Tichys Einblick
Hans-Olaf Henkel bei Maischberger

Die nächste rote Linie

Wer soll die Waffen niederlegen – die Hamas oder Israel? Nun, es ist irgendwie immer Israel, das aufgefordert wird, die Hamas bitte nicht zu hart anzugreifen. So auch bei Maischberger. Und: ein spannendes Interview mit Hans-Olaf Henkel. Ein Gast, wie man ihn bei Maischberger selten trifft.

Screenprint: ARD / Maischberger

Die Ukraine kämpft einen ungleichen Krieg. Russland fällt ein – und die Verteidiger müssen sich zurückhalten. Denn die Ukraine ist komplett abhängig von der Finanzierung und Bewaffnung aus dem Westen. Und die Verbündeten erlauben es nicht, dass die Ukraine russisches Territorium angreifen darf.

So soll eine Eskalation des Krieges verhindert werden. Doch Norbert Röttgen (CDU), der an diesem Abend bei Maischberger diskutiert, zeigt das Problem auf. Putin genießt eine Art Hola – und feuert von jenseits der Grenze auf die Stadt Charkiw, die nur 30 Kilometer weit weg liegt. Die Stellungen, von denen die Gewalt ausgeht, dürfen nicht angegriffen werden.

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BSW-Vorsitzende Amira Mohamed Ali warnt vor einer Eskalation, die passieren könnte, wenn deutsche Waffen auf Russland niedergehen. Das wäre ein hervorragender Vorwand für Propaganda.„Der Westen und die NATO ist schon der Feind“, beschreibt Röttgen die Propaganda, die jetzt schon in Russland umgeht. Was soll sich da ändern?

Es wird also diskutiert darüber, ob die nächste rote Linie des Kanzlers, Angriffe auf russisches Territorium, überschritten werden soll. Über eine andere rote Linie wird auch diskutiert: Werden bald keine Waffen mehr nach Israel geliefert? Mit dem Ruf, man müsse die Bewohner von Gaza schützen, soll Israel die Waffen niederlegen und sich dem nächsten Mordüberfall der Hamas ausliefern. Gut, so drückt Ali das nicht aus. Sie beschuldigt Israel der Kriegsverbrechen – denn die IDF bombardieren Hamas-Stellungen, die Zivilisten als Schutzschilder missbrauchen. Was ist da nochmal das Kriegsverbrechen?

Eine Frage, die bei diesen Diskussionen immer ausgespart wird, ist: Warum legt nicht die Hamas die Waffen nieder? Das fordert niemand. Warum nur?

Sylt als Priorität des Kanzlers?

Im Journalistenpanel wird über den Sylt-Skandal diskutiert. Das verbotene Lied. Das „Döp döpdöp döp“ Lied. Cherno Jobatey und Jagoda Marinić finden es toll, dass der Kanzler sich zu diesem Thema äußert. Mit der grundsätzlichen Ablehnung des Themas ist Michael Bröcker allein. Er findet das Lied nicht toll – lehnt es ab. Aber: „Man kann nicht sagen, dass es einen Politiker der demokratischen Mitte gibt, der sich nicht vorher schon gegen Rassismus positioniert hat.“ Was ist also anders?

Im Interview begrüßt Sandra Maischberger den ehemaligen Chef des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI) Hans-Olaf Henkel. Ein Industriekapitän und Manager bei IBM – und wichtige Figur in der Frühphase der AfD um 2013. Er schlägt die Brücke von Sylt zur AfD. Das Lied „L’amour toujours“ sei gekapert worden, genauso wie die AfD gekapert wurde. Das Interview mit Henkel ist spannend, aber Maischberger ist zu fokussiert auf die Jagd nach einem Schuldigen. Einem Schuldigen, der Neonazis in die Partei gelassen haben soll. Diesen Schuldigen sucht sie überall, außer bei den Medien, die die AfD schon von Anfang an als rechtsextrem betitelten und damit Lucke, Starbatty und auch Henkel herausdrückten. Die Professorenpartei wurde zu dem, was die AfD heute ist – was das bedeutet, darüber muss jeder selber richten.

Zur Führung der Partei hat Henkel ein hartes Urteil: „Diese Partei wird geführt von Menschen die charakterlich und von der Kompetenz her nicht geeignet sind, das zu machen.“ Bei IBM hätte er „ihnen nicht einmal die Verantwortung über die Ablage“ übergeben. Es ist ein spannendes Interview – spannender wäre es noch gewesen, wenn Sandra Maischberger nicht alle zwei Wörter eingreifen würde. Ein Gast wie Henkel, der spannend und interessant formulieren kann, ohne Phrasen zu dreschen – das ist eine ungewohnte Situation bei Maischberger.

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