Jetzt sollen auch noch die kühlen Hanseaten ausflippen - Thomas Schmid rechnet mit den „Tugendwächtern“ ab.
Soeben hat die Bezirksversammlung von Hamburg-Altona mit der Mehrheit von SPD und Grünen die Hamburger Finanzbehörde aufgefordert, sie möge nach dem Vorbild Hannovers „gendergerechtes“ Schreiben im Amtsverkehr vorschreiben.
Unterstützung kommt von der Altonaer Bezirksamtsleiterin Liane Melzer. „Es wird ja immer der Vorwurf gemacht, wenn man beide Geschlechter erwähnt, dann dauern die Reden zu lang, dann werden die Gesetze zu lang. Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass es nicht viel länger dauert, wenn man sowohl die Frauen als auch die Männer anspricht“, sagt sie. Beim Geschlecht „diverse“ könne man auch „Studierende“ statt „Studentinnen und Studenten“ sagen.
„Herr“ und „Frau“ werden abgeschafft
Hamburg nimmt sich Hannover zum Vorbild? Tatsächlich! Die dortige städtische Verwaltung mit ihren rund 11.000 Mitarbeiter_innen/Mitarbeitenden/ Mitarbeiter*innen dürfen zukünftig nur noch geschlechtsneutrale Texte schreiben. Verbindlich sei das, so Stefan Schostok (SPD), Hannovers Oberbürgermeister, assistiert von seiner Dezernent*innenkonferenz. Das Sprachdiktat gilt ab sofort schrittweise in E-Mails, Präsentationen, Broschüren, Presseartikeln, Drucksachen, Hausmitteilungen, Flyern, Briefen, Formularen und Rechtstexten. Es soll „ein wichtiges Signal und ein weiterer Schritt, alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anzusprechen,“ sein. Statt der Anrede „Herr“ und „Frau“ sollen andere Formen der Ansprache wie „Guten Tag“ oder „Liebe Gäste“ genutzt werden. Erst in zweiter Linie, wenn eine solche Formulierung nicht möglich sei, wird der
„Gender Star“ (Bürger*innen) eingesetzt.
Wie man hört und liest, hat das CSU-regierte Augsburg dergleichen schon am 1. Februar in Kraft gesetzt. Sie will damit „ihrer Vielfalt gerecht werden und die Gleichstellung der Geschlechter verdeutlichen.“ Die Stadt Dortmund wird folgen. Sie bastelt für das Frühjahr 2020 an einer eigenen Richtlinie. Dortmunds Gleichstellungsbeauftragte Maresa Feldmann arbeitet schon mal dran und meint: „Ich glaube, jetzt ist genau die richtige Zeit dafür.“
Die Sache wird mehr und mehr zu einem Kulturkampf. Und das ist gut so. Eine Aktion mit dem Namen „Schluss mit dem Gender-Unfug!“ überschreitet am 12. März die Zahl an 40.000 Unterstützern. Und das sechs Tage nach dem Start der Initiative!
„Kritik” am Aufruf gegen die Gender-Sprache
Diversen genderbewegten Sprachgouvernanten aus Politik und Mainstreampresse passt das – wie zu erwarten war – gar nicht. Darauf hat nun der vormalige Chefredakteur und Herausgeber der WELT-Gruppe Thomas Schmid chirurgisch messerscharf geantwortet. Wörtlich schreibt er über die zuweilen geifernden Gegner der Aktion:
„Es weht ein muffiger Wind der Unfreiheit, des geistigen Zwangs und einer unbelehrbaren Engstirnigkeit … Was aneckt, darf nicht streitbar erörtert werden – es muss verboten, es muss gebannt werden … Mit einigem Erfolg sind seit geraumer Zeit einige wenige selbsternannte Tugendwächter dabei, den Universitäten und den Diskursen den Geist der Freiheit auszutreiben. Es geht ihnen um ein schäbiges Stückchen Macht … Die Diskurssheriffs selbst sind, was sie ihren Gegnern vorwerfen: nicht progressiv, sondern reaktionär.“
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