Zeitlos, aber durch aus auch anregend: DER SPIEGEL diese Woche über unsere Vorgeschichte und Gerhard Schröder und das Versagen von Merkel und ihrem Innenminister.
In dieser Woche ist der Spiegel zeitlos: mit einem lesenswerten Titel aus Wissenschaft und Forschung zur Entwicklungsgeschichte des Menschen. Nach spektakulären Höhlenfunden in Südafrika stellt sich die Frage, was das Wesen des Menschen ausmacht, neu.
Zum Flüchtlingsthema bezichtigt Spiegel Redakteurin Christiane Hoffmann in ihrem Leitartikel „Herz und Verstand“ Kanzlerin Angela Merkel in dieser Woche einer unziemlichen Abenteuerlust, da die Folgen der Grenzöffnung durch die Regierungschefin nicht abzusehen und schwerlich zu bewältigen seien. Wenn man so will, tat Helmut Kohl 1990 bei der Wiedervereinigung nichts anderes. Zudem zeigte Merkel schon mit dem Entschluss zum Totalausstieg aus der Atomenergie und dem bedingungslosen Aussitzen der griechischen Kapriolen eine Neigung, sich abseits rationaler Überlegungen einmal erkannten Meinungstrends bedingungslos anzuschließen und den Zug der Lemminge ansonsten nicht weiter zu beeinflussen. Die Warnungen von Frau Hoffmann sind sicher berechtigt. Für die Deutschen wird es eine anspruchsvolle Herausforderung sein, dieses Problem zu bewältigen.
Pech für Merkel, dass dabei die Schlüsselfunktion bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms ausgerechnet Deutschlands größtem und selbstgefälligstem Bürokraten, Innenminister de Maiziere zufällt. Die Spiegel-Redakteure Melanie Amann und Ralf Neukirch veranschaulichen in ihrem Portrait „Der Geduldete“ sehr prägnant, warum hier der Innenminister der falsche Mann für diese herkulische Aufgabe ist. Ein ganz anderes Kaliber ist da Powerfrau Ursula von der Leyen, die im Interview mit Christiane Hoffmann und Gordon Repinski angenehm erfrischend ihre Frau steht.
Wehmütig wird der Leser, wenn er das liebevolle Portrait „Der Abkanzler“ von Markus Deggerich und Marlene Göring über Altkanzler Gerhard Schröder und dessen hemdsärmelige und pragmatische Vorgehensweise liest: Wo finden wir jetzt solche energischen und tatkräftigen Machertypen, die wir in den nächsten Jahren brauchen werden?
Insgesamt bietet das Heft dem Leser eine anregende, bisweilen überraschende und berührende Lektüre. Berührend ist das Gespräch „Die Welt ist, wie sie ist“ zwischen den Spiegelredakteuren Ulrich Fichtner und Matthias Geyer und Wolfgang Behnken, ehemals Fotochef und Artdirecor des „Stern“ über die Frage, welche Bilder Journalisten drucken dürfen und welche nicht. Berührend deshalb, weil die Bilder, die den Bericht begleiten, auf einer eigenen Ebene in die Tiefe führen.
Der Spiegel ist in dieser Woche eine anregende Lektüre.
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