Jens Spahn habe mit seinem Ehemann von der Sparkasse Westmünsterland nach „Business Insider“ einen Kredit für eine Villa in Berlin erhalten. Berlin liegt weit weg vom Geschäftsgebiet der Sparkasse. Der einst kleine Junge hätte für seinen Traum vom Haus am Meer nicht einmal ein Zehntel davon benötigt. Vom Regionalprinzip gebe es Ausnahmen, hieß es in dem Bericht. Für den Jungen gab es die nicht.
Gestatten, mein Name ist … ach neh, besser nicht. Sehr riskant heutzutage. Aber von meiner Vergangenheit kann ich erzählen wie Udo Lindenberg, der damals sang: „Plötzlich bin ich wieder der kleine Junge, ganz spitz auf Lakritz …“
Lakritz gab es früher im Milchladen Jankord. Als Schüler nannten wir die Inhaberin „Oma Jankord“, obwohl sie vielleicht noch gar keine Oma war. Ihr Laden befand sich in Lüdinghausen, einem Ort im Westfälischen bei Münster, den nur kennt, wer sich für historische Wasserburgen und Gespenstersagen wie die Kälber ohne Kopf von der Burg Kakesbeck interessiert. Der kleine Junge von damals lernte in Lüdinghausen auf dem Gymnasium Canisianum (benannt nach dem heiligen Canisius, der die Reformation in Deutschland zurückdrängte), sang im Schulchor vor allem das Requiem von Mozart, weil das zu einem offiziellen Termin aufgeführt werden musste. Die Tenöre waren angesichts des ausstehenden Stimmbruchs der Chor-Schüler Pädagogen, die weiter hinten im Chorgestühl saßen, so dass sie niemand sehen konnte.
Der kleine Junge dachte nicht an Diktatur und ungleiche Schweine, als er mit der Schultasche und dem Orwell-Büchlein darin vorbei an dem alten Internatsgebäude Schloss Westerholt das Schulgelände verließ. Vor ihm lag das „Hotel Zur Post“. Imposant erscheinende Herren standen vor der Tür: Der Hotelbesitzer und zwei Kellner – alle im schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Fliege – wie die „Blues Brothers“. Im Hotel pflegten Mittel- und Oberstufenstufenschüler nach der Schule eine Cola oder Fanta zu trinken – an Tischen, die heute noch dort stehen. Manchmal hält Schulgeschichte verdammt lange durch.
Der kleine Junge lief an den Dreien vorbei. Sie sollten seinen Zehn-Mark-Schein nicht für Cola bekommen, die im Hotel Zur Post auch noch zehn Pfennig teurer pro Glas war als im Gasthof Richter an der alten Wassermühle, die so unheimlich war, dass die Schüler immer fürchteten, die Kälber ohne Kopf kämen gleich aus dem tosenden Wasser des Flusses Stever hoch und würden ihnen den Weg abschneiden.
Der kleine Junge lief weiter, am Notariat Richter vorbei, zur Hauptstelle der Sparkasse Coesfeld, die heute Sparkasse Westmünsterland heißt. Mit den zehn Mark in der von der Oma geschenkten Börse wäre er der König im Milchladen gewesen; im Hotel hätten die Herren in den schwarzen Anzügen ihm wenigstens etwas mehr Beachtung geschenkt als den stets pleiten Mittelstufenschülern, die zu oft anschreiben lassen mussten. In der Sparkasse, dem Haus des Geldes, empfing den Jungen die kalte Atmosphäre der Geschäftswelt. Wer hier verkehrte, wusste nichts von englischen Fabeln, sondern war vertraut mit der Welt des Geldes, der Börsen und der Wertpapiere. Irgendwann erbarmte sich ein Herr im dunklen Anzug des Jungen mit seinen zehn Mark, fragte, was er wolle: „Ein Konto eröffnen“.
Etwas später war im „Business Insider“ von einer Kreditfinanzierung dieser Sparkasse Westmünsterland zu lesen. Ein früherer Verwaltungsrat des Instituts, der Bundestagsabgeordnete Jens Spahn von der CDU aus dem sechs Bahnstationen entfernten Ahaus, der heute Gesundheitsminister im Berliner Bundeskabinett ist, habe zusammen mit seinem Ehemann von der Sparkasse Westmünsterland nach Informationen des „Business Insider“ einen Kredit für eine Villa in einem Prominenten-Viertel in der Hauptstadt Berlin erhalten. Berlin liegt weit weg vom Geschäftsgebiet der Sparkasse. Der einstmals kleine Junge hätte für die Realisierung seines Traums vom Haus am Meer nicht einmal ein Zehntel dieser Summe benötigt – er hatte sogar seine Silbermünzen als Sicherheit angeboten. Vom Regionalprinzip gebe es Ausnahmen, hieß es in dem Bericht. Für den Jungen gab es die nicht.
Nach Einbruch der Dämmerung zieht schnell Dunkelheit über das Münsterland. Es ist dieser einzigartige Moment, wo die Kälber ohne Kopf aus der Burg Kakesbeck ihren abendlichen Tanz in der von Nebeln verhüllten Parklandschaft zu beginnen scheinen und Annette von Droste Hülshoff mit heiserer Stimme den „Knaben im Moor“ zu rezitieren beginnen scheint: „O schaurig ist‘s über‘s Moor zu gehen, wenn das Röhricht knistert im Hauche.“ Der Junge von damals sitzt immer noch im Hotel Zur Post am Tisch von damals und studiert die aus der alten Schultasche hervorgeholte „Farm der Tiere“. Jetzt – Jahrzehnte später – hat er George Orwell verstanden.
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So,so, vom Regionalprinzip gibt es also Ausnahmen. Hoffentllich dann auch von der Gewährträgerhaftung, wenn so ein kleiner Kredit eine sooo große Sparkasse mal in Bedrängnis bringt.
Die Frage stellt sich dann doch, wer alles an der Genehmigung des Kredites beteiligt war. Da gibt es bei solchen Summen auch einen Vorbehalt des Verwaltungsrates. Und oh Wunder, in dem sitzen doch fast ausschließlich nur Politiker drin. So schließt sich dann der Kreis der sich selbst bedienenden Kaste…….
Ich kann die obige Geschichte eigentlich kaum glauben, da jede Bank doch um jeden Kunden glücklich ist.Früher mag es eventuell so gewesen sein das der Kreditnehmer wie ein „Bittsteller“ behandelt wurde. Aber heutzutage sieht die Sache doch komplett andersrum aus. Mag sein das es bei einem privaten Häuslebauer anders aussieht, aber als ich für meine Firma einen Kredit brauchte, hab ich mir 4 Angebote machen lassen. Dann bin ich zur günstigsten Bank gegangen und hab den Zinssatz erstmal runtergehandelt, weil ich genau gesagt habe welchen Zinssatz ich zahlen will. Der Kredit kam übrigens von einer Volksbank, die Investition wurde in… Mehr
Also bei Privatkunden läuft das eigentlich darauf hinaus, dass diese nur noch den Betrieb stören. Mag bei Geschäftskunden anders sein….aber als privater, wenn das Einkommen und die Einlagen überschaubar sind….versucht man nur die üblichen Kreditkarten, Bausparverträge und Lebensversicherungen anzudrehen….wenn das nicht klappt, wird man in der Filialbank wie der letzte Dreck behandelt….noch nicht mal mehr gegrüßt. Hat sich aber eh was mit Filialbanken…bei uns in Rhein-Main schließen die meisten Volksbanken und Sparkassen ihre Filialen. Es bleibt die Hauptgeschäftsstelle und evtl. noch die eine oder andere Filiale in der Innenstadt.
Schöner Stil. Und zu Spahn. Da er jetzt doch Gesundheitsminister ist, wird ihm später sicher auch eine bevorzugte Krankenversorgung bereitgestellt, wenn der Herr mal alt ist.
Welch ein Unsinn. Solche Ansichten sind vollkommen antiquiert, was kümmert es Sie, mich oder sonstwen, wer wen liebt?
Das ändert sich doch sowieso ständig und auch in der Natur existiert Homosexualität.
Nur beim Menschen ist es dann plötzlich etwas abnormales? Sorry, aber das ist Blödsinn und wenn Sie nicht die These vertreten, dass jeder Mensch gleich ist und somit auch gleiche Rechte hat, dann brauchen Sie hier nicht von Ideologie schwadronieren.
Das ist nämlich der einzige Kreis, der sich hier wirklich schließt.
Es interessiert mich einen Sch…, wer mit wem was unter welcher Decke macht. Dafür aber steuerliche Privilegien einzukassieren, während ich als alleinerziehender Vater blechen sollte wie blöde, sehe ich nicht im Geringsten ein. Ich bin weg, b**** mit wem ihr wollt, aber meine Kohle gibt‘s nicht mehr dafür. Basta.
So schließt sich der Kreis.
Es wäre spannend zu wissen, ob Herr Spahn hier besondere Konditionen erhält.
„Freiheit bedeutet die Freiheit, zu sagen, dass zwei und zwei vier sind.
Gilt dies, ergibt sich alles übrige von selbst.“ – 1984, auch Orwell
Also sagen wir, was ist.
Dass er Spahn retten wird, glaube ich nicht.
Denn Spahns Haus ist erst Spahns Haus, wenn er das Haus ganz abbezahlt hat.
Und wenn Spahn des Landes flüchtig werden muss, weil ihn noch mehr als die in Wuppertal nicht mehr leiden mögen, dann kann es auch sein, dass Spahn erkennen muss, dass eine Im-Mobile keinen Wert an sich darstellt.
Auch, wenn sie Millionen gekostet hat.
Der MV Online zufolge war Spahn dort kürzlich in Rheine, ganz in der Nähe, sprach bei einer CDU-Veranstaltung. Nicht nur die Sparkasse hat eine Ausnahme vom Regionalprinzip gemacht – dem Bild zufolge hat wohl auch Covid-19 eine Ausnahme für den Bundesgesundheitsminister und seine Zuhörer gemacht. Oder sieht jemand Masken und eingehaltene Mindestabstände?
https://www.mv-online.de/lokales/rheine/staatstragendes-auf-dem-marktplatz-359821.html
Prominente Kunden zieren den Betrieb . “ Royal Warrant by Appointment to His Majesty the Maskminister “ !
Schöne Parabel-an die Farm der Tiere denke ich in letzter Zeit oft. Stimme ihnen voll und ganz zu. Links und link und links muß man sein. Mit einer wertschöpfende Tätigkeit bekommt man keinen Kredit.