„Von einer Entspannung der Situation ist derzeit nichts zu spüren“, sagte die Co-Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, dem RND. Im Gegenteil legten die Rückmeldungen der Kollegen nahe, dass sich die Lage im Vergleich zu vergangenem Jahr „eher weiter zugespitzt“ habe.
„Die Hausarztpraxen kämpfen jeden Tag mit massiven Lieferengpässen bei vielen dringend notwendigen und weit verbreiteten Medikamenten“, sagte Verbandschefin Buhlinger-Göpfarth. Inzwischen sei eine „ganze Palette von Medikamenten“, die in den Hausarztpraxen regelmäßig verschrieben würden, von Lieferschwierigkeiten betroffen. Die genaue Liste sei regional unterschiedlich und ändere sich auch ständig, sagte sie.
Besonders betroffen sind nach ihren Angaben nach wie vor Antibiotika, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Aber auch Blutdrucksenker, Psychopharmaka, Augentropfen und Augensalben sowie bestimmte Statine (Cholesterinsenker) seien Mangelware. Auch die Kinderärzte berichten von einer weiterhin schwierigen Versorgungslage, die sich angesichts der gehäuft auftretenden Atemwegserkrankungen noch verschlechtern könnte.
„Es besteht in der Kinder- und Jugendheilkunde vor allem im Bereich der Fieber- und Schmerzsäfte sowie der Basisantibiotika ein Engpass, der sich mit zunehmender Infektionslage noch deutlich zuspitzen wird“, warnte der Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske.
Die Apothekerschaft sieht ebenfalls kein Licht am Ende des Tunnels. Eine jährliche Umfrage unter Apothekeninhabern zeige deutlich, dass die Apotheken auch in diesem Winter zahlreiche Lieferengpässe erwarteten, sagte die Präsidentin der Apothekervereinigung ABDA, Gabriele Overwiening, dem RND. „Eine wirksame Abhilfe ist derzeit leider kaum in Sicht“, betonte sie.