Die falsche und irreführende Berufung auf das Zweite Vatikanische Konzil ist ein Skandal; es ist Betrug an den Gläubigen. Der Synodale Weg steht im Widerspruch zum Zweiten Vatikanum. Von Peter C. Düren
Der Synodale Weg behauptet, fest auf dem Fundament des Zweiten Vatikanischen Konzils zu stehen: „Für heutiges Nachdenken über das Volk Gottes und den priesterlichen Dienst bleiben die Texte des Konzils maßgeblich“ (Grundtext Priesterliche Existenz). Doch ein genauerer Blick in die Texte erweist das genaue Gegenteil. So heißt es im Handlungstext „Der Zölibat der Priester“: „Eine Höherwertigkeit der ehelosen Lebensform kann spätestens seit dem II. Vatikanischen Konzil nicht mehr verantwortlich vertreten werden.“ Stimmt das? Nein! Das Konzil sagt nämlich genau das Gegenteil, dass nämlich die Alumnen (die Kandidaten für das Priestertum) „klar den Vorrang der Christus geweihten Jungfräulichkeit erkennen“ sollen (OT 10).
Handelt es sich bei der Umbiegung von Konzilsaussagen um einen bedauerlichen Ausrutscher? Keineswegs. So behauptet der beschlossene Grundtext „Priesterliche Existenz heute“: „Nicht von ungefähr verwendet das Priesterdekret des II. Vatikanischen Konzils konsequent nicht den Begriff Priester (,sacerdos‘) für den Amtsträger, sondern ,Presbyter‘ (Ältester, Bevollmächtigter)“. Damit will man eine Änderung des Priesterbildes durch das Konzil weg von einem sakralen Kultdiener hin zu einem Funktionsträger in der Gemeinde behaupten.
Diese Aussage ist jedoch die glatte Unwahrheit. So heißt es im genannten Dekret: „Jeder Priester vertritt also, seiner Weihestufe entsprechend, Christus“ (PO 12), und im Lateinischen steht hier nicht, wie behauptet, der Begriff „presbyter“, sondern „sacerdos“! Der Begriff „Presbyter“ ersetzt aus Sicht des Konzils keineswegs den Begriff des „sacerdos“, sondern wird unterscheidend zum „episcopus“ verwendet, die beide Anteil am „sacerdotium“ haben (vgl. PO 7).
Die falsche und irreführende Berufung auf das Zweite Vatikanische Konzil ist ein Skandal; es ist Betrug an den Gläubigen. Das Priestertum ist nach Lehre des Konzils nämlich keineswegs nur ein funktionales Amt eines „Ältesten“, sondern beinhaltet ein sacerdotales Verständnis vom Priester als demjenigen, der das eucharistische Opfer darbringt, wie das Konzil lehrt, wenn es vom „Mysterium des eucharistischen Opfers“ spricht, „dessen Darbringung die vornehmliche [!] Aufgabe des Priesters ist“ (PO 13); und wieder ist im Original von den „sacerdotes“ die Rede.
Wenn das Konzil aber die Darbringung des eucharistischen Opfers zur Hauptaufgabe der Priester erklärt, ist die Behauptung des Synodalen Wegs unwahr, das Konzil habe „ein sacerdotal-kultisches Amtsverständnis überwunden“ (Grundtext Frauen 5.2). Und so geht die offensichtlich bewusste Irreführung der Gläubigen weiter. Der Synodale Weg würdigt, dass das Konzil die „Haltung gegenüber … dem Atheismus“ geändert habe und behauptet: „Das Zweite Vatikanische Konzil … grenzt nicht mehr ab bzw. aus oder spricht Verwerfungen aus“ (Orientierungstext Auf dem Weg… 57). Auch das ist sachlich falsch, denn das Konzil erklärt, dass die Kirche „den Atheismus eindeutig verwirft“ (GS 21), die Atheisten freilich dazu einlädt, „das Evangelium Christi unbefangen zu würdigen.“
Das Konzil erwähnt zwar nirgends Homosexualität, aber nur deshalb, weil für das Konzil klar ist, dass die „innige Vereinigung als gegenseitiges Sichschenken zweier Personen“ (GS 48) nur in der Ehe von Mann und Frau vor Gott legitim ist. Wer treu zum Konzil stehen will, kann sich also nicht zugleich zu den Inhalten des Synodale Wegs bekennen – die Aussagen schließen sich gegenseitig aus. Im Übrigen müsste der Synodale Weg auch konsequent sein und nicht nur eine Änderung des Katechismus verlangen, sondern auch eine Streichung von Worten der Heiligen Schrift, dem Wort Gottes, auf das sich der Katechismus schließlich beruft (Gen 19,1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,9-19; 1 Tim 1,10).
Als Quelle der Glaubenserkenntnis dient die Bibel dem Synodalen Weg auch eher am Rande. Nach der Lehre des Konzils ist die göttliche Offenbarung, enthalten in Heiliger Schrift und Heiliger Überlieferung, abgeschlossen (vgl. DV 4, 7-10). Im Gegensatz dazu erklärt der Synodale Weg, dass „sich im Glaubenssinn der Gläubigen immer wieder neu eine Selbstmitteilung Gottes“ (Orientierungstext Auf dem Weg…), ereigne, wobei neben Schrift und Tradition die „Zeichen der Zeit“ als neue Offenbarungsquelle erfunden werden.
Diese Auffassung hat zur logischen Konsequenz, dass heute als gesegnet gelten kann, was gestern noch als Sünde proklamiert wurde (zum Beispiel homosexuelle Akte); dass gestern noch als unfehlbar behauptete Lehren heute als diskriminierend und damit sündhaft zu betrachten sind (zum Beispiel der Ausschluss der Frauen vom Weihesakrament). Mit der Lehre des Konzils hat ein solches Verständnis permanenter Glaubensinhaltsänderung jedoch nichts gemein.
Nachdem mit dem Synodalen Weg bereits eine vorläufige Leitungsinstitution geschaffen wurde, die bewusst nicht auf dem Boden des Kirchenrechtes stehen sollte, soll mit dem Synodalen Rat ein Dauer-Gremium geschaffen werden, das das Leitungsamt des Bischofs durch ein kollektives Organ aus Bischöfen, Priestern und Laien ersetzt. Bildlich gesprochen haben die Bischöfe ihren Hirtenstab in Frankfurt an der Garderobe abgegeben.
Man billigt ihnen moralisch nur noch zu, sich der Stimme zu enthalten, wenn ihnen etwas nicht passt. Und ein paar bischöfliche Nein-Stimmen toleriert man, solange dadurch nicht die Verabschiedung von Synodenbeschlüssen verhindert wird. Wenn Bischof Georg Bätzing in der Pressekonferenz fragt: „Was nehmen wir ihnen durch die Beschlüsse, die wir treffen?“, so lautet die Antwort ganz einfach: die Einheit im Glauben, in den Sakramenten und in der kirchlichen Leitung. Der Synodale Weg hat die Katholiken in Deutschland gespalten – und das nennt man Schisma. Wie Bätzing ja auch meinte: „Niemand will euch heben in eine Wirklichkeit, in der ihr fremd seid.“
Dieser Beitrag von Peter C. Düren erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken Autor und Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.
Peter Christoph Düren, Katholisch glauben und leben. Eine Einführung. Dominus-Verlag, Hardcover mit Überzug, fadengeheftet, zwei Lesebändchen, 272 Seiten, 19,95 €
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Treffend beschrieben, wo man nur noch mit dem Kopf nicken kann, wenn man das ganze Elend betrachten muß. Die katholische Kirche hat entgültig unter ihren letzten Führungen versagt und der deutsche Papst Benedikt ist als Hochintelektueller mit den Wirklichkeitsaufgaben nicht mehr fertig geworden und hat sich in seiner Verzweiflung zurück gezogen und darauf hin hat man einem Lateinamerikaner die Tiara aufgesetzt um etwas Spannung aus der Leitung zu nehmen, was aber nun der Abgesang der katholischen Kirche sein wird, denn wer seinen von Gott gegebenen Anspruch aufgibt um den Gottlosen auf dieser irdischen Welt zu gefallen, der betreibt Häresie vom… Mehr
Die Kirchen sind immer Handlager der aktuell herrschenden „Eliten“, da wird sich niemals etwas ändern.
Für mich, der ich keiner Kirche anhänge, wird immer deutlicher, das sich die hiesige Kirche längst vom göttlichen Glauben verabschiedet hat, nur um geistig umnachteten grünen Hirngespinsten ergebenst hinterherzuhecheln. Einfach nur peinlich diese Kirche. Für die wirklich Gläubigen muss das doch unerträglich sein. Warum artikulieren die sich nicht entsprechend?