Ex-Kanzler Gerhard Schröder ist offenbar in Moskau, um noch heute mit Wladimir Putin über die Beendigung des Krieges in der Ukraine zu sprechen. Das berichtet Politico unter Berufung auf unterrichtete Kreise („people familiar with the matter“).
In den letzten Wochen hatte sich massive Kritik gegen den Altkanzler gerichtet. Gerhard Schröder wollte sich trotz Ukraine-Krieg partout nicht von Wladimir Putin distanzieren und auf seine Position beim staatlichen Energieriesen Gazprom verzichten. Schröder hatte sich noch in den letzten Jahren seiner Kanzlerschaft für das Projekt Nord Stream eingesetzt. Bereits im Vorfeld des Angriffskrieges der USA gegen den Irak hatten sich Berlin und Moskau angenähert.
In der Vergangenheit mehrten sich die Rufe, die Schröder ein „parteischädigendes Verhalten“ gegenüber der SPD vorwarfen und sogar den Parteiausschluss forderten. Andere Stimmen bemängelten, dass Schröder trotz seiner für Deutschland nachteiligen außenpolitischen Rolle immer noch die Privilegien eines ehemaligen Bundeskanzlers erhielt – so etwa ein eigenes Büro und einen Mitarbeiterstab. Letzterer kündigte dem Ex-Kanzler demonstrativ, nachdem dieser jede Umkehr ablehnte. Die SPD-Parteispitze wendete sich mit einem Appell direkt an Schröder.
Die Wut und Empörung, die sich gegen den Amtsvorgänger von Angela Merkel richtete, fasste Schröders Ehefrau So-yeon Schröder-Kim als Kampagne auf, die von den Medien des Hauses Axel Springer gezielt betrieben würde. Das geht aus einem offenen Brief hervor, den Schröder-Kim auf Instagram veröffentlichte. Zugleich deutete sie aber an, dass Schröder eine wichtige Rolle in der Beilegung des Ukraine-Konfliktes einnehmen könnte.
Im Kontrast etwa zur Forderung des Springer-Chefs Mathias Döpfner nach einem Nato-Einsatz sei „die Bitte des ukrainischen Botschafters in Deutschland nach einer Vermittlung zur Beendigung des Krieges durch meinen Mann bei weitem rationaler“, schreibt Schröder-Kim. „Ihr könnt sicher sein, was auch immer mein Mann tun kann, um zur Beendigung des Krieges beizutragen, wird er tun und zwar unabhängig von Ultimaten der SPD oder anderer Organisationen wie etwa dem DFB.“ Der Brief ist an die „Genossen“ der SPD „mit solidarischen Grüßen“ gerichtet.
Die Zeitschrift Politico hat diese Darstellung bestätigt. Demnach hätten sich ukrainische Unterhändler an Schröder zur Vermittlung gewendet. „Die Ukraine wollte sehen, ob Schröder eine Brücke für den Dialog mit Putin bauen könne“, zitiert Politico eine Person aus dem Umfeld, die anonym bleiben will. Demnach wird Schröder den russischen Präsidenten in Moskau am Donnerstag treffen, um über ein Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine zu beraten. Die Bundesregierung sei über den Vorgang nicht informiert worden.