Deborah Feldman, der engen wie strengen Lebenswelt orthodoxer Juden in New York entflohen und nach Deutschland emigriert, scheint vom Regen in die Traufe geraten. Nun hockt sie anscheinend in der engen wie strengen Lebenswelt orthodoxer Linker in Berlin. Verflogen ihr Witz vergangener Talkshow-Auftritte, kein origineller Gedanke erfrischte die erwartungsgemäß öde Illner-Runde. Schade, das macht also die Berliner Luft!
Julian Reichelt, der neueste Wunderknabe der Axel-Springer Journalistenschmiede, aufgestiegen zum Chefredakteur der Chefredakteure bei Bild, hat eigentlich die Glotze gar nicht nötig fürs „Brand yourself!“, aber vielleicht hoffte er als telegener Sympathieträger über die Jahre verlorene Bild-Käufer zurückzugewinnen. Das Ergebnis dürfte durchwachsen ausfallen. Zwar beteiligte er sich eher widerwillig am Illnerschen Trump-Bashing, ansonsten aber blieb er der Auflagen schwächenden Gesinnung treu, der zu Folge alles nur Flüchtlinge aus Syrien in diesem unserem Lande sind, Massenmörder Assad und dessen Mordbruder Putin tragen die alleinige Schuld am Elend der Welt. (Ok, wir haben es Bildmäßig ein wenig zugespitzt.)
Sofort schoss uns der Ohrwurm „Lebt denn der alte Holzmichel noch?“ in den Sinn, als der Blick auf Matthias Platzeck fiel, eingeblendet als „Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums und ehemaliger SPD-Parteivorsitzender“. Bestimmt kann er uns noch was zum Männerbund Trump-Putin sagen.
Der Leser möge verzeihen, dass wir aus Überdruss das Thema „Trump macht ernst – ist dieser Präsident zu stoppen?“ nur peripher betrachten. Keiner der Anwesenden hat einen Funken mehr Ahnung als meine Tante Ilse, und die ist lange tot. Platzeck erzählte dann noch, dass in Russland anfängliche Euphorie nach der Trump-Wahl einer gewissen Ernüchterung gewichen sei. Das weiß er aus russischen Zeitungen, die der gelernte DDR-Bürger lesen kann, und regelmäßigen Moskau-Reisen. Die seien ihm bekannt, raunte der Bild-Mann, und dann ging das Tänzchen los:
„Syrien und die Welt sind ein bisschen komplexer als in der Bild-Zeitung steht.“
„Was Sie hier bezahlt oder unbezahlt äußern …“
„Das ist eine Denunziation! Ich gebe da privates Geld hin und bekomme keins …!“
Dass wir im Schulz-Jahr noch einen Sozialdemokraten verteidigen müssen, hätten wir auch nicht für möglich gehalten, aber wenn Bild keine Butter bei die Fische tut …
Illner fiel die Klappe runter (welche geheime Botschaft sollte ihr Kinn-Pflaster vermitteln?) und sie blieb geschlagene 12 Minuten so perplex wie stumm. Diese 12 Minuten nutzte bis zur letzten Sekunde der Genscher-Schüler Wolfgang Ischinger, als „ganz toller Diplomat“ vorgestellt und als Chef der Münchner Sicherheitskonferenz bekannt, um noch mal alles haarklein zu erklären, was erklärungsbedürftig sein könnte.
Die Zeit hätte Illner besser dem Politikwissenschaftler Josef Braml gegeben, der vorher schon unaufgeregt erklärt hatte, Trump habe durchaus gute Argumente auf seiner Seite bei dem vorübergehenden Einreiseverbot aus sieben muslimischen Staaten. Nämlich die „Nationale Sicherheit“. Mit genau diesem Argument kam Obama mit seinen Drohnen-Angriffen, bei denen viele Zivilisten umkamen, durch. Zudem sei China das Problem, und wir müssten aufpassen, nicht zwischen die Fronten zu geraten, wenn die Riesen tanzen.