusammenhalt. Gegen Faschismus und Ausgrenzung“. Die „echte Antifa“ trug ein Transparent, auf dem „kein Mensch ist zertifizierbar“ stand. Ein anderer Teilnehmer schrieb auf ein Plakat: „Ich bin weder Leugner noch aggressiv. Der Erhalt der Freiheit ist mein Motiv.“