Blackbox KW 1 – Wenn den Bauern der Hafer sticht …

Chef Olaf hat Schwierigkeiten mit der Hochwasser-Etikette, Robert Habeck lernt die Bauern kennen, und raten Sie mal, warum Fritz Merz nicht auf der wichtigen Tagung im Kloster Seeon war …

Die Landbevölkerung gilt dem woken Städter als ein bisserl deppert, kirchgläubig, bei allem zu spät dran. Dreistellige Ortsabkürzungen auf Kfz-Kennzeichen werden gern als Warnhinweise für besonders drömmelige Fahrweise interpretiert, und für TV-Macher ist der Bauer nur Thema, wenn er strengste grüne Landwirtschaft betreibt (öffentlich-rechtliche) oder als Witzfigur, der man aufs Pferd helfen muss („Bauer sucht Frau“, RTL). Für unser politisches Establishment ist der Bauernstand eine zu vernachlässigende Größe. Bis jetzt.

♦ Wegen Regierungsmurks erboste Landwirte hatten Urlaubsheimkehrer Habeck am Kai in Schlüttsiel (Schleswig-Holstein) erwartet. Erst beim zweiten Fähranlande-Versuch konnte der Grüne das Festland betreten, nachdem der erste Versuch wegen Bauernandrang abgebrochen worden war.

♦ Nun wird der Vorfall auf die altbekannte Art („Sturm auf den Reichstag“) von einer politischen Verantwortungsgemeinschaft und ihrer Gesinnungspresse „aufgearbeitet“. Die aufgebrachten, aber nicht aggressiven Menschen – Männer, Frauen und Kinder –, die Habeck an der Fähranlegestelle aufwarteten, waren demnach „Leute, die feuchte Träume von einem Umsturz haben“, so der Grüne Özdemir, und Bild übersetzt diensteifrig, wen er mit „Leute“ meint: „Aktivisten vom rechten Rand“. Selbst unser Genosse Präsident vergriff sich vor Aufregung in seinem Zitatekästchen und fischte den Zettel mit der Vorlage „Aufrufe zu Hass und Gewalt überschreiten die Grenze dessen, was gerechtfertigt ist“ heraus.

♦ „Hass“ und „Gewalt“ dürfte der Genosse Präsident vielleicht Silvester in Berlin, aber kaum in Schlüttsiel gesehen haben, wo nicht einmal die Polizei von „Gewalt“ sprechen will. Habeck war nicht gefährdet, und das nicht nur, weil „ich als Minister qua Amt Schutz der Polizei“ hatte. Dafür nutzte der zunehmend unbeliebte Vizekanzler die Gelegenheit, seine Solidarität mit weniger bemittelten Leidensgenossen abzusetzen: „Viele, viele andere“, so Habeck, „müssen Angriffe allein abwehren, können ihre Verunsicherung nicht teilen.“

♦ „Peinlich“ und „weinerlich“ sei seine Reaktion, muss sich Habeck ausgerechnet von einer Frau (Sahra Wagenknecht) sagen lassen. Im Netz sind die Damen noch direkter: „Meine Güte, wie kann man sich so anstellen? Was würden Politiker machen, wenn sie unsere Realität (er)leben müssten?“

♦ Für die Grünen lautet das Schlagwort der Stunde „Privatsphäre“ (welche in Schlüttsiel angegriffen wurde, so die Grüne Haßelmann). Gut, dass es noch freie Meinungsäußerungen etwa bei X gibt, sonst wäre fast überall nur der liberalsozialistische Einheitsbrei zu vernehmen. So aber prasseln die Widerworte geradezu auf die Weinerlichen herab. Twitterati „Don Alphonso“ spottete über „Politiker, die mir einen experimentellen Impfstoff zwangsweise in den Körper rammen wollten, und jetzt auf einmal Privatsphäre entdecken“, andere zählen auf, wo Politiker jedermanns Privatsphäre vergewaltigen: „Sie schreiben mir vor, was ich essen darf, sie wollen uns zwingen, Männer Frauen zu nennen und Wärmepumpen einzubauen…“

♦ Jedenfalls wurden alle Bemühungen des Kanzlers, mit Hochwasserauftritten Punkte zu machen, von Habecks Fährabenteuer unterspült, obwohl Chef Olaf beim zweiten Anlauf endlich die unpassenden Schnürschuhe gegen politisch vorgeschriebene Gummistiefel ausgetauscht hatte.

♦ In Sachsen kommt die SPD laut jüngsten Umfragen auf nur noch drei Prozent, in Bayern tänzelt sie allmählich den magischen fünf entgegen. Da kommt beruhigend der Wahlforscher und SPD-Genosse Güllner (Forsa) um die Ecke und versichert den Seinen, dass der Rückgang der SPD in Sachsen um 4 Prozentpunkte von 7 auf 3 Prozent in nur 4 Wochen „vollkommen absurd“ sei. Zur Sicherheit aber schlägt er vor, der Parteichefin Antifa Esken ein „Sachsen-Verbot“ bis nach der Wahl zu erteilen. Das wäre wohl auch für Ex-SPD-Chef Gabriel angebracht, der sich vorstellen könnte, in Sachsen für CDU-Kretschmer Wahlkampf zu machen, welcher gerne Social Media regulieren möchte.

♦ Carsten Schneider, SPD, Leiter der Dienststelle Fremde Völker Ost, oder wie man heute sagt „Ostbeauftragter der Bundesregierung“, fordert indessen, „die stille Mitte muss sich erheben, um diese Demokratie zu erhalten“, sprich seinen Parteigenossen und ihren Freunden den Platz an den Futtertrögen zu erhalten. Das sei ganz leicht, so Schneider, man müsse die AfD nur „inhaltlich stellen“. Sind die gemeingefährlichen Bestrebungen der Spezialdemokratie (Bevölkerungsaustausch, Staatsbankrott, Deindustrialisierung) dem Bankkaufmann mit aufgesetztem Public-Policy-Studium völlig verborgen geblieben? Außerdem: Die stille Mitte erhebt sich doch gerade. Da erscheinen uns die drei Prozent für die SPD plausibel.

♦ Auf die Demokratie folgt nach Platon bekanntlich die Tyrannis, und wo wir da genau stehen, dürfte dieses Jahr nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen deutlich werden. Die Neue Zürcher Zeitung titelte schon mal: „Wer die AfD verbieten will, ist ein Antidemokrat“.

♦ Hans-Georg Maaßen, der von Merkel gemaßregelte Verfassungsschutzpräsident, der sich trotz Demission weiter für den Erhalt unseres von den Liberalsozialisten bedrängten Grundgesetzes einsetzt, gründet nun eine Partei, beziehungsweise will aus der Werteunion eine solche machen. Die könnte bereits bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen an den Start gehen und würde mit allen zusammenarbeiten, die guten Willens sind. Beobachtet der jetzige Verfassungsschutzchef nun den vorherigen? Und geht es um dieselbe Verfassung?

♦ Das Thema in den USA: die Klienten- oder Freundesliste von „Pädo“ Jeffrey Epstein, und wer womöglich eine „Massage“ von minderjährigen Mädchen bekam. Auch wenn Donald Trump auf der Liste steht, werden ihm die Demokraten keinen Strick daraus drehen können, denn er stand da nur, weil eine Zeugin angab, mit Trump keinen Sex gehabt zu haben. Dafür weiß Amerika inzwischen, dass Bill Clinton die Mädchen „gerne jung“ mag. Erstaunlich: Der weltberühmte Zauberer David Copperfield konnte seinen eigenen Namen offensichtlich nicht aus den Prozessakten verschwinden lassen.

♦ Der Vollständigkeit halber: In Berlin hatte die Polizei laut Bild zu Silvester „alles im Griff“, nur 54 verletzte Polizisten, 660 Brände und 30 Angriffe auf die Feuerwehr wurden gemeldet. Die 390 in der Nacht Festgenommenen sind einen Tag später alle wieder frei. Same procedure as next year… Die Bilder der Berliner Silvesternacht legen nur eine Frage nahe: Sag’ mir, wo die Frauen sind? Wo sind sie geblieben? Was ist geschehen? Wann wird man je verstehen?

♦ Vielleicht mal die 500.000-Euro-Frage bei „Wer wird Millionär“: Warum war CDU-Chef Merz nicht bei der Klausurtagung der CSU im Kloster Seeon (wo etwa CDU-Kretschmer und CDU-von der Leyen Gäste waren)?

A: Weil sein Vater 100 wurde. B: Weil er dringende politische Termine in Dänemark hatte. C: Weil er gar nicht eingeladen war. Oder D: Gibt da keinen Flughafen. (Auflösung in der nächsten Blackbox)

Schönen Sonntag!


Nicht genug? Lesen Sie Stephan Paetow täglich auf
https://www.spaet-nachrichten.de/


Unterstützung
oder

Kommentare ( 70 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

70 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Kuno.2
10 Monate her

Etwas mehr Bodenständigkeit mit der braunen Erde ist schon angebracht. Auf der anderen Seite brauchen wir nur bedingt die deutschen Bauern, denn notfalls können wir durch vermehrte Importe mit ernährt werden. Der Nebeneffekt wäre natürlich sehr stark steigende Lebensmittelpreise und das etliche Kleinbauern aufgeben würden. Bedeutet: nach dem Ende der Krise würde es nie mehr so sein wie vorher. Überleben würden nur Großbetriebe, je nachdem wie lange der Streik dauert. Es müsste außerdem geregelt werden, dass streikende Bauern kein „Kurzarbeitergeld“ oder „Schlechtwettergeld“ und ähnliches erhalten. Denn die Bauern arbeiten doch nicht um uns Restbevölkerung zu ernähren, sondern um damit Geld… Mehr

verblichene Rose
10 Monate her

Also das mit den Dreistelligen Ortsabkürzungen auf Kfz-Kennzeichen ist mir tatsächlich erst nach der Öffnung zum Osten hin aufgefallen. Das mit den Rechtsextremisten nehme ich allerdings sehr ernst, denn nicht nur ich, sondern NIEMAND kann neben den Bauern gleichzeitig Bauer, Extremist und Ossi sein. Ich schwöre! Die Sache mit der Privatsphäre allerdings nehme ich an dieser Stelle sehr ernst, denn ich möchte an dieser Stelle an T.E. appellieren, JEDEN seiner Leser zu Wort kommen zu lassen. Denn wenn es hier eine Gemeinschaft gehen soll, so müsste es gerade hier darum gehen, seine Privatsphäre veröffentlichen zu können. Nun, manchmal kommt es… Mehr

Mausi
10 Monate her

„Das wäre wohl auch für Ex-SPD-Chef Gabriel angebracht, der sich vorstellen könnte, in Sachsen für CDU-Kretschmer Wahlkampf zu machen, welcher gerne Social Media regulieren möchte.“
Uh, will Herr Gabriel, dass auch der CDU die Wähler weglaufen? Uh, dumme Situation für Herrn Kretschmer. Nimmt die Rolle als rrg Steigbügelhalter offiziell an? Geht eigentlich gar nicht. Also wird er schweigen. Das Ende sieht dann aus wie in Berlin. Wer dort CDU wählt, bekommt RRG.

Last edited 10 Monate her by Mausi
Johannes R. Brecher
10 Monate her

Wer schon mit Sportschuhen den Geradeauslauf nicht beherrscht, hat natürlich höllischen Respekt vor Gummistiefeln. Da sollte man schon etwas Nachsicht üben.

Last edited 10 Monate her by Johannes R. Brecher
Wolfgang Richter
10 Monate her
Antworten an  Johannes R. Brecher

„“Olaf“ verhielt sich gesetzeskonform und wollte sparen, denn neuerdings ist in „Plastik“ Verpacktes mit einer Umweltabgabe (neuen Steuer) belastet und nicht öko-akzeptabel.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
10 Monate her

Verstehe ich gar nicht, weshalb der coole Norwegerpulliträger mit dem Dreitagebart auf einmal solche Berührungsängste hat. Er ist doch nur von seinen Kollegen am Fähranleger freudig erwartet worden, denn nach Angaben seiner Kabinettskollegin ist der Robby doch selber Bauer („Hühner, Schweine, Kühe melken“).

https://www.youtube.com/watch?v=nOMW8Kn4OLw

Axel Fachtan
10 Monate her

Was ist wichtiger?
250.000 bäuerliche Betriebe, in denen seit Generationen hart und verlässlich gearbeitet wird ?
Oder ein Minister, der die Hosen voll hat und sich nicht mehr traut, an Land zu gehen ?
Die 250.000 bäuerlichen Betriebe sind produktiv. Einen Minister, der x baut und die Hosen voll hat, braucht keiner.

Mausi
10 Monate her
Antworten an  Axel Fachtan

Ich verstehe Herrn Habeck auch nicht. Vor allem, weil ein Bad in der Menge so unendlich viel klimaschützender gewesen wäre, als die Dusche, die ohne Bad nun nötig war. Aber nächstes Mal ist er schlauer. Statt E-Bike wird er sich dann Fähnchenschwenker bestellen. Das könnten auch „Facharbeiter“ leisten. Wobei ich daran nicht glaube. Das wären zu wenig Frauen und Kinder im Bild und zu viel falsche Haarfarbe. AM hat wirklich ganze Arbeit geleistet bei der CDU/CSU. Und rrg Vorarbeiter haben seit Jahrzehnten unser Bildungssystem ruiniert. Insofern habe ich wenig Hoffnung, das ein Richtungswechsel analog Polen nur in die andere Richtung… Mehr

November Man
10 Monate her

Laut dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied, sind bei den Bauernprotesten „Rechte“ unerwünscht. Hat er da nicht welche vergessen oder will er mit der kriminellen, immer gewaltbereiten linksextremistischen Antifa, den linken Roten und den totalitären Grünen seine Proteste gegen diese Regierung durchführen? Die staatlich geförderten Linksextremisten der Antifa wird die Protestierenden eher angreifen und die Polizei maßlos provozieren als die Bauern und ihre Mitstreiter zu unterstützen,

Kassandra
10 Monate her
Antworten an  November Man

Auch so offen doppelte Maßstäbe zur Verfügung zu stellen wie dieser Faeser gelingt beileibe nicht jedem – oder hat bei den Kleberchen oder „Juden ins Gas“ skandierenden Palästinensern jemals jemand solche Sätze von ihr vernommen?   „Blockaden lösen keine Probleme. Wer andere Menschen, die eilig zur Arbeit, zur Schule oder zum Arzt müssen, im Alltag blockiert, der sorgt in allererster Linie für Wut und Unverständnis“, sagte die SPD-Politikerin. Legitimer Protest ende da, wo andere in ihren Rechten verletzt würden. „Und was ganz klar sein muss: Auf keinen Fall dürfen Rettungswege versperrt werden. Hier zählt jede Sekunde. Das gefährdet Menschenleben und… Mehr

Last edited 10 Monate her by Kassandra
Else Schrammen
10 Monate her

Ja, und dann taucht in den Hochwassergebieten das Dreigestirn Prinz Olaf der Vergessliche, Jungfrau Steffi die Umweltnichtschützerin und Bauer Rainer der um seine Zukunft Bangende auf. Den Scholz-Auftritt haben die Niedersachsen ja noch halbwegs ertragen, die anhaltinischen Sachsen waren weniger respektvoll. Haben die doch gegen die Hoheiten gepöbelt, diese Rechtsextremisten! Die „Dreisten Drei“ haben sich – wie Scholz und Weil in Niedersachsen -, nachdem sie die Helfer beim Sandsackschleppen gehörig aufgehalten haben, auch schnell verdünnisiert. Sind halt keine gestandenen Cowboys, die ehrenvoll in ihren Stiefeln sterben.

Else Schrammen
10 Monate her

Humor hat die sächsische SPD, das muss man ihr lassen. Da hat Frau Köpping, Staatsministerin für Gedöns, doch glatt verlangt (nebst etlichen andreren aus allen Richtungen), dass die AfD umgehend verboten werden muss. Zahlen in den Umfragen: SPD 3 %, AfD 37 %. Das ist, alss wolle ein Bantam-Hähnchen gegen einen Jersey Giant-Hahn antreten.

Jens Frisch
10 Monate her

Was Spalter Frank-Walter zu Habecks Fährdesaster zu sagen hat?
„Ich taufe heute eine Fääähre… und die Flasche ist so schwer…“
Rainald Grebes „Ich bin der Präsident“ passt doch immer wieder….

https://youtu.be/Q5jui3Y5P6o?si=fpq1U0IuWjxg_CR1

Farbauti
10 Monate her
Antworten an  Jens Frisch

…der Aufschwung ist für alle da tralalalala…
Wirklich tollerSong 🙂