Die WeLT AM SONNTAG glänzt heute, weil sie mit dreiviertel Seiten Werbung vom Feinsten in Hochglanzpapier eingehüllt wird: für den ersten „BMW 5er PLUG-IN-HYBRID“. Eine unfreiwillige, aber zutreffende Versinnbildlichung, wo die Glocken hängen.
Der Innentitel sozusagen – „Das ROTE Jahr?“ – endet richtigerweise mit einem Fragezeichen und sagt im Text unter anderem (alle Bildchen Screenshots WamS):
Dass Angela Merkel ihren Parteigängern das „zum Gegenangriff übergehen“ erlauben wird, ist zur Zeit wenig wahrscheinlich. Denn, wie Robin Alexander in „WANN kommt ihr Konter“ zu berichten weiß, hat Merkel die Munition in den Pulverturm verbannt. Das der WamS zugespielte neunseitige Dossier hatte Herbert Reul vorgelegt:
„Was kann Schulz, was Merkel nicht kann? Schulz ist eben ein waschechter Sozialdemokrat.“
„Wie nachhaltig sind die guten Umfragewerte für Martin Schulz? … Es gibt in der Bevölkerung erkennbar einen Wunsch nach Veränderung. Daher zählen viele Menschen wieder auf die SPD.“
Da ist die SPD-Ministerpräsidentin realistischer, als sie wahrscheinlich zeigen wollte: Mehr als das andere Gesicht bringt der Kandidat nicht. Ob das noch sieben Monate vorhält, bezweifle ich. Spätestens, wenn die CDU ihr Kandidatengesicht wechselt, ist Schulz aus dem Rennen. Wenn der CDU nach Niederlagen bei Landtagswahlen, alten und neuen Problemen nichts anderes übrig bleibt, vollzieht sie den Kandidaten-Wechsel. Dass Schäuble die fleet-in-being ist, schrieb ich schon. Kommt das Thema Griechenland wieder aufs Tapet, wie die Auguren sagen, hat er automatisch die Aufmerksamkeit der Medien – und Schulz wird von seiner EU-Last einmal mehr eingeholt.
EU – à propos: Guy Verhofstadt, der in Brüssel den Brexit aushandelt, sagt im Interview „Die EU braucht einen NEUSTART“: „Die Europäische Union kommt nur dann aus der Krise, wenn die EU-Institutionen parallel zu den Verhandlungen um den Brexit, die im März beginnen sollen, eine grundlegende Reform der Europäischen Union vorantreiben.“
„Das optimierte ICH“, die Titelgeschichte der WamS sagt: „Markenprodukte sind von gestern. Der neue Luxus ist das verwöhnte, gepflegte Selbst.“ Was das für Parteien als Marken sagt, wissen wir nach diesem Wahljahr noch besser als bisher schon. Was das für politische Personen-Marken bedeutet, dafür kennen wir beim Stichwort „verwöhnte“ unrühmliche Beispiele. Über die Bedeutung von „gepflegt“ in diesem Zusammenhang muss ich noch weiter nachdenken.