Es begann mit der Duisburger Zentralmoschee, einer der größten Moscheen in Deutschland im osmanischen Baustil: Sie durfte jetzt erstmals und auf die explizite Bitte der benachbarten christlichen Kirchen hin öffentlich vom Minarett herunter zum Gebet rufen lassen, wie die türkischstämmige Deutsche Hülya Ceylan, die Vorsitzende des weitestgehend dem türkischen Staat unterstehenden NRW-Landesverbandes DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion), das Zustandekommen erklärt hatte.
Ceylan sagte gegenüber einer islamreligiösen Internetseite, die von der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen der islamistischen Milli-Görüş-Bewegung zugerechnet wird: „Nach dem Angebot der Kirche haben wir uns mit der Stadt Duisburg und dem Zuständigen für den Krisenstab (Red.: wegen Corona) zusammengesetzt und die Genehmigung eingeholt. Nun wird jeden Abend um ein Zeichen der Solidarität zu setzen, der Gebetsruf ausgerufen.“ Mittlerweile hat sich die Zentralmoschee in immer mehr Städten durchgesetzt, von Nord bis Süd, auch in Frankfurt.
Meist wird getan, es sei wie beim Glockengeläut der christlichen Kirchen, ein Aufruf zum Gebet. Aber das ist nicht so, sondern schließt andere Glaubensbekenntnisse bewußt aus – es kann als Machtanspruch verstanden werden:
Allahu akbar (4 mal) | Allah ist der Allergrößte (4 mal) |
aschhadu an la ilaha ha llah (2 maI) | Ich bezeuge, daß es keinen Gott außer Allah gibt (2 mal) |
aschhadu anna muhammada-rasulu-llah (2 mal) | Ich bezeuge, daß Muhammad der Gesandte Allahs ist (2 mal) |
hajja ‘ala-salah (2 mal) | Kommt her zum Gebet (2 mal) |
hajja ‘ala-l-falah (2 mal) * | Kommt her zum Heil (2 mal) |
Allahu akbar (2 mal) | Allah ist der Allergrößte (2 mal) |
la ilaha illa llah | Es gibt keinen Gott außer Allah |
Unterstützt wird der Aufruf zum Gebet von den evangelischen und katholischen Kirchen. Seit den 70er-Jahren verstehen sie die religiöse Orientierung als Gemeinsamkeit gegen wachsende Glaubenferne. Während das Geläut aus Lärmschutzgründen immer weiter eingeschränkt wurde wird der Ruf des Muezzins ausgeweitet. Meist wird derzeit das Vermummungsverbot in den Moscheen als Begründung herangezogen. Aber es ist nur der Einstieg. Auf Seite der Rufer steht die FDP – sie will seit 2012 den Ruf des Muezzins mit dem Geläut gleichsetzen. Immer wieder forderte Christian Lindner die Gleichsetzung von christlichen Kirchen und Islam. Ziel sei paradoxerweise die stärkere Trennung von Staat und Kirche. Das soll erreicht werden, indem die Kirchen durch die inflatorische Gleichrangigkeit gewissermaßen entwertet werden: Gibt es Dutzende von Sekten und Glaubensgemeinschaften ist der Anspruch der Staatskirchen entwertet.
Kritiker fürchten, dass hier zur Toleranz für Intolerante und für ihre archaischen Gesellschaftsvorstellung aufgerufen wird. Gleichberechtigung und Toleranz sind keine Werte, die in den Moscheen vermittelt werden. So kommentiert FDP-Mitglied Ali Utlu den Vorstoß der FDP und die Auswirkungen eines wachenden islamischen Einflusses auf die Alltagskultur und Alltagspolitik:
— Ali Utlu ?️? (@AliCologne) April 25, 2020