Tichys Einblick
EU-Richtlinie

Störende Flaschenverschlüsse – Schweizer Getränkehersteller machen nicht mit

Einwegverpackungen aus Kunststoff mit bis zu drei Litern Inhalt dürfen keine losen Verschlüsse mehr haben. Die Getränkehersteller mussten ihre Abfüllanlagen teuer umbauen. Aus der Schweiz kommt jetzt die entschiedene Reaktion: Nein, wir machen nicht mit.

picture alliance / NurPhoto | Lorenzo Di Cola

Aus Kalifornien kommen KI, neue Chips sowie Google, Twitter & Co., aus Deutschland Mülltrennung, Dosenpfand und als neuester Gag sogenannte »Tethered Caps«. Darunter verstehen Verpackungstechniker jene Verschlüsse, die fest mit der Flasche verbunden sind, in der Wasser, Limonade oder Ähnliches abgefüllt sind.

Die sind seit heute, 3. Juli, als Teil der »Einwegkunststoffrichtlinie der Europäischen Union« vorgeschrieben. Die wurde bereits 2018 erlassen und soll die Welt, Umwelt, Klima und Meere retten und natürlich »nachhaltig« sein, wie die übliche Litanei eben immer heruntergebetet wird. Nachhaltig kippt man sich also fortan beim Trinken aus der Flasche den Inhalt über die Kleidung, weil der Verschluss stört.

Der öffentliche Raum soll nicht mehr vermüllt werden, heißt es in der Begründung dieses neuesten Gags. Wer dahinter mal wieder die EU vermutet, liegt richtig. Für Legionen an von uns teuer bezahlten EU-Juristen gab es kein größeres Problem als Flaschendeckel, die in der Gegend herumfliegen. In Deutschland jedenfalls werden 97 Prozent aller PET-Flaschen zurückgegeben; an den meisten ist noch der Deckel drauf, genauer: zu 95 Prozent. An Deutschland kann es kaum liegen, wenn asiatische Flüsse unter Plastikmüllbergen versinken. Am deutschen Müllsammelwesen kommt kaum noch eine Plastiktüte oder Flasche vorbei ins Meer. Die wenigsten dürften Plastikdeckel einzeln wegwerfen, schraubt man die Flasche nach Gebrauch doch wieder zu, damit nichts rausläuft.

Seit dem 3. Juli dürfen Einwegverpackungen, die vollständig oder teilweise aus Kunststoff bestehen und bis zu drei Litern Inhalt haben können, keine losen Verschlüsse mehr aufweisen. Die Getränkehersteller mussten ihre Abfüllanlagen teuer umbauen. Aus der Schweiz kommt jetzt die entschiedene Reaktion: Nein, wir machen den Müll nicht mit. »20 Minuten« hat mehrere Schweizer Getränkehersteller gefragt, was sie davon halten und ob sie mitmachen.

Ramseier und Rivella verzichten auf die fest verbundenen Deckel. Rivella verwendet sie lediglich bei Getränken, die exportiert werden. Die Konsumenten würden den neuen Verschlüssen eher kritisch gegenüberstehen und sie teils als störend empfinden, so die Begründung. Bei der woken Migros habe dagegen die Umstellung auf die neuen Deckel bereits Mitte März begonnen. Bei Aldi Suisse seien bei PET-Getränkeflaschen diese festverbundenen Verschlüsse teilweise im Einsatz.

Offensichtlich niemand hat bisher nachgerechnet, was Reinigung oder gar Austausch verschmutzter Klamotten kostet, über die sich aufgrund der Unhandlichkeit der Deckel die Inhalte der Flaschen gegossen haben.

Ab 2025 sollen laut »Einwegkunststoff-Richtlinie« 77 Prozent aller Getränkeflaschen in Rückführsystemen sortenrein gesammelt und bis 2029 dann 90 Prozent. Ab 2025 müssen alle PET-Einwegflaschen aus mindestens 25 Prozent, ab 2030 aus 30 Prozent recyceltem Kunststoffanteil bestehen. Über Anreicherung von Schadstoffen werden ab dann vermutlich Ökotest-Geschichten verbreitet werden.

Die nächsten Erfindungen werden nicht auf sich warten lassen. Der PET-Flaschenverschlussdeckelverbindungsstückentferner – kurz, ein kleiner Seitenschneider, mit dem – schnippschnapp – der Unsinn gelöst ist. Leider geht das mit der EU nicht so schnell. Blödsinn aus Brüssel wird fortgesetzt.

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