Wie macht man sich selbst am besten unglücklich? Der Psychologe Paul Watzlawik hat darüber ein ironisches Buch mit einer Vielzahl von Tipps geschrieben, wie man es schafft unglücklich zu sein. Einer der Wege: „Mehr von demselben“. Also, wenn etwas nicht klappt: Dosis erhöhen. Magenschmerzen wegen Aspirin? Noch mal eine Tablette einwerfen.
Mehr von demselben
Lars Klingbeil, Vorsitzender der SPD, muss dieses Buch kennen – und wie so vieles im Leben falsch verstanden haben. Im Kampf gegen Rechts als einzigen politischen Programmpunkt hat seine SPD gerade das historisch schlechteste Wahlergebnis erzielt; so schlecht, dass selbst ihm und seinem Generalsekretär Kevin Kühnert nix mehr eingefallen ist dazu. Wie lautet Klingbeils Rezept: Er nennt Alice Weidel und die AfD in der Runde der Parteivorsitzenden „Nazis“.
Jeder weiß, auch wer Gegner der AfD ist, dass dies einfach Bullshit ist. Schlimmer – eine Verharmlosung jener Partei, die den zweiten Weltkrieg mit 40 bis 70 Millionen Toten angezettelt und sechs Millionen Menschen in Gaskammern umgebracht hat. Um nur die schlimmsten Verbrechen zu benennen.
Egal, die Bürger wissen das ja. Deshalb hat der Wahlkampf der SPD, der wirklich nur noch „gegen Rechts“ ging, nicht gezündet. Aber statt davon abzurücken: mehr von demselben. Oder mehr Augentropfen gegen Durchfall. Viel hilft viel. So wird man unglücklich, garantiert.
Dabei gäbe es ja einiges, was erkennbar die Wähler verärgert: Immer noch neue Migrationswellen, immer noch höhere Steuern, immer noch höhere Inflation wegen falscher Wirtschaftspolitik, immer noch höhere Kosten für „Erneuerbare Energien”, immer noch höhere Beiträge zur Rentenversicherung, und dafür zukünftig niedrigere Leistungen. Angeblich fehlen ja Fachkräfte, weswegen man das Bürgergeld zur Alternative aufstockt, auf dass die, die den Krempel bezahlen, irgendwann denselben hinschmeissen und sich auch versorgen lassen. Vier Millionen erwerbsfähige, aber untätige Bürgergeldbezieher. Um nur einige Probleme zu benennen.
Der Wähler wird für dumm erklärt
Klingbeil ist nicht der Einzige, der sich selbst unbedingt unglücklich machen will. „Wir müssen unsere gute Politik, die wir zuweilen machen, nach vorne stellen und nicht durch Streit zerreden,“ sagt Omid Nouripour, Parteivorsitzender der Grünen. Wenn man also die Wähler anbrüllt, dass sie zu dumm sind, um den Unsinn der Klimapolitik zu verstehen, dann muss man nur noch lauter brüllen. Vermutlich wird ab heute in ARD und ZDF die Klimakrise noch lauter gebrüllt, rückt der Weltuntergang an die Bettkante und der Planet wird noch schneller verglühen, vermutlich schon heute um 14.35 und morgen gleich zum Frühstück wieder und wieder und wieder.
Klingbeil wie Nouripour halten ihre Wähler für Volltrottel. Dass die ganz bewusst SPD und Grüne nicht gewählt haben könnten, weil sie sich nicht vertreten fühlen, das können sie nicht mehr verstehen. Nun funktioniert Politik ja nach der bekannten Methode: Wer nicht hören will, muss fühlen. Auch da wiederum scheint das Rezept nicht zu funktionieren: Sie hören nicht, also müssen sie noch mehr Prügel zu spüren kriegen. Aber sie kapieren es trotzdem nicht.
Sie kapieren nicht, dass die Grünen die Jungen verloren haben und die SPD die Arbeiter. Stimmt ja, es gibt wenig Junge und nur noch wenige Arbeiter – aber es gibt sie doch. Von einem Anteil von 33 Prozent bei den Jungen brechen die Grünen auf 12 Prozent ein. Die Grünen sind die Partei der „Omas gegen Rechts“. Und die SPD? Lernt nichts daraus, dass die neue Arbeiterparte längst die AfD ist. Und dass Leute mit Migrationshintergrund auch gerne AfD wählen – einfach weil sie hart gearbeitet, etwas Wohlstand erworben und den nicht weggesteuert haben wollen. Abgesehen davon, dass sie für ihre Kinder bessere Bildung, eine gute Zukunft und nicht unbedingt eine Geschlechtsveränderung anstreben. Und vielleicht wollen die Bauern auf ihren ererbten Höfen bleiben, und nicht als Angestellte der Gemeinde die Wiesen mähen müssen, auch wenn das vielleicht mehr Geld einbringt mittlerweile, als eine Landwirtschaft auf eigene Rechnung zu betreiben?
Grüne und SPD haben sich von der Lebenswirklichkeit entfernt. Stimmt ja, in Berlin Mitte spürt man die Last der Inflation nicht so sehr, für Bundestagsabgeordnete und ihren gesamten Hofstaat gibt es Steuermittel en Masse und Inflationsausgleichszahlungen nebst automatisierter Diätenerhöhung. Aber Berlin Mitte ist halt nur ein Punkt auf der Landkarte und nicht das wirkliche Leben.
Ändert sich etwas in Europa?
Wer allerdings hofft, dass sich jetzt die Politik ändert, den kann man nur warnen. Im EU-Parlament haben diese Parteien immer noch eine fette Mehrheit. Und wenn schon Berlin abgehoben ist von der Wirklichkeit und auf einem imaginären Mond lebt – Brüssel ist die Venus. Es lebt sich gut da, weit weg vom Alltag. Und wer damit zufällig konfrontiert wird, kontrolliert seine Sitzungsgelder und schon ist wieder alles in Ordnung.
Nein, Brüssel ist noch weniger lernfähig als Berlin, einfach weil es noch weiter weg ist von der Wirklichkeit.
Und so werden sie weitermachen. Ursula von der Leyen wird ein paar Zugeständnisse machen, und ansonsten noch mehr Grün durchdrücken, weil sie hofft, noch länger wichtig sein und ihre Lebensglück auf Kosten der Bürger steigern zu dürfen .
Da kennt sie sich aus. Und ja, Giorgia Meloni und Marine LePen werden sie vielleicht dabei unterstützen. Ganz einfach, denn dann haben sie die Guteste in der Hand, ziehen an den Fäden wie bei einer Marionette. Ursula von der Leyen hat sich nie für dieses Land eingesetzt, immer nur für ihr Konto, ihr Pony, ihre Deals. Die neue europäische Südschiene wird Deutschland jetzt erst so richtig ausnehmen. Es gibt niemanden, der sich ihnen in den Weg stellen könnte oder wollte. Deutschland ist ja glücklich, wenn es sich für die EU aufopfern darf. Andere Länder betreiben Interessenpolitik, Deutschland „feministische Außenpolitik“. Die Quittung wird gerade ausgestellt.
Die EU wird sich ändern
Aber kommt es wirklich so, wie CDU und Ursula von der Leyen hoffen?
Der Rechtsruck in der EU ist zu dramatisch.
- In Frankreich ergreift Premier Macron angesichts des Erdrutschverlustes seiner Partei die Flucht nach vorn mit Neuwahlen in drei Wochen.
- In Belgien kündigt Premier De Croo seinen Rücktritt an.
- In Italien überrundet Melonis Partei die Mitte-Links-Opposition.
- In Spanien überrunden die Konservativen die regierenden Sozialisten.
In Frankreich kündigt sich eine echte Zeitenwende an. Anfang Juli schon könnte Jordan Bardella vom Rassemblement National (RN) französischer Premier sein.
Also wird es weiterer Wahlen bedürfen. Wer nicht lernfähig ist, muss es eben auf die harte Tour lernen.
Deshalb werde CDUSPDGRÜNEFDP den Kampf gegen Rechts weiter verschärfen in der unbelehrbaren Hoffnung, dass sie damit von ihrem Versagen ablenken können.
Deutschland ist isoliert in Europa, gelähmt, ohne Führung und Vision.
Dem Land drohen bleierne Zeiten.