Deutsche Bahn erhöht Managern das Grundgehalt um bis zu 14 Prozent 

Das Staatsunternehmen Deutsche Bahn hat seinen Führungskräften unabhängig von der brisanten Geschäftslage ein sattes Gehaltsplus gegönnt und die Risikohaftung weitestgehend abgeschafft. Egal, wie schlecht das Geschäft nun läuft, im „oberen Führungskreis“ kann man sich freuen.

IMAGO / Arnulf Hettrich
Richard Lutz, Vorsitzender des Vorstands der Deutsche Bahn AG

Während in Politik und Öffentlichkeit über den Investitionsbedarf der Bahn-Infrastruktur, Unpünktlichkeit der Züge und den jetzt anstehenden Tarifabschluss diskutiert wird, schafft der Staatsbetrieb Deutsche Bahn für seine eigene Manager-Elite angenehme Fakten. Während man mit der Gewerkschaft noch heftig streitet – die Gewerkschaft EVG will zwölf Prozent mehr Lohn für 180.000 Beschäftigen – wurde die Vergütung der Top-Manager bereits sehr deutlich angehoben.

Deutsche Bahn
Deutsche Bahn: Politisch korrekt statt pünktlich
Wie Business Insider berichtet, wurde für den „oberen Führungskreis“ (OFK) schon Ende des vergangenen Jahres eine höhere Gehaltsaufstockung beschlossen. Die dem Portal vorliegenden internen Unterlagen zeigen, dass die 3000 Leitenden Angestellten zum 1. Januar „verlässlicher, krisenfester und damit attraktiver“ vergütet werden. Zudem heißt es in den Bahn-Dokumenten: „Im Mittelpunkt der Weiterentwicklung der Vergütungsstruktur steht der sogenannte ‚Pay Mix‘, also das Verhältnis von Grundvergütung und variabler Vergütung.“ Kriseneffekte, wie beispielsweise die Pandemie, sollen künftig weniger Einfluss auf die Gesamtvergütung haben.

Wie aus den vertraulichen Bahn-Akten hervorgeht, hat die Bahn die Grundgehälter der Manager um bis zu 14 Prozent angehoben. Daneben modifizierte der Konzern das Bonussystem: Zum einen sinkt der Anteil kurzfristiger Prämien (STI), dafür erweiterte der Vorstand die langfristige variable Vergütung (LTI) für viele Führungskräfte. Business Insider zitiert aus internen Schreiben, mit denen die Manager im vergangenen Herbst aufgefordert wurden, Änderungsvereinbarungen zu unterzeichnen. Dort heißt es: „Dadurch wird Ihre Gesamtvergütung deutlich planbarer und erhöht sich.“ Besonders brisant: Das sogenannte „Knock-Out-Kriterium“, das Bonuszahlungen in schlechten Geschäftsjahren verhindern soll, wurde aus den Verträgen mit den Führungskräften komplett gestrichen. Anders gesagt: Geschäftsrisiken sollen auf die Verantwortlichen nicht mehr negativ durchschlagen.

Untauglich geworden
Ein Land wie seine Bahn
„Mit dem neuen System gelangen die Gehälter der Führungskräfte in einen sicheren Hafen“, zitiert BI einen ungenannten Bahn-Vorstand. Angesichts der bevorstehenden Investitionen des Konzerns – zur Erinnerung: es handelt sich zwar um eine privatrechtliche Aktiengesellschaft, aber die Aktien gehören der Bundesrepublik Deutschland, das heißt das Geschäftsrisiko trägt der Steuerzahler) – ist in naher Zukunft mit eher bescheidenden Geschäftszahlen zu rechnen. Das heißt: Je schlechter das Unternehmensergebnis ausfällt, desto besser kommen die Manager mit dem neuen System weg. Eine Bahnsprecherin verpackt das als „Angleichung an die gängige Systematik im Vergleich zu Wettbewerbern sowie eine Minimierung der Diskussionen um die variable Vergütung“.

Kurz gesagt: Mag die Bahn auch ein Desaster erleben, der Staat als Eigentümer wird ihre Führungsetage auf jeden Fall fürstlich bezahlen.

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Kommentare ( 13 )

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Fred Katz
1 Jahr her

Im Dezember, vor den Bonussen, versprach der Bahnchef in Berlin viele neue Verbindungen, mehr Züge!
Wenige Tage nach Beschluss der Bonusse waren die Verbindungen wieder gestrichen!
So entfällt aktuell der ICE Berlin-Köln, der über Zoo fährt aus „technischen“ Gründen!
Und in die Bahnlounge darf ich plötzlich keinen Gast mehr mitnehmen, während Politikerinnen mit ihrer Gratis-Netzkarte reinkommen, auch mit Begleitung!

AlexR
1 Jahr her

Spohr von der LH kann das auch. Mit dem Unterschied, dass er sich das mal schnell selbst genehmigt. Gleichzeitig plärrt er aber, dass die Angestellten zuviel verdienen. Also diejenigen, die dafür sorgen, dass der Betrieb läuft. Man entlässt ja auch in einem Omnibusunternehmen den Busfahrer. Der verursacht ja nur Unkosten mit der Rumfahrerei.

November Man
1 Jahr her

Die Deutsche Bahn hat die Preise für Flexpreis-Tickets um fast 7 Prozent erhöht. Zudem sind die Preise im Fernverkehr um knapp 5 Prozent gestiegen; im Regionalverkehr wurden die Tickets im Schnitt 4 Prozent teurer. Viele Ländertickets sind ebenfalls von der Preiserhöhung betroffen. Auch die Preise für die BahnCards 25, 50 und 100 sowie für die Streckenzeitkarten wurden um knapp 5 Prozent angehoben.
Irgendwie müssen die Raffgierigen trotz fehlender Leistungen bezahlt werden. Wer heute noch Bahn fährt ist nicht nur lebensmüde, sondern auch bald arm.

AlexR
1 Jahr her
Antworten an  November Man

Die Manager müssen doch bezahlt werden! Und woher soll das Geld denn kommen, wenn nicht vom Fahrgast?
Einfach meiden und dann läuft es schlechter mit der Kohle. Und vllt. werden die Züge wieder pünktlicher, weil man sie nicht mehr braucht.

H.Arno
1 Jahr her

Belohnung der Bahn-Manager für das Herunterwirtschaften der Bahn – mit den Abfahrzeiten der Züge nach dem Zufalls-Prinzip! In primitiven Entwicklungs-
ländern ist das zwar auch so – aber das Gehalt des Verantwortlichen liegt unter
unserem Mindesteinkommem – da ist Verantwortungslosigkeit verständlich!

Mindreloaded
1 Jahr her

Man möge sie gierig nennen. Ich bin mir aber sicher, dass diese Managementebene durchaus der Meinung ist, dass ihnen das „zusteht“ und sie es zu Recht „verdienen“. Wir kennen es doch aus dem Berufsleben wie Ja-Sager, Inkompetenz und Leistungslose wie selbstverständlich nach oben fallen. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich diese Leute entsprechenden Nachwuchs auf dem selben Niveau nachgezogen. Nun wundern wir uns? Bei echten Unternehmern bekämen diese Leute gerade mal Eimer und Besen. Wir werden Zeugen des Dunning-Kruger-Effektes in großen Teilen der Gesellschaft und es werden jeden Tag mehr.

JamesBond
1 Jahr her

Der RBB hat es vorgemacht und nun geht es auch bei der Bahn weiter. Leistung und Gehälter sind im obersten Management nicht mehr kompatibel.
Da kann jetzt zu Lasten der Bahner die die Arbeit schultern gespart werden!

WGreuer
1 Jahr her

Auch wenn das Bahn-.Mangement ganz offensichtlich überhaupt nichts auf die Reihe kriegt, eine fette Gehaltserhöhung muss schon drin sein. Das kennt man so aus der Politik. Das Peter-Prinzip …

Heiner Mueller
1 Jahr her

Raffkes, völlig verantwortungslos und gierig bis zum Exzess. Und die Bahn funktioniert immer schlechter. In dieser Beziehing gleicht die Bahn sich an die Politiker an: Minderleister mit umgekehrt proportionaler Bezahlung.

teanopos
1 Jahr her

Die Deutsche Bahn kriegt es nicht mal hin in ihren Zügen funktionsfähiges Internet anzubieten. Selbst im höherpreisigen ICE nicht. Wahrscheinlich um das einzige Alleinstellungsmerkmal der Kunden, nämlich die Möglichkeit verlässlich mobil zu arbeiten, nicht zu sehr bzw. besser gar nicht zu bedienen. Die Deutsche Bahn als Staatskonzern, sowie die Deutsche Telekom als ehemaliger Staatskonzern bedienen jeweils für sich das Schlechteste beider Welten, sie tragen die Behäbigkeit eines Staatskonzerns(die Beamten lassen grüßen) und außerdem warten sie seit der Privatisierung auf Subventionen Aufträge vom Staat, oder sie investieren stattdessen lieber im Ausland. Verständlich wer traut schon dem deutschen Staat, mal abgesehen davon… Mehr

Last edited 1 Jahr her by teanopos
Klaus D
1 Jahr her

Was soll man noch sagen! Jeder sollte sich nehmen, was geht, sonst bleibt für einen am Ende nix übrig. Genau diese Einstellung scheint mir unsere „Elite“ zu haben, egal ob Politik, Wirtschaft, Medien oder sonstige da „oben“. Wenn man mal eine Verknüpfung dieser „Elite“ machen würde, könnte man feststellen, dass die alle irgendwie miteinander verbunden sind – wette ich zu 100% drauf. Für mich auch ein grund warum keiner da „oben“ das wirklich kritisiert, gerade die Politik nicht.