Die amerikanische Notenbank Fed hat in der vergangenen Woche gezeigt, wie hilflos sie mit dem Leitzins umgeht. Besserung ist kaum in Sicht. Derweil türmen sich global die Schulden auf.
Politiker hassen Gold, weil es sie zur Disziplin im Umgang mit Geld zwingt. Deshalb haben sie den Goldstandard als Währungssystem längst abgeschafft und später durch den Gold-Devisen-Standard ersetzt. Heute haben wir es eher mit einem Währungschaos zu tun. Das Edelmetall ziert zwar immer noch die Aktivseiten der Notenbankbilanzen, aber sein Anteil im Verhältnis zu den Bilanzsummen ist minimal. Ab und zu regt es sich allerdings, als wollte es sagen: Ich bin auch noch da.
Der Spurt des Goldes
Wie am vergangenen Freitag, als sein Preis auf die Entscheidung der amerikanischen Notenbank Fed vom Tag zuvor, den Leitzins nicht zu erhöhen, mit einem Spurt nach oben reagierte.
Nur ein Irrläufer? Während der mittlerweile vierjährigen Abwärtsbewegung des Goldpreises kam es ja immer wieder zu vorübergehenden Erholungen. Indes, sie wurden jedes Mal von einem weiteren Preisverfall abgelöst. Warum soll es dieses Mal anders sein? Darum: Die Welt erstickt in Billionen von Schulden, deren Größenordnung irrsinnig und mit nichts vergleichbar ist. Das heißt, eher über kurz als über lang muss ein neues Währungssystem her. Und warum wir darauf nicht mehr lange zu warten brauchen, geht mittelbar aus der Fed-Entscheidung hervor, die sich so interpretieren lässt: Die größte Notenbank der Welt kneift vor der seit vielen Monaten angekündigten Leitzinserhöhung, weil sie befürchten muss, dass sie damit das ganze Schuldensystem zum Einsturz bringen könnte. Denn wenn die Zinsen auch nur geringfügig steigen, können die Finanzminister ihre Schulden nicht mehr finanzieren: Das betrifft nicht nur den griechischen, das gilt auch für den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble. Seine „schwarze Null“ verdankt er ja nicht einer soliden Politik, sondern den niedrigen Zinsen. Deshalb zögert die Fed.
Der Goldpreis sendet ein wichtiges Signal
Aber handelt nicht die Fed, dann handelt eben der Markt und sucht sich die passenden Objekte dafür aus. Dieses Mal, indem er die Aktien nach unten und das Gold mitsamt Anleihen nach oben schickt. Warum auch Anleihen, die Repräsentanten der gigantischen Schulden, bleibt freilich ein Rätsel. Da geben Börsianer sich offenkundig der Illusion hin, Anleihen seien ein ebenso sicherer Hafen wie das Edelmetall.
Das waren diese Papiere – oder besser gesagt, die mit einem dreifachen A bewerteten unter ihnen – drei Jahrzehnte lang. Doch was mit Anleihen früher geschah, das zählt heute nicht nicht mehr. Es hat Anleger immer schon arm gemacht, wenn sie die Vergangenheit blind in die Zukunft fortgeschrieben haben.
Die Schuldenberge können theoretisch endlos wachsen. Wenn alle mitmachen. Doch in der Praxis hat sich gezeigt, dass irgendwann der Zeitpunkt erreicht wird, an dem große Marktteilnehmer nicht mehr bereit sind, die Schuldenwirtschaft mitzumachen. Das heißt, sie verweigern den Kauf von Anleihen. Dumm nur, dass niemand weiß, wann dieser Fall eintritt. Man muss sich also auf ihn vorbereiten und dazu vorsorglich auf die richtigen Signale achten. Ein besonders wichtiges Signal geht vom Goldpreis aus.
Die amerikanische Notenbank ist ratlos
Wird er jetzt weiter steigen oder wird er nochmals einknicken? Diese Frage stellen sich zurzeit zwar viele Börsianer, aber der genaue Verlauf der Preisentwicklung in den kommenden Wochen und Monaten ist zweitrangig. Entscheidend bleibt, was die Fed am vergangenen Donnerstag beschlossen hat – oder treffender formuliert: Dass sie den Leitzins zwischen null und null-komma-fünfundzwanzig Prozent belassen und damit eine gewisse Ratlosigkeit zu erkennen gegeben hat.
So weit der für die weitere Entwicklung des Goldpreises entscheidende Makrokosmos. Zu ihm gesellt sich noch ein nicht minder spannender Mikrokosmos. Der hat viel mit dem Angebot und nicht nicht ganz so viel mit der Nachfrage zu tun. Diese geht bekanntlich zum größten Teil auf das Konto der Schmuckindustrie, auf den Schwerpunkt Schwellenländer, verschiedener Notenbanken und Anleger, die Gold entweder direkt oder mittels Fonds kaufen. Demgegenüber haben wir es beim Angebot mit drei ganz anderen Gruppen zu tun: Minen, Verkäufer von Altgold und Teilnehmer an den Terminmärkten, speziell an der Comex in New York.
Verdacht auf Goldpreismanipulation
Greifen wir zunächst die Minen heraus. Sie befinden sich in einem Dilemma, das die Kosten steigen und die Erträge sinken lässt: Die Energiekosten nehmen trotz des Ölpreisverfalls zu, weil das Gestein, das die meisten Minen zur Goldgewinnung zerkleinern und verarbeiten, immer weniger Gold enthält, in machen Fällen bereits unter 1 Gramm je Tonne. Daraus wird in den nächsten Jahren eine gravierende Angebotsverknappung folgen. Gold ist endlich. Das unterscheidet es vom Papiergeld.
Altgoldverkäufer geben ihre Schätze zum Teil zyklisch, zum Teil antizyklisch ab. Ihr Einfluss auf den Goldpreis bleibt jedoch eher moderat.
Letzteres lässt sich nicht von den Comex-Teilnehmern behaupten. Denn sie können gewaltige Hebel einsetzen, indem sie Terminkontrakte kaufen und verkaufen, die ein Vielfaches des physisch bewegten Goldes ausmachen. Was ihre Verkäufe angeht, werden sie der Preismanipulation verdächtigt. Dieser Verdacht liegt nahe, weil ein allzu stark steigender Goldpreis signalisieren würde, wie ernst es um die Schuldenkrise bestellt ist. Die Preismanipulation ging in der Vergangenheit allerdings schon mehrfach schief, etwa während der 60er und zuletzt Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Insofern verspricht die Entwicklung des Goldpreises in dieser Woche, zumal die Fed angeknockt ist, besonders spannend zu werden.
Gewinne mit Xetra-Gold sind nach einem Jahr steuerfrei
Die Konsequenz für Anleger sollte deshalb klar sein: Gold im Depot, im heimischen Safe oder an anderer sicherer Stelle ist allein schon wegen der stetig steigenden weltweiten Schulden eine Investition wert. Wer für Goldbarren und Anlagemünzen kein sicheres Versteck hat, kann die Anleihe Xetra-Gold kaufen und sich ins Wertpapierdepot einbuchen lassen. Sie hat, ebenso wie die Anlagemünzen Krügerrand, Maple Leaf u.a., den großen Vorteil, dass Wertsteigerungen nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei sind. Das hat der Bundesfinanzhof in einem noch frischen Urteil am 12. Mai dieses Jahres entschieden (Aktenzeichen VIII R 4/15 und VIII R 35/14).
Dazu noch zwei wichtige Details: Verschiedene Finanzämter haben die Steuerfreiheit nicht anerkannt und auf dem Umweg Sparkassen Abgeltungsteuer kassieren lassen. Wer keinen Einspruch dagegen eingelegt hat, wird sich damit wohl abfinden müssen. Wer nach dem Tag des BFH-Urteils Xetra-Gold oder den Gegenwert in Form von echtem Gold verkauft hat oder noch verkaufen wird, ist gut beraten, bei einem eventuellen Abzug der Abgeltungsteuer beim zuständigen Finanzamt Einspruch einzulegen. Es ist nämlich damit zu rechnen, dass manche Banken und Sparkassen sich nicht um das BFH-Urteil scheren und trotzdem weiter Abgeltungsteuer an Finanzämter abführen. Erst eine später folgende Verordnung des Bundesfinanzministeriums wird endgültig dafür sorgen, dass diese Steuer entfällt.
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