Tichys Einblick
Folge der Corona-Maßnahmen

Adé schwarze Null – Deutschlands Staatsschulden auf Rekordhoch

Der Staat war zum Jahresende mit mehr als 26 000 Euro pro Kopf der Bevölkerung verschuldet. Das ist der höchste Stand aller Zeiten und entspricht einem Anstieg um 14 Prozent in nur einem Jahr. Es wird in diesem und dem kommenden Jahr aller Voraussicht nach noch deutlich mehr werden.

Schuldenuhr des Bunds der Steuerzahler (Stand 24.03.21)

IMAGO / Bernd Elmenthaler

Der Öffentliche Gesamthaushalt des Staates (Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte) war beim nicht-öffentlichen Bereich zum Jahresende 2020 mit 2 172,9 Milliarden Euro verschuldet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach endgültigen Ergebnissen weiter mitteilt, entspricht dies einer Pro-Kopf-Verschuldung von 26 141 Euro. Das waren 3 281 Euro mehr als noch Ende 2019 (22 860 Euro). Zum nicht-öffentlichen Bereich gehören Kreditinstitute und der sonstige inländische und ausländische Bereich, zum Beispiel private Unternehmen im In- und Ausland.

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Binnen Jahresfrist stieg die öffentliche Verschuldung zum Jahresende 2020 um 14,4 Prozent oder 273,8 Milliarden Euro auf den höchsten jemals in der Schuldenstatistik am Ende eines Jahres gemessenen Schuldenstand. Der Anstieg ist, wie Destatis meldet, insbesondere bei Bund und Ländern auf die Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie zurückzuführen und setzte sich nach vorläufigen Ergebnissen im 1. Quartal 2021 fort.
Schulden des Bundes steigen besonders stark

Der Bund war Ende 2020 mit 1 403,5 Milliarden Euro verschuldet. Der Schuldenstand stieg damit gegenüber dem Jahresende 2019 um 18,1 Prozent beziehungsweise 214,9 Milliarden Euro. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl Deutschlands betrugen die Schulden des Bundes 16 884 Euro pro Kopf (2019: 14 308 Euro). Die hohe Nettokreditaufnahme des Bundes in diesem laufenden (bis zu 240 Milliarden Euro möglich) und im kommenden Jahr (rund 100 Milliarden Euro geplant), wird aller Voraussicht nach dafür sorgen, dass der Rekord nicht lange Bestand hat.

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Die Gesamtschulden aller Länder sind im Vorjahresvergleich um 9,8 Prozent beziehungsweise 57,0 Milliarden Euro auf 636,0 Milliarden Euro gestiegen, wobei sie ausnahmslos in allen 16 Ländern anstiegen. Der durchschnittliche Schuldenstand pro Kopf der Länder betrug 7 652 Euro (2019: 6 970 Euro). Am höchsten war die Pro-Kopf-Verschuldung – wie bereits im Vorjahr – mit durchschnittlich 21 723 Euro (2019: 19 041 Euro) in den Stadtstaaten, wobei sie in Bremen bei 57 823 Euro (2019: 43 921 Euro), in Hamburg bei 19 181 Euro (2019: 18 279 Euro) und in Berlin bei 16 307 Euro (2018: 14 773 Euro) lag. Hierbei ist zu beachten, dass die Stadtstaaten anders als die Flächenstaaten auch kommunale Aufgaben wahrnehmen.

Die Flächenländer verzeichneten im Jahr 2020 eine Pro-Kopf-Verschuldung von 6 520 Euro (2019: 6 000 Euro). Am höchsten war die Verschuldung je Einwohnerin und Einwohner im Saarland mit 14 737 Euro (2019: 13 989 Euro), gefolgt von Schleswig-Holstein mit 11 002 Euro (2019: 10 609 Euro). Trotz des extremen prozentualen Zuwachses der Schulden gegenüber 2019 in Sachsen (+344,0 Prozent) war die Verschuldung pro Kopf dort mit 1 244 Euro (2019: 279 Euro) immer noch relativ gering. Das gilt weniger dramatisch auch für Bayern (+38,0 Prozent, 2020: 1 359 ; 2019: 987 Euro).

In den meisten Ländern stand die höhere Verschuldung größtenteils im Zusammenhang mit der Corona-Krise.

Kommunale Verschuldung steigt vergleichsweise moderat

Die Verschuldung der Gemeinden und Gemeindeverbände wuchs im Vorjahresvergleich nur mäßig um 1,5 Prozent beziehungsweise 1,9 Milliarden Euro auf 133,3 Milliarden Euro. Die Entwicklung der kommunalen Schuldenstände verlief aber in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Anstiegen insbesondere in Bayern (+8,3 Prozent), Baden-Württemberg (+7,6 Prozent) und Hessen (+6,4 Prozent) stehen Rückgänge vor allem im Saarland (-13,7 Prozent), in Sachsen (-11,2 Prozent) und Brandenburg (-10,7 Prozent) gegenüber. Die Verschuldung der Gemeinden und Gemeindeverbände betrug insgesamt je Einwohnerin und Einwohner 1 733 Euro (2019: 1 709 Euro).

Die Sozialversicherung war Ende 2020 mit 0,53 Euro je Einwohnerin und Einwohner (2019: 0,71 Euro) verschuldet. Deren Gesamtschulden haben sich wie in den Vorjahren weiter reduziert und beliefen sich auf 44 Millionen Euro (2019: 59 Millionen Euro).

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