Das Jahr 2019 war eines der blutigsten Jahre für Christen überhaupt. Das hat der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka, gegenüber der „Tagespost“ betont. Die Ermordungen von Christen in Syrien sowie Anschläge in Burkina Faso, Sri Lanka und auf den Philippinen seien nur einige Beispiele, die das Ausmaß der Gewalt zeigten. „Der Aufstieg autoritärer Regime und verbreiteten Nationalismus verheißt nichts Gutes für Christen in Ländern wie Indien, Myanmar und China, in denen das Christentum nicht nur als etwas Ausländisches, sondern auch als Medium unerwünschten westlichen Einflusses betrachtet wird“, sagte Ripka am Montag. In Teilen Afrikas setze zudem islamistische Gewalt die Christen unter enormen Druck. Im Irak und in Syrien blute das Christentum durch Emigration weiter aus.
Christen nicht nach Iran und Afghanistan abschieben
Auch der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), zeigt sich besorgt über die wachsende Gewalt gegenüber Christen. Der „Welt am Sonntag“ hatte Grübel gesagt: „Ein Blick in die Welt zeigt leider, dass Christen in vielen Ländern diskriminiert und verfolgt werden. Quantitativ betrachtet sind sie die am stärksten verfolgte Gruppe.“ Von Pakistan bis Nigeria hätten Christen Probleme, so der Politiker. „Der fruchtbare Halbmond ist zu einem furchtbaren Halbmond geworden.“ Aber auch in Subsahara-Afrika habe sich die Lage leider in einigen Ländern verschlechtert. Grübel riet dazu Christen „grundsätzlich nicht“ nach Iran und Afghanistan abzuschieben. Weiter betonte er, zur Glaubwürdigkeit gehöre ebenso der Einsatz für andere Religionsgemeinschaften. Als Beispiel nannte er die Verfolgung der muslimischen Uiguren in China.
Kardinal Marx: Kirchen haben zur Sensibilisierung beigetragen
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte der „Welt am Sonntag“ mit Blick auf die Lage in Nahost gesagt: „Missglückte gesellschaftliche Modernisierung, Kriege und grassierende Hoffnungslosigkeit vor allem der jungen Generation haben vielerorts mit zu Instabilitäten geführt, die der Islamismus für seine Zwecke instrumentalisiert hat.“ Der Kardinal kritisierte, dass „rigide Auslegungen des Islam weiterhin mit viel Geld aus der Golfregion nach Afrika und Asien“ exportiert würden. Der Erzbischof von München und Freising sieht in Politik und Öffentlichkeit mittlerweile eine wachsende Sensibilität für das Thema Religionsfreiheit – etwa in den USA, in der EU und speziell in Deutschland. Das stimme in hoffnungsvoll. Zu dieser Sensibilisierung hätten nicht zuletzt die Kirchen beigetragen. Es sei Aufgabe der Kirchen sich für die Religionsfreiheit aller Menschen einzusetzen.
EKD-Ratsvorsitzender: Islam derzeit am stärksten herausgefordert
Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sieht unter den Weltreligionen den Islam „derzeit sicherlich am stärksten herausgefordert“. Bedford-Strohm kritisierte in der „Welt am Sonntag“ die Intoleranz, die weltweit von Regimen ausgehe, die den Islam politisch missbrauchten. „Es bleibt aber eine Aufgabe für alle Religionen, als Kräfte des Friedens und der Versöhnung sichtbar zu werden“, betonte Bedford-Strohm. Weiter sagte der EKD-Ratsvorsitzende: Die evangelische Kirche setze sich seit langem für zum Christentum konvertierte Menschen ein, denen Abschiebung drohe. Er forderte eine Regelung, „die verhindert, dass Menschen, die vom Islam zum Christentum konvertiert sind, in Länder wie Afghanistan oder den Iran abgeschoben werden, in denen insbesondere konvertierte Christen ihre Religion nicht gefahrlos leben können“. Es müsse dabei klar sein, dass über die Ernsthaftigkeit eines Taufbegehrens „nicht der Staat urteilen kann, sondern allein die Kirche“.
Der ehemalige Vorsitzende der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Volker Kauder (CDU), sagte der Zeitung, die Situation von Christen sei in vielen Regionen der Welt besorgniserregend. Neben dem Nahen Osten nannte der Politiker die Sahel-Region in Afrika und Asien. Auch Kauder plädierte dafür, christliche Konvertiten nicht in Länder wie den Iran abzuschieben. Dort drohten schwerste Sanktionen. „Als Land der Religionsfreiheit dürfen wir Menschen nicht in eine solche Bedrohungslage abschieben.“
Dieser Beitrag ist zuerst bei Die Tagespost erschienen.