Tichys Einblick
Fragwürdige Täter

„80 verletzte Polizisten bei Corona-Demo“ – aber durch abseitige Tätergruppe

Berlins Polizeipräsidentin Slowik suggerierte, die Corona-Demo vom 18. November in Berlin sei extrem gewalttätig gewesen. Nun stellt sich heraus: Alle Beamten wurden durch dubiose Demonstranten einer Gegen-Gruppierung verletzt.

picture alliance / SULUPRESS.DE | Vladimir Menck

„Brutalität war immens – fast 80 Polizisten bei Corona-Demo verletzt“. So berichtete die WELT wie auch etliche andere Medien über die Demonstrationen am 18. November gegen das „Dritte Bevölkerungsschutzgesetz“ im Berliner Regierungsviertel. Die Polizei setzte damals mehrere Wasserwerfer ein und brachte 257 Strafverfahren gegen Demonstranten in Gang. Die Zahl „80 verletzte Polizisten“ diente den Berichterstattern als Beleg für eine Menge hoch aggressiver Protestierer, die nur mit Wasserwerfern und einem Großaufgebot an Polizisten in Schach gehalten werden konnten.

Screenprint: welt.de

„Das Potenzial und die Brutalität der Gewalt am Mittwoch waren immens. Einzelne Stimmen haben mir gesagt, so was haben wir in Berlin seit Jahrzehnten nicht erlebt“, sagte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik dem Tagesspiegel.
„Einzelne Gruppen“ hätten Einsatzkräfte „massiv“ angegriffen, Flaschen, Steine und Pyrotechnik seien auf Einsatzkräfte geflogen.

„Wir sind vom ganz bunten Publikum weggekommen und haben es zunehmend mit einem Spektrum von Menschen zu tun, die unser System generell ablehnen und bereit sind, dafür extreme Gewalt anzuwenden“, so Slowik damals.

Der parteilose Berliner Abgeordnete Marcel Luthe bat die Innenverwaltung des Senats um eine genaue Aufschlüsselung der Verletzungen, die die Beamten an dem Tag erlitten hatten. Die Antwort des Senats lässt Slowik jetzt als Propagandistin dastehen, die – bewusst? – einen falschen Eindruck streute. Denn von den 79 verletzten Polizisten wurden laut Senatsverwaltung 78 im Zusammenhang mit einer dubiosen „Gegendemonstration“ verletzt, die sich gegen die Querdenker-Demo richtet – und einer durch einen Verkehrsunfall ohne Einwirkung von Demonstranten. Kein Einziger im Zusammenhang mit der so genannten Querdenker-Demo.

In der Antwort auf Luthes Anfrage heißt es:

„Im Rahmen des Einsatzes am 18. November 2020 wurden insgesamt 79 Dienstkräfte der Polizei Berlin verletzt. Hiervon wurden 78 Dienstkräfte im Zusammenhang mit der Versammlung „Antifaschistische Versammlung gegen Querulanten und Feinde der Gesellschaft“ mit der zugewiesenen Versammlungsörtlichkeit Unter den Lindenstraße/Friedrichstraße/Brandenburger Tor/Yitzhak-Rabin-Straße durch Fremdeinwirkung verletzt.
Eine Dienstkraft wurde im Rahmen eines Verkehrsunfalles ohne direkten Versammlungsbezug leicht verletzt.“

Marcel Luthe kommentiert das Ergebnis seiner Nachfrage: „Aufgabe von Behörden – besonders der Polizei – ist es, objektiv zu informieren und keine Propaganda zu betreiben. Dass einmal mehr Polizeibeamte Opfer gewalttätiger, mutmaßlicher Linksextremisten geworden sind, ist schon unerträglich. Wenn dann aber auch noch die Behördenleitung den Tathintergrund – freundlich gesagt – missverständlich darstellt, zerstört sie massiv Vertrauen.“

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