Bereits letzte Woche hatte eine Dokumentation des MDR gezeigt, dass die Zahl der gegen Corona Geimpften, die unter „schweren Impfnebenwirkungen“ leiden, deutlich höher ist als angenommen. Auch TE hatte die Erkenntnisse aus der MDR-Doku abgebildet. Wie sich zeigt, haben die Ergebnisse ein Nachspiel.
Ausgangspunkt ist eine Studie der Berliner Charité, nach der 8 von 1.000 Geimpften mit „schweren Impfnebenwirkungen“ kämpften. Eine Studie des Paul-Ehrlich-Instituts hatte bislang behauptet, es hätte „für schwerwiegende Reaktionen“ nur 0,2 Meldungen auf 1.000 Impfdosen gegeben. Die Charité verzeichnet demnach einen vierzigfach höheren Wert als das Paul-Ehrlich-Institut.
Patienten mit Impfkomplikationen werden nicht ernstgenommen
Verantwortlich für die Studie zeigt sich Professor Harald Matthes. Er spricht von einer halben Million schwerer Fälle in Deutschland. Die Ärzte müssten tätig werden, es brauche Anlaufstellen für Betroffene. „Wir müssen zu Therapieangeboten kommen, auf Kongressen und in der Öffentlichkeit offen darüber diskutieren, ohne dass wir als Impfgegner gelten“, erklärt Matthes.
Ärzte haben Angst vor „aufgeheizter Stimmung“
Er bewertete es als problematisch, dass Patienten mit ihren Symptomen nicht ernstgenommen würden, weil Ärzte diese nicht mit der Impfung in Verbindung brächten oder sich in der „aufgeheizten politischen Stimmung“ nicht positionieren wollten. Dadurch erklärte sich auch die Diskrepanz zwischen den Zahlen der Charité und denen des Paul-Ehrlich-Instituts: Verdachtsfälle würden häufig nicht gemeldet.
Matthes fordert, dass die Spezialambulanzen, die für Patienten mit „Long Covid“ zur Verfügung stünden, auch für Patienten mit Impfkomplikationen öffnen sollten, weil die Krankheitsbilder ähnlich seien. Je nach Ausprägung sollten Patienten dann an die jeweilige Fachabteilung weitergeleitet werden. Matthes sieht auch die Intensivstationen und Dialysezentren als Orte, die in die Behandlung einbezogen werden könnten. Diese hätten „Erfahrung mit Blutwäschen“.
Zugleich sieht Matthes Nachholbedarf bei der Kostenübernahme. Behandlungen von Long Covid, inklusive Reha-Maßnahmen, würden inzwischen von den Kassen bezahlt, Behandlungen von Impfkomplikationen dagegen nicht.
Das Bundesgesundheitsministerium schweigt
Kritik kam von den üblichen Verdächtigen. Bei „Servus TV“ bezweifelte der Radiologe Frank Ulrich Montgomery, dass es so viele Menschen mit schweren Nebenwirkungen gebe, weil „keine Definition der schweren Nebenwirkungen existiere“. Matthes entgegnete, dass Montgomery aus der Diskussion eine „Glaubensdebatte“ mache, die „Fakten“ lägen vor.
TE hat in diesem Zusammenhang beim Bundesministerium für Gesundheit (BMG) angefragt, wie sich die unterschiedlichen Zahlen der Charité und des Paul-Ehrlich-Instituts miteinander vertragen, und welche Rückschlüsse die Bundesregierung daraus zieht. Das BMG bezieht sich bis heute auf die Studie des Paul-Ehrlich-Instituts.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte mehrmals – so in der Sendung „Anne Will“ vom 13. Februar – behauptet, die Impfung sei „mehr oder minder nebenwirkungsfrei“. TE hat das BMG auch mit dieser Stellungnahme konfrontiert. Eine Antwort blieb bisher aus.