Boris and Donald haben eine Botschaft für ihre Bürger

BoJo und Trump versprechen ihren Bürgern und Wählern ein besseres Morgen. In Deutschland verspricht die Politik weniger bei höheren Steuern, um die Welt zu retten. Oder das Klima. Oder Migranten. Oder Minderheiten.

BRENDAN SMIALOWSKI/AFP/Getty Images
Boris Johnson und Donald Trump 2017 bei der UN in New York

Boris Johnson war selbst einst Journalist beim Spectator. James Forsyth brachte eben dort auf den Punkt, was auf den neuen Premierminister wartet: „Boris Johnson’s first 100 days will make or break him.”

Wie der neue Mann in Downing Street No. 10 das Ganze angeht, fasst Forsyth so: „His speech from the steps of Downing Street on Wednesday afternoon was full of announcements designed to address the Tories’ electoral vulnerabilities. He pledged to start recruiting 20,000 more police officers immediately, to take action on social care and increase school funding.”

Johnson kündigte gleich mal Schwachstellen der Tories bei bevorstehenden Wahlen an und was er tun will: 20.000 mehr Polizisten sofort, mehr Sozialfürsorge, mehr Geld für Schulen.

Da sind wir bei der ersten Parallele von Boris Johnson zu Donald Trump. Beider Priorität ist Wahlkampf. Alles, ausnahmslos alles, was The Donald unternimmt, ist auf die nächste Präsidentschaftswahl ausgerichtet. Alles, ausnahmslos alles, was BoJo tut, zielt auf die nächsten Parlamentswahlen.

Daraus folgt die zweite Parallele. Forsyth definiert es für Johnson so: „Boris will need the public to put pressure on parliament. This is why it’s worth keeping a close eye on how opinion polls react to his premiership.” Der Brite braucht den öffentlichen Druck, um sich im Parlament durchzusetzen. Der Amerikaner kam nur auf diese Weise ins Amt und kann nur über die permanente Mobilisierung der öffentlichen Meinung im Amt bleiben.

Deshalb hat Boris Johnson ein Wahlkampf-Kabinett zusammengestellt. Forsyth: „His cabinet looks like a team created with an election in mind; the technocrats have been replaced by those more comfortable on the television and the stump.”

Die dritte Parallele ist möglicherweise die entscheidende. Beide, Boris und Donald haben eine emotionale Botschaft.

Die von Donald Trump kennt jeder: „Make America Great Again.” Boris Johnson kennt sie auch und lässt sich in seinem ersten Statement im Parlament nicht lumpen: „Making this country the greatest place on earth.”

Es ist ein Versprechen für eine bessere Zukunft. Das erscheint auf den ersten Blick trivial. Aber in Deutschland hat sich nur ein „Weniger” als Versprechen eingebürgert: Weniger für den Bürger, mehr für den Staat. Weniger Selbstbestimmung, mehr Europa. Weniger Wohlstand, aber wachsende Leistungen für Zuwanderer. Weniger Wachstum, mehr Klima. Weniger Sicherheit, aber offene Grenzen. Weniger Bildungsanstrengung, besser Noten. Trump und Johnson dagegen stellen wieder ihre Bürger und Wähler in den Mittelpunkt. Im übrigen deren Mehrheit, nicht kleinste Minderheiten, denen die Herrschaft über die Mehrheit versprochen wird. Deswegen werden sie als Populisten beschimpft. Sie werden es ertragen.

Was Boris und Donald sonst gemeinsam haben von der Frisur über die gemeinsame Herkunft aus der Mittelschicht und so weiter, beschäftigt die Boulevardpresse. Für die üblichen Beschimpfungen sorgt die Qualitäts-Presse. Der Spiegel etwa titelt: MAD in England. So einfach ist das. Wer nicht ins Berliner Konzept passt, kann einfach nur verrückt sein. Dabei offenbart so eine Zeile nur die Unfähigkeit, Entwicklungen analysieren und nachvollziehen zu können. Damit isoliert sich Deutschland, das umgeben ist von „Verrückten”. Wir sind zurück im Reich der Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. Denn Donald und BoJo sind die Wichtigeren, die sich nicht um die Meinung des deutschen Mainstreams scheren. Italiens Lega und namentlich Innenminister Matteo Salvini gehören dazu wie Viktor Orbàn und die polnische Regierung. Lauter Verrückte?

Wie Forsyth sagt, die ersten hundert Tage werden es zeigen. In einer Welt voller Spießer und Verwechselbarer in Politik und Medien im ganzen Westen, haben Männer wie Boris und Donald gute Chancen, die Herzen der Bürger zu erreichen.

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Kommentare ( 63 )

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63 Comments
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Albert Pflueger
5 Jahre her

Deutschland befindet sich in einer Meinungsblase. Wenn man ein wenig zurücktritt, stellt man fest, daß der hiesige Klimawahn kaum irgendwo soweit geht, die sichere Energieversorgung dafür dranzugeben oder die Mobilität einzuschränken. Den Traum von einer besseren Zukunft einfach aufzugeben, Verzicht zu predigen und sich in allem einschränken zu wollen, das gilt andernorts nicht als taugliches Rezept, wenn man gewählt werden will. Deshalb hat man solche Ideen früher auch dem Klerus überlassen, der mußte keine Wahlen fürchten. Fast überall außerhalb Deutschlands will man Wachstum und Entwicklung, Klimaziele sind dort etwas für Konferenzen und Papiere.

Magdalena
5 Jahre her

Wer nimmt den Spiegel nach den Relotius-Storys noch ernst? Dass Boris Johnson für die MSM ein willkommenes Objekt für Häme, Hetze und Verteufelung ist, überrascht nicht. Wie Trump wird er als unterbelichtet dargestellt. „Trump and Boris will see each other being attacked by the same kinds of people for the same reasons“ (Freddy Gray, Spectator 20. Juli). Beide pfeifen auf political correctness und sprechen eine Sprache, die der Normalbürger versteht und beiden geht es um ihr Land und dessen Bürger. Wir Deutsche hingegen stehen ganz unten auf der Prioritätenliste unserer Regierenden.

Schwabenwilli
5 Jahre her

Wen da mal keine Achse US, GB, Visegrád entsteht. Dann wird es heiß.

Lotus
5 Jahre her

„Aber in Deutschland hat sich nur ein ‚Weniger‘ als Versprechen eingebürgert: …“ Stimmt doch gaaaa nich! Den Deutschen wird andauernd ein Mehr versprochen. Z. B. MEHR über das Meer. Und wenn es nach den linksgrünen Eliten geht, bald auch wieder MEHR über die Landwege. Und damit verbunden: „wachsende Leistungen für Zuwanderer“. Also auch wieder MEHR – und zwar Geld aus Steuer- und Sozialkassen, in die die Einheimischen dann MEHR einzahlen dürfen. Oder müssen. Denn nie vergessen: Der Mensch will gezwungen werden! (O-Ton ARD-„Qualitätsjournalistin“ Kristin Joachim). Wir dürfen künftig auch noch MEHR für Energie und deren Wende bezahlen. Und für den… Mehr

Marc Hofmann
5 Jahre her

Donald und Boris machen einfach eine Politik mit Verstand und Vernunft…also eine Politik zum Wohle des Volk…das auch Wähler ist!

FFdabei
5 Jahre her

Deutschland Deutschland über alles …
diese Großmannssucht und Besserwisserei geht mir dermassen auf den Sack.
Nur Populisten um Großdeutschland zugange, demokratisch gewählte Personen, die ihren Heimatländern etwas versprechen, eine Zukunft. Die Flachzangen im Amte hierzulande stellen sich aufgrund ihrer deutschen Herkunft über die Dinge und sprechen noch im Namen des Volkes. Des Volkes im Westteil sicherlich, aber nicht im Teil des Landes, wo die Sonne aufgeht.
Saxonia rules!!!

Der Ketzer
5 Jahre her
Antworten an  FFdabei

Die deutsche Politik ist das vollendete Peter-Prinzip.

Danton
5 Jahre her

Ein Bild wie aus einer anderen Zeit. Johnson und Trump. Zwei Protagonisten mit Charakter und Realitätssinn. Beide sehen ihre Aufgabe darin das eigene Land nach Vorne zu bringen und der eigenen, ideologiefreien Bevölkerung das Gefühl zu geben ein wichtiger Teil einer guten und funktionierenden Nation zu sein. Wo der vernunftsbegabte Deutsche und Europäer sich tagtäglich mit Zorn und Fremdscham eines Magengeschwürs nähert, sieht der Engländer, zumindestens hin und wieder, einen Silberstreif am Himmel. Und Trump bringt nicht mal 10hochminus23 Gramm von der Selbstverliebtheit, krankhafte Machtbesessenheit, Ignoranz, Arroganz und Korruptheit auf die Waage, wo jeder dt Politiker Tonnen mit sich rumschläppt.… Mehr

Harry Charles
5 Jahre her

ZWEI STARKE PERSÖNLICHKEITEN, die der Westen dringend braucht. Und die gerade rücken müssen was andere (May, Obama, etc.) verpfuscht haben. Es sah schlecht bestellt aus um das Abendland: allgemeiner Niedergang, Überzivilisation, Dekadenz, Verweichlichung, drohende feindliche Übernahme. Und wie durch ein Wunder kamen dann sie: THE DONALD und BOJO sind Ergebnis eines kosmischen Ausleseprozesses, der uns retten kann. Beide sind Macher, vermitteln Dynamik. Aber während Trump schon unglaublich viel erreicht hat (viel mehr als irgendein Präsident vor ihm in der gleichen Zeitspanne) muss BOJO noch liefern. Aber das wird er schon. Großen Taten gingen immer große Visionen voraus. Hätte Kennedy nicht… Mehr

bkkopp
5 Jahre her

BoJo hat eine Ermutigungsrede an alle Briten gehalten die tatsächlich authentisch klang. Er wird in 3-6 Monaten sehr viel liefern müssen, um nicht als Schwätzer abgestraft zu werden. Diesbezüglich wird das britische, parlamentarische System funktionieren. Trump hatte im Wahlkampf keine Botschaft an alle Amerikaner, und hat auch heute keine – nur an seine ca. 30- 40% base, die in sich sehr vielfältig und selten sympathisch ist. Trump ist der Teufel. Johnson spielt ihn auf Zeit.

Schwabenwilli
5 Jahre her
Antworten an  bkkopp

Interessant. Trump Wähler also Unsympathen? Wobei sie durchaus recht haben könnten, sind sie doch die Mehrzahl jener Verlierer aus einstiger Mittelschicht die aus Not ihre Söhne und Tochter beim Militär in Einsätzen im Ausland Lebens und Gesundheitsgefahr aussetzten. Derweil die „demokratisch“ gemästete Speckschicht der Küsten sich als Kosmopoliten feiern lassen. Ja, arm macht „unsympathisch“. Gell?

bkkopp
5 Jahre her
Antworten an  Schwabenwilli

Trump’s base ist natürlich deutlich breiter als die wirtschaftlich-sozial Abgehängten. Aus verschiedenen Gründen Konservative die natürlich nicht unsympathisch sein müssen, aber auch offene oder verdeckte Rassisten, NRA-Narren, militante Abtreibungsgegner und Anhänger der Todesstrafe und des rassismuslastigen Strafrechtssystems. Aber, auch die Milliardäre am Kabinettstisch. “ Armut “ ist kein gemeinsamer Nenner der Trump-Wähler, eher, nach Trump‘ eigenen Worten : white trash with or without money.

Seneca
5 Jahre her

Johnson war Redakteur bei der Times und Editor beim Spectator. Die erwähnte 100-Tagefrist vom heutigen Editor des Spectator bezieht sich unmittelbar auf die 99 Tage bis zum “do or die” Brexit am 31. Oktober. Ansonsten volle Zustimmung, insbesondere mit den politischen und medialen Geisterfahrern in Berlin und Hamburg.