Aus der Elektroautobahn wird doch nichts. Schluss ist es mit dem Kabelgestrüpp, das über der Bundesautobahn A1 zwischen Reinfeld und Lübeck emporragt. Es werden auch keine Lastwagen mit drolligen Stromabnehmern auf dem Dach mehr fahren. Das Projekt wird beendet. Kein Geld mehr da. »Die finanzielle Förderung des Projektes läuft ganz regulär Ende des Jahres aus«, so ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). »Es handelt sich um einen Testbetrieb und eine Forschungsleistung, deshalb ist eine weitere Finanzierung durch das Ministerium nicht vorgesehen«.
Keine Subventionen mehr da? Dieses Statement aus dem BMWK, das sonst nur so mit Subventionen um sich wirft, wundert. Auf dem e-Highway sollte es in die Zukunft gehen und ein »System zum oberleitungsgebundenen elektrischen Betrieb von schweren Nutzfahrzeugen und Bussen« aufgebaut werden.
Elektrische Lastwagen – oder genauer: Oberleitungs-Hybrid-Lkw – sollten einst das Klima retten und die Temperaturerhöhung auf unter 1,5 Grad begrenzen. Sie sollten dieselmotorbetriebene LKW ersetzen. Deshalb hatte die Bundesregierung in einem »Aktions-programm Klimaschutz 2020« unter anderem beschlossen, »einen Feldversuch zur Erprobung elektrischer Antriebe bei schweren Nutzfahr-zeugen durchzuführen.«
Immerhin stellten die Projektierer seinerzeit fest: »Die Schiene als klimafreundlichere Variante des Güterverkehrs ist nicht umfangreich genug ausgebaut, um die steigende Güterlast auf-zunehmen.« Neue technische Lösungen seien daher »essentiell«.
Die »neue« technische Lösung besteht aus einem Lastwagen mit Hybridantrieb und Batterie, auf dessen Führerhaus ein Stromabnehmer montiert ist. Der fährt hoch, sobald er an die Oberleitungsstrecke kommt. Während der Fahrt werden die Batterien über die Stromabnehmer wieder ein wenig aufgeladen.
Dazu wurden auf der A1 in beiden Fahrtrichtungen eine fünf Kilometer lange Oberleitungsteststrecke errichtet. Über die rechten Fahrspuren wurden Masten mit einem dichten Geflecht an Drähten gebaut. Fünf Oberleitungs-Lkw fuhren auf der Teststrecke; Ende dieses Jahres soll Schluss sein. Dies, obwohl Schleswig-Holsteins Verkehrs-Staatssekretär Tobias von der Heide erst vor kurzem eine Fortführung des Projektes gefordert hatte. Als »Land der grünen Energie« biete sich Schleswig-Holstein geradezu als Musterbeispiel für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs an, so der von Habeck enttäuschte Staatssekretär, der auch noch von der CDU ist. »Ein Rückbau der Teststrecken wäre sachlich nicht zu rechtfertigen und ein Risiko für die bis hierhin erarbeitete Technologieführung«, so der Verkehrsstaatssekretär.
Auf einer weiteren Teststrecke auf der A5 bei Darmstadt, die Anfang Mai 2019 in Betrieb genommen wurde, fahren ebenfalls einige Hybrid-LKW. Das Projekt hört auf den Namen »Elisa«, das soll für »elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen« stehen. Im Erfinden von Namen sind »Energiewender« schon immer groß gewesen.
Rechts und links der Autobahnabschnitte auf der A1 in Schleswig-Holstein und auf der A5 in Hessen bei Darmstadt wurde ein dichtes Netz von Masten errichtet, die zwei Oberleitungen für 750 Volt Gleichstrom tragen. Die Elektronik im Lastwagen erkennt mit Hilfe des GPS-Signals die genaue Position unter dem Beginn der Oberleitung, kann den Stromabnehmer hochfahren lassen und die elektrische Antriebsenergie von oben beziehen. Grund genug, den Stromabnehmer als »intelligent« zu bezeichnen. Ein ausgewachsener Professor von der TU Dresden meinte gar, Oberleitungen seien »hightech«.
Immerhin verdienten viele Institute und Organisationen mit »begleitender Forschung« gutes Geld. »Ziel des Feldversuches ist es«, so die Projektbeschreibung, »das Oberleitungssystem technisch, ökologisch, ökonomisch und unter Verkehrsgesichtspunkten bewerten zu können, um der Politik Entscheidungsgrundlagen für einen möglichen Ausbau zu liefern.«
Zu den Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem die Beobachtung des Schwingungsverhaltens der Oberleitung, des Fahrdrahtanhubs und des mechanischen Verschleißes sowie letztlich die Entwicklung von Netzausbaustrategien. Studien zur Avifauna sollen Erkenntnisse zur möglichen Beeinflussung der vorkommenden Vogelarten durch die Oberleitungsanlage liefern.
»Außerdem sollen die Erarbeitung neuer Logistikkonzepte so-wie Betriebs- und Betreibermodelle die grundsätzliche Akzeptanz des Systems fördern«, hieß es weiter in der Projektbeschreibung. Gut, die grundsätzliche Akzeptanz muss jetzt nicht weiter untersucht werden. Das Projekt wird beerdigt.
30 Millionen hat der Spaß in Schleswig-Holstein gekostet, sagenhafte knapp 60 Millionen in Hessen und 26,5 Millionen in Baden-Württemberg. 2022/23 hat der Bund in die hessische Oberleitungsstrecke weitere 22 Millionen gepumpt und auf zwei weiteren Kilometern Masten, Leitungen und Spannseile montiert. Der Drahtverhau ist Albtraum eines jeden Rettungshubschrauberpiloten. Ein Spanngurt verfing sich einst in der Oberleitung, der aufwendig beseitigt werden musste. Nach einem Unfall musste die Leitung stromlos geschaltet werden. Pech für die Lastwagen, die keinen Strom mehr bekamen.
Wieder erlischt ein grünes »Leuchtturmprojekt«. Fehlt jetzt nur noch das Erlöschen des größten anzunehmenden Unsinns, (GAU), die sogenannte Energiewende.