In Englands Staatskliniken sollen keine Pubertätsblocker mehr verschrieben werden. Das Land reiht sich damit in eine Gruppe westlicher Staaten ein, die die Abkehr von Hormonen für Kinder vollziehen, während die Ampel demonstrativ an „körperlichen Anpassungen“ für Kinder als Option festhält.
Es war eine lange erwartete, von vielen erhoffte Entscheidung: Kindern mit Geschlechtsdysphorie werden in England vorerst gar keine Pubertätsblocker mehr verschrieben. Das bestätigte der staatliche Gesundheitsdienst NHS England. Die Entscheidung war schon im Sommer 2022 angekündigt worden, nun scheint sie endlich vollzogen. Laut dem NHS England gibt es keine ausreichende Evidenz für die Sicherheit oder klinische Effektivität der Hormongaben an Kinder und Jugendliche. Aber schon an der Wartefrist kann man sehen, wie stark die Widerstände gegen diesen Kurswechsel waren und wohl weiterhin sein werden. Man darf hoffen, dass die nun spät getroffene Entscheidung umso besser halten wird.
Die Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Maria Caulfield, begrüßte die NHS-Entscheidung als „wegweisend“ und „im besten Interesse der Kinder“, die nun gemäß medizinischer Evidenz behandelt würden. Die Ministerin für Frauen und Gleichberechtigung Kemi Badenoch (daneben Handelsministerin) sprach von einem „Sieg für den Schutz von Kindern im NHS“. Doch was für ein Sieg war das, der so lange erfochten werden musste. Die ehemalige Premierministerin Liz Truss fordert, das Verbot der Pubertätsblocker auch auf Privatpraxen auszudehnen. Sie will den Health and Equality Acts so abändern, dass die Verschreibung von Hormonen an Kinder illegal wird.
Die Entscheidung des NHS fügt sich in eine breitere Tendenz ein, in der viele Staaten mit einst liberalen Regelungen in der Sache – etwa Schweden, Norwegen, Dänemark, die Niederlande – mehr und mehr von Hormongaben für Jugendliche abrücken. In England war die Tavistock-Klinik für ihr einseitiges trans-ideologisches Meinungsklima – unterstützt von mehreren NGOs – bekannt geworden war. Die Zahl der Neupatienten stieg stark in der Zeit ihres Bestehens, von 250 im Jahr 2012 auf mehr als 5.000 zehn Jahre später.
Die Gender-Abteilung der Londoner Klinik wurde inzwischen geschlossen. Zwei bestehende Kinderkliniken in London und Liverpool sollen die Behandlung von Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie ab April übernehmen – doch ohne Einsatz von Pubertätsblockern und auf gänzlich anderer Grundlage als bisher üblich, nämlich mit einem „holistischen Ansatz“, der alle möglichen Ursachen und Umstände von Geschechtsdysphorie in Betracht zieht. Weitere Zentren sollen folgen. Auch heute stehen wieder 5.000 junge Patienten auf der Warteliste für eine Behandlung wegen Genderdysphorie. Doch Kundige warnen, dass sie in einer sinnlosen Warteschleife gehalten werden, während sie schon jetzt Hilfe außerhalb der Gender-Kliniken bekommen könnten, etwa durch Psychologen.
Rund 100 Jugendliche (es sind je nach Medium bald weniger, bald mehr als 100), die schon Blocker nehmen, dürfen die Behandlung allerdings fortsetzen. Außerdem ist mindestens eine klinische Studie geplant, in der wiederum Pubertätsblocker vergeben werden sollen. Welche und wieviele Jugendliche daran teilnehmen können, ist noch nicht bekannt. Ende 2024 wird mit den Ergebnissen gerechnet. Auch das Meinungsklima im Land wird sich wohl nicht von heute auf morgen verändern.
Kinderärztin Cass: Pubertätsblocker sind nur der Einstieg
Auch politischer Widerstand gegen die NHS-Wende kündigt sich an. So beharrt Stonewall Equality Limited, die größte LGBT-Organisation im Vereinigten Königreich mit einem Umsatz von 7,8 Millionen Pfund, darauf, dass Pubertätsblocker eine „reversible“ Behandlung darstellen und „für einige … ein wichtiger Teil dieser Behandlung“ seien. „Alle jungen Trans-Menschen verdienen Zugang zu einer rechtzeitigen Gesundheitsversorgung von hoher Qualität“, macht der Interessenverband Druck. Doch genau das ist ja die Frage: Was ist eine hohe Qualität und was ist die rechte Zeit?
Laut der Kinderärztin Hilary Cass – sie publizierte einst jene Studie, die zur Auflösung der Tavistock-Genderklinik für Jugendliche führte – ist noch immer unklar, ob die Pubertätsblocker die Pubertät nur „aufhalten“ oder ob die Gabe dieser Hormone vielmehr „der erste Teil eines Weges hin zur Transition“ seien. Die meisten jungen Patienten, die mit Pubertätsblockern beginnen, würden dadurch frühzeitig auf einen bestimmten Pfad festgelegt, so Cass. Das erinnert an den „bestätigenden“ Ansatz, der in Tavistock praktiziert wurde und in dem es nicht erlaubt war, nach Ursachen für die Geschlechtsdysphorie zu fragen. Der Wechselwunsch musste akzeptiert und gefördert werden. Die leitende Ideologie überwog so alle Fakten.
Doch es geht noch weiter: Sogar die Reifung des Gehirns könnte durch die Gaben gestört werden, wie Cass laut dem Telegraph weiter ausführte. Vor allem fehlen Cass Langzeituntersuchungen über die Sicherheit und Effektivität der Präparate. Von anderen Hormonen wie Testosteron ist bekannt, dass sie bei längerer Einnahme Krebs erzeugen können.
Solche Einwände griff auch die Journalistin Mia Hughes in einem Bericht über die weltweit größte Transgender-NGO, die World Professional Association for Transgender Health (WPATH), auf. Für Hughes zeigt der Einsatz von Pubertätsblockern und Cross-Sex-Hormonen an Minderjährigen die für die Transgender-Ideologie grundlegende „Missachtung des wissenschaftlichen Prozesses“. Forscher sprechen hier von „einem Experiment, das aus dem Labor entwich“, bevor es klare Evidenz für seinen Nutzen (und eben nicht Schaden) gab. Hughes warnt davor, dass der hippokratische Eid in dieser Art von medikalisiertem Umgang mit mentalen Problemen keine Rolle mehr spiele und fordert eine überparteiliche Untersuchung der Vorgänge durch Regierung und Kongress.
Ende eines Zyklus, nach 35 Jahren experimenteller Behandlung?
Im Rückblick – wenn man schon davon sprechen kann – erscheint die „Mode“ des Trans-Seins (Alice Schwarzer) und folglich der Pubertätsblocker als Lehrbeispiel für die Ersetzung von Wissenschaft durch Ideologie. Die Pubertät, als der biologische Reifeprozess, der vom Kind zum Erwachsenen führt, wurde von Trans-Ideologen als „schädlich“ markiert. Die Möglichkeit, diese angeblich „schädliche“ Pubertät aufzuhalten, war ein wahrgewordener Traum der Umgestaltbarkeit der menschlichen Biologie – als ob die Möglichkeiten dieser Welt unbegrenzt wären. Was die Hormongabe in jungen Jahren tatsächlich bewirkt, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt. Sein biologisches Geschlecht kann man durch sie jedenfalls nicht „wechseln“, denn mit dem Geschlecht sind nicht zuletzt reproduktive Fähigkeiten verbunden.
Die Wurzeln des Phänomens reichen inzwischen gut 35 Jahre zurück. Eine niederländische Klinik ging in den späten Achtzigerjahren voran und setzte erstmals Pubertätsblocker als „innovative“ Behandlungsmethode ein. Das gab Ärzten die Gelegenheit, unerprobte Verfahren im klinischen Alltag einzusetzen. Nach einer Mini-Studie mit nur 55 Teilnehmern verbreitete sich die Praxis über einige westliche Industrieländer. Inzwischen gibt es in immer mehr Ländern eine Abkehr von Pubertätsblockern und Hormongaben für Minderjährige. Doch die Diskussion ist noch lang und breit, etwa auch in den Niederlanden. https://segm.org/Dutch-protocol-debate-Netherlands In Dänemark sank die Rate der hormonellen Interventionen bei den behandelten Jugendlichen von 65 auf sechs Prozent.
Nur in Deutschland findet anscheinend weder eine lebendige Diskussion statt, noch gibt es Anzeichen der Einsicht bei den Herrschenden. Auf dem Regenbogenportal des Bundesfamilienministeriums – geführt von Lisa Paus (Grüne), zuvor Franziska Giffey (SPD) – ist man nach heftiger Kritik anfangs zurückgerudert und hat entsprechende Passagen mehrfach verändert. Aber die Möglichkeit einer medikamentöser Behandlung schon Minderjähriger gibt man immer noch nicht auf.
An Kinder und Jugendliche gewandt, heißt es dort heute: „Wenn du dich nach reiflicher Überlegung dazu entschieden hast, dass du deinen Körper auf medizinischem Wege anpassen möchtest, lassen sich verschiedene Wege beschreiten.“ In Deutschland scheint noch immer vieles machbar, auch für Menschen unter 18. Die Deutschen (oder ihre ahnungslosen „Eliten“) trotten dem internationalen „Fortschritt“ bekanntlich immer etwas hinterher. Im Austausch hängen sie dann aber auch zäher an jener Mode namens „Fortschritt“, wenn dieselbe eigentlich schon vorüber ist.
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Wo kommen wir denn hin, wenn die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wichtiger ist als die links-grüne Ideologie? Die Links-Grünen werden auch weiterhin alles und jedes opfern, um ihrer Ideologie Geltung zu verschaffen. Was wir brauchen, ist ein gesellschaftsweiter Kampf gegen den links-grünen Wahnsinn und seine zerstörerischen Wirkungen.
Hoffentlich hat dieser Schwachsinn und Verbrechen an heranwachsenden Jugendlichen endlich ein Ende.
Aus gutem Grund muss die Regenbogencommunity mit allen Mitteln fuer Nachwuchs sorgen.
Nachdem dies auf natuerlichem Weg nicht geht, wird pharmakologische Manipulation als „medizinische Hilfe“ vorgeschoben. Sehr perfide.
Bei den Jüngsten sollte man solche Experimente vermeiden, es gibt aber auch noch genügend Erwachsene in Amt und Würden, die sich noch immer in der Pubertät befinden und da wäre es vielleicht angesagt sie entsprechend zu behandeln, denn wer von solchen Mißständen befallen ist, dem sollte Hilfe zuteil werden, denn das haben sie ja auch im Fall von Corona der Allgemeinheit angedeihen lassen und damit könnte man es zurückgeben, hauptsache es hilft und hoffentlich ohne Nebenwirkungen.
Vor den Transideologen von heute waren die “ Halbgötter in Weiß“ vor vielen Jahren, die in ihrem Allmachtswahn gemeint haben, dass sie mentale Störungen, Geschlechtsdysphorie, natürlich zur Abwehr von Verzweiflung und gar Suizid, mit Hormonen usw. behandeln können. Für diese “ Behandlungen “ hat es nie wissenschaftlich fundierte Begründungen gegeben, weil die Zahlen sehr klein und sehr kurzfristig waren und sind. Es waren wohl in erster Linie Psychologen / Psychiater, denen der Rezeptblock locker saß und vielleicht immer noch sitzt. Über ihre ärztlichen Standesorganisationen in den meisten Ländern die “ geschlechtsangleichenden Behandlungen “ als medizinisch geboten klassifizieren konnten. Deshalb sind… Mehr