Tichys Einblick
Nationalfeiertag der infantilen Gesellschaft

Linksradikale und Polizei führen zum 1. Mai ein Ritual der Gewalt auf

Mit Steinen beworfen, mit Feuerwerkskörpern beschossen worden? Die Berliner Polizei spricht da von einer "ruhigen Nacht" in den 1. Mai. Das Spektakel ist Teil des Nationalfeiertags der infantilen Gesellschaft.

Screenprint: via twitter

Die große Demo zur Nacht in den 1. Mai startete in der Hermannstraße und zog über Kottbuser Tor Richtung Oranienplatz. Es ist das alte Zonenrandgebiet. Hier endete bis 1989 die Freie Welt. An deren Rand stand die Mauer und da wollte kaum einer leben. Also zogen die hin, die sich nichts anderes leisten konnten, die „Gastarbeiter“ und die, die es chic fanden, am Rand der Gesellschaft zu leben, die Linken.

Als die Mauer fiel, wurde aus dem Stadtrand West-Berlins das Zentrum des vereinten Berlins. Mit Ausnahme weniger Plätze verschwanden die Geringverdiener, doch es blieben die, die den maroden Charme des Chaos schätzten. Sie putzten ihre Fassaden raus und verschrieben sich eines gesunden, oft spaßlosen Lebensstils – doch einmal im Jahr lassen sie noch mal die Sau raus. Am 1. Mai.

Diese Tradition startete als Protest zum „Tag der Arbeit“. Gegen steigende Mieten. Gegen Grundstücksspekulation. Gegen die Unterdrückung von Arbeitern hierzulande. Gegen schlechtes Wetter. Gegen die Unterdrückung von Menschen in der Dritten Welt … der Einen Welt … des Globalen Südens. Ein Grund, einmal im Jahr die Sau rauszulassen, fand sich letztlich immer. Irgendeiner. Irgendwie.

In diesem Jahr zog auch eine Demonstration der „Flintas“ durch Kreuzberg. Wer nicht weiß, was das ist: Das sind lesbische Menschen, sexuell unentschlossene, abwechselnde, unbestimmte. Kurz: Menschen, die sehr viel Zeit damit verbringen, über ihre Sexualität nachzudenken und andere damit zu unterhalten. Die Organisatoren wiesen die Teilnehmer vorab darauf hin, sie sollten Schirme mitbringen. Dass die Demonstration friedlich verlaufen konnten, damit rechneten sie wohl nicht. Schließlich gab es viel Unbill zu rächen: Soziale Ungerechtigkeit, sexuelle Unterdrückung und dass einem Mami nie die Kruste vom Brot richtig abgeschnitten hat. Die Demonstration trug den Titel „Take back the Night“, was auf Deutsch so viel heißt wie „Ich will aber noch nicht ins Bett, Mami“.

Nun verlieft die Nacht zum 1. Mai „ruhig“, wie sich die Berliner Polizei gegenüber Medien freute. Ok. Feuerwerkskörper flogen, Flaschen und Steine auch – auf Polizisten. Aber wer so lange von Rot-Rot-Grün regiert wurde, der freut sich schon, so „ruhig“ davon gekommen zu sein. An Gewalt hat sich Berlin längst gewöhnt. Da ist es Folklore. Das Unterhaltungsprogramm zum 1. Mai. Dem Nationalfeiertag der infantilen Gesellschaft

Der 1. Mai beginnt in Berlin schon lange im Vorfeld des eigentlichen Datums. Linke lockern in Kreuzberg das Pflaster und legen Steinedepots an – um ihren Protest gegen Unrecht angemessen und schneller ausdrücken zu können. Die Polizei observiert das Gelände und beseitigt solche Gefahrenstellen; beobachtet die Umgebung und überlegt, wo die Linken taktisch günstige Gelegenheiten sehen könnten, mit der Provokation zu beginnen. Dieses mal war sie mit 6.300 Beamten im Einsatz, einige hundert mehr als letztes Jahr. Würde die Stadt in anderen Bereichen so viel Engagement zeigen, wäre sie vielleicht nicht mehr der Peinlichkeits-Weltmeister, über den der Rest der Republik sich so gerne amüsiert.

Doch genau das ist der Kern der Gewalttradition des 1. Mai: Es ist das Aufbegehren einer Generation, die eine sichere Kindheit geschenkt bekommen hat. Eine allzu sichere Kindheit. So sicher, dass sie sich jetzt in dieser Lebensphase eingemauert hat und sie nicht mehr verlassen will, obwohl sie längst 30, 40 oder 50 Jahre alt geworden ist. Die sich ein tristes Leben zwischen A13 und B3 eingerichtet hat, mit vermeintlich gesundem Essen und Folgsamkeit im Job – da braucht es einmal im Jahr den Kick, das Spielzeug der anderen kaputt zu machen, um sich wieder der eigenen Infantilität zu versichern.

Was in Berlin passiert, hat denn auch das Zeug zum Protokoll eines aus dem Ruder geratenen Kindergeburtstags für 40-Jährige: Die Teilnehmer beschimpfen Politiker – hihi, ich habe ein schweinisches Wort gesagt. Die Teilnehmer brennen bengalisches Feuer ab – hui, wie das flackert. Und die Teilnehmer bewerfen die Polizisten mit Steinen und Flaschen – der hat angefangen, Mami.

Schon Tage vorher haben sie parkende Autos zerstört. Dafür gibt es natürlich einen ideologischen Überbau: Klimaschutz blabla Kolonialismus blabla ungleich verteilter Wohlstand und so weiter. Also nur Gelaber, um sich die eigene Infatilität schön zu reden. Ihre Gewalt wirft das System nicht um, erschüttert es nicht einmal. Das soll es auch nicht. Schließlich leben die Täter ganz gut in diesem System. Die Gewalt trifft die Früchte der Arbeit derer, die etwas leisten. Sie zu zerstören, ist der Frust des gescheiterten Sandburgenbauers über die gelungene Sandburg einen Strandkorb weiter.

In diesem Jahr wollten die asozial-infantilen Wohlstands-Linken die Jugend des nördlichen Neukölln mitnehmen. Dort sind noch Geringverdiener zuhause, bevor die Gentrifizierung auch sie wegspülen wird. Die Polizei berichtete, dass die links-asoziale Szene versucht hätte, die migrantischen Jugendlichen anzusprechen, die an Silvester ebenfalls durch Zerstörung aufgefallen waren. Doch das klappte nur bedingt. Zwar gab es immer mal wieder Böller über der Stadt. Aber deutlich weniger als an Silvester. Ja, sogar weniger als an Weihnachten in Berlin.

In der Nacht zum Dienstag rechnet die Polizei wieder mit Krawallen. Wobei nicht dabei sein dürfte, wer morgens zur Arbeit muss oder will. Das ist unter den asozialen Linken Berlins so ziemlich niemand. Also dürfte die Polizei recht behalten. Vielleicht hat sie aber auch Glück und wird nur mit Steinen und Flaschen beworfen, was ja eine „ruhige“ Nacht wäre. Zumindest in einer Stadt, die Weltmeister im Heruntersetzen ihrer Ansprüche ist.

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