Inflation beschleunigt sich: Erzeugerpreise in Deutschland steigen um 45,8 Prozent

Die Erzeugerpreise sind nie zuvor in der bundesdeutschen Geschichte so stark gestiegen wie im August. Das verheißt eine noch höhere Inflation in den kommenden Monaten. Die Bundesbank erwartet zweistellige Teuerungsraten und eine Rezession.

IMAGO / Steinach

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im August 2022 um 45,8 Prozent höher als im August 2021, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Das war der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im Juli 2022 hatte die Veränderungsrate noch bei +37,2 Prozent und im Juni bei +32,7 Prozent gelegen. Im Vormonatsvergleich stiegen die Erzeugerpreise im August 2022 um 7,9 Prozent. Das ist ebenfalls der höchste Anstieg gegenüber einem Vormonat seit Beginn der Erhebung.

Erzeugerpreise sind die Preise, die die Hersteller vom Großhandel oder von gewerblichen Kunden verlangen. Sie gelten daher als deutliches Indiz für die Entwicklung der Konsumentenpreise, also der Inflation. Ökonomen zeigten sich laut Pressemeldungen überrascht von diesem Anstieg: „Ein unfassbarer Preishammer“, wurde LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch zitiert: „Das alles verheißt nichts Gutes für die Inflation. Sie ist gekommen, um zu bleiben.“

Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer hält schon im September eine Inflationsrate von über 10 Prozent für möglich, weil „enormer Inflationsdruck in der Pipeline“ sei.

Die Deutsche Bundesbank hat schon am Vortag dieser Nachricht in ihrem Monatsbericht prognostiziert, dass die Inflationsrate „in den nächsten Monaten in den zweistelligen Bereich vorrücken“ werde und die deutsche Wirtschaft auf eine Rezession zusteuere.

Hauptgrund für den Anstieg sind weiterhin die Energiepreise. Zudem stiegen, teilweise infolge der Preissteigerungen für Energie, auch die Preise für Vorleistungsgüter (+17,5 Prozent), Investitionsgüter (+7,8 Prozent) sowie Gebrauchs- und Verbrauchsgüter (10,9 Prozent und 16,9 Prozent) deutlich an.

Energiepreise mehr als verdoppelt

Die Energiepreise waren im August 2022 im Durchschnitt 139,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat und 20,4 Prozent höher als im Vormonat Juli 2022. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatten die Preissteigerungen für elektrischen Strom mit einem Plus von 174,9 Prozent. Die Aussage von Robert Habeck, dass Deutschland zwar ein Gas- aber kein Stromproblem habe, ist damit endgültig widerlegt.

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Strom kostete für Weiterverteiler 278,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, für Sondervertragskunden 195,6 Prozent. Für gewerbliche Anlagen, die häufig tarifgebundene Verträge abschließen, waren die Preise 12,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im Vormonatsvergleich stiegen die Preise für elektrischen Strom über alle Abnehmergruppen betrachtet im August um 26,4 Prozent.

Erdgas in der Verteilung kostete mehr als dreimal so viel wie im August 2021 (+209,4 Prozent). Kraftwerke zahlten für Erdgas 269,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Für Industrieabnehmer war Erdgas 264,9 Prozent teurer und für Wiederverkäufer 236,8 Prozent. Für die Abnehmer kleinerer Mengen erhöhten sich die Preise etwas weniger stark (Handel und Gewerbe +90,9 Prozent, Haushalte +83,8 Prozent). Gegenüber dem Vormonat Juli 2022 wurde Erdgas über alle Abnehmergruppen hinweg 24,6 Prozent teurer.

Mineralölerzeugnisse waren 37,0 Prozent teurer als im August 2021, gegenüber Juli 2022 sanken die Preise hingegen um 3,2 Prozent. Leichtes Heizöl war mehr als doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor (+104,0 Prozent), Kraftstoffe kosteten 27,3 Prozent mehr.

Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 14,0 Prozent höher als im August 2021 (+0,4 Prozent gegenüber Juli 2022).

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Vorleistungsgüter (zum Beispiel Metalle und chemische Grundstoffe) waren im August 2022 um 17,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Gegenüber Juli 2022 stiegen diese Preise leicht um 0,1 Prozent. Hauptverantwortlich für die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat in diesem Bereich waren die Preissteigerungen für Metalle mit einem Plus von 19,9 Prozent. Gegenüber dem Vormonat Juli 2022 sanken diese Preise jedoch um 1,0 Prozent.

Preisanstieg bei Fleisch und Milch 

Die Preise für Verbrauchsgüter waren im August 2022 um 16,9 Prozent höher als im August 2021 und stiegen gegenüber Juli 2022 um 0,8 Prozent. Nahrungsmittel waren 22,3 Prozent teurer als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+74,6 Prozent gegenüber August 2021) und unbehandelte pflanzliche Öle (+51,4 Prozent). Flüssige Milch kostete 35,3 Prozent mehr als im August 2021, Kaffee war 32,5 Prozent teurer als vor einem Jahr. Fleisch ohne Geflügel kostete 27,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Preise für Gebrauchsgüter waren im August 2022 um 10,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor, insbesondere bedingt durch die Preisentwicklung bei Möbeln (+13,2 Prozent).

Investitionsgüter kosteten 7,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate für Investitionsgüter gegenüber August 2021 hatten die Preissteigerungen für Maschinen mit einem Plus von 9,3 Prozent, gefolgt von denen für Kraftwagen und Kraftwagenteile (+6,2 Prozent).

IWK


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Kommentare ( 48 )

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Timur Andre
1 Jahr her

Sanktionen, die unsere Energiepreise betreffen, aber die USA haben ihr Uran aus Russland verdoppelt, Frankreich und Japan auch.
Wir sind der Musterschüler, und alle lachen über uns.

murphy
1 Jahr her

Da hat die Ideologie von Habeck ja Erfolg. Die Elterngeldsätze wurden seit 16 Jahren kein einziges Mal angepasst. Eine Anpassung an die Inflation wurde aber im Koalitionsvertrag aufgenommen, vereinbart Nun sagen die Grünen: Das Elterngeld wird nicht erhöht. Es kann sein, dass wir diese Anpassung an die von uns verursachte Inflation mal versprachen. Aber wenn uns Andere für unsere Versprechen kein Geld geben, sind die Schuld. So die grüne Staatssekretärin von Lisa Paus in einer Meldung auf MMNews. Eine Meldung die aber inzwischen nicht mehr genannt wird! Es gibt sie aber noch hier, die Meldung wird (aus welchem Grund?) nur… Mehr

Last edited 1 Jahr her by murphy
Teiresias
1 Jahr her

Das sind absolute Wahnsinnszahlen.
Der ÖRR – schweigt dazu.
Die Mainstreammedien – schweigen dazu.
Alternative Medien – berichten verhalten.
Der Ernst der Lage wird m.E. nirgendwo angemessen abgebildet.

Das Wasser steht uns bis zum Hals und steigt, aber ein nennenswerter Druck auf die Regierung wird von den Medien nicht aufgebaut.
Warum wird das so leise hingenommen?

murphy
1 Jahr her
Antworten an  Teiresias

Die Macht der Mainstream-Medien bröckelt . Der BR (bzw. der GEZ-Nachfolger) darf nicht mehr vollstrecken. Siehe https://polpro.de/tm23.php#20231020 . Damit wird ein scharfes Werkzeug zur Meinungslenkung (Klartext: Volksverhetzung) stumpf.

Timur Andre
1 Jahr her
Antworten an  Teiresias

Pensionen, Inflationsausgleich, das gemeine Volk aber nicht, Rentner mit 50% weniger als 1200 im Monat, werden in Scharen in die Armut getrieben

Edwin
1 Jahr her
Antworten an  Timur Andre

Alles gewollt. Ein Bürger der am Tropf des Staates hängt, kann natürlich leichter manipuliert werden.

Dieter
1 Jahr her
Antworten an  Edwin

und gleichzeitig 10.000 neue Stellen in der Bürokratie geschaffen..
..auf das die neu werktätigen brav die Erschaffer ihrer Arbeitsplätze wählen… sonst sind ja die Pfründe weg..

Klaus D
1 Jahr her

Was mir in dem artikel fehlt ist das sehr viele unternehmen deswegen pleite gehen werden. Der masse der bürger steht ja nur summe X zur verfügung und wenn man jetzt mehr für produkte zahlen muss wird man andere erst gar nicht mehr kaufen können. Ich selber merke das beim lebensmitteleinkauf – bestimmte dinge kaufe ich jetzt nicht mehr weil ich es mir nicht mehr leisten kann.

BK
1 Jahr her

Zum Glück für die Regierung, dass dieses Land von einer überwiegenden Mehrzahl dummer Deutscher und in den meisten Fällen noch dümmerer Asylanten bewohnt wird. Diese glauben, dass ein Dieselpreis von 2,00 Euro gerechtfertigt und die Kilowattstunde Strom von 60 Cent die höchste Zumutung niederer Kostenkalkulationen für die Stromsozialisten sind. Die CO₂ Bepreisung, wie sie auch von der grünen FDP mitgetragen wird, kommt ab Januar 2024 als weiteres Sahnehäubchen und Kostentreiber hinzu. Das ist kein Land der Dichter und Denker, sondern eins der Lügner und Märchenerzähler. Dumme Typen, die noch nie im Leben gearbeitet haben, sitzen in Regierung und Ministerien. Sie… Mehr

Jerry
1 Jahr her

Mir klingt es noch in den Ohren: „Die Inflation wird nur von kurzer Dauer sein!“

Der Winzer
2 Jahre her

„Die Inflation kommt nicht über uns als ein Fluch oder als ein tragisches Geschick; sie wird immer durch eine leichtfertige oder sogar verbrecherische Politik hervorgerufen.“ (Ludwig Erhard)

Mazarine Perigord
2 Jahre her

Keinen Cent mehr für diesen Staat und seine Politiker, die uns ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Wir und viele andere Bürger in Grenznähe kaufen inzwischen alles von Benzin bis hin zu Lebensmitteln in Polen.

Eberhard
2 Jahre her

Sowas kommt von Sowas. Direkte staatliche Eingriffe in den Markt führten schon immer zu Verwerfungen. Auch diese Inflation ist Haus gemacht, mit einem eindeutig ideologischen Hintergrund. Nicht nur in Deutschland. Aber was den Haupttreiber Energie betrifft, hat der ideologische Hintergrund hier seinen festen Anker. Energie wurde aus rein ideologischen Gründen immer mehr durch neue und zusätzliche Abgaben an den Staat so verteuert, dass diese Abgaben den Markt völlig außer Rand und Band brachten. Wie damals in der sozialistischen Planwirtschaft gab es nun keinen echten Marktpreis mehr. Der sich normalerweise resultierend aus den tatsächlichen Aufwendungen und dem Angebot und der Nachfrage… Mehr

murphy
1 Jahr her
Antworten an  Eberhard

Am EEG hat nachweislich auch die CDU kräftig „mitgearbeitet“. Schrieb mir der moralisch/ethisch verkommene Lobbyist Wellmann/früher CDU-MdB persönlich.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
2 Jahre her

Wie bitte? Dieses Land ist längst dysfunktional. Damit es nicht gleich auffällt, wird mühsam versucht, die überall aufbrechenden Schlaglöcher mit Unmengen von Staatsknete zuzuschütten. Allerdings alles auf Pump, was die Geldentwertung immer weiter beschleunigt und den Strudel Richtung Untergang immer schneller rotieren lässt.

Last edited 2 Jahre her by Ceterum censeo Berolinem esse delendam