Mit einem Geschütz von gleich sechs unterschiedlichen Titelbildern und Headlines zum Thema Flüchtlinge wartet der aktuelle Spiegel zu diesem Wochenende auf. Im Supermarkt mache ich drei verschiedene Cover ausfindig und beobachte, wie Interessenten irritiert schauen, ob es sich dabei auch gleich um unterschiedliche Ausgaben handelt. Immerhin: Mit der Aufmerksamkeit klappt es. Inhaltlich aber verhebt sich das Magazin mit dem Titel, der Auftakt zu einer Serie sein soll, sichtlich.
Vom Spiegel erwarten die Leser, dass Themen differenziert analysiert und Problemlagen verständlich gemacht werden. Das sechsköpfige, von Mathias Bartsch angeführte, Redaktionsteam empört sich zähfließend, aber mainstreamig korrekt über die in Deutschland zu beobachtenden Auswüchse von Fremdenhass, ohne näher die Gründe auszuleuchten. Irritierend sind zudem die Worthülsen, die in ihrer Gleichförmigkeit aus Politikermündern schon ärgerlich sind, noch mehr aber, wenn sie von Journalisten unkritisch übernommen werden.
Warum die Griechenland-Krise dazu führen soll, dass eine neue Euro-Steuer der EU-Bürokratie eigene Einnahmequellen erschließt, und dies dann auch nur sehr lau kritisiert wird, ist des Spiegels nicht würdig.
Das Highlight dieser Ausgabe ist für mich das gänzlich spiegeluntypische Plädoyer „Trouble, Liebe, Zweifel“ von Claudia Voigt, sich für Kinder zu entscheiden.
Der Spiegel in dieser Woche: Gewogen und für zu leicht befunden.
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