Irgendwie war es verdächtig ruhig die letzten Tage. Kein Hinweis in der Tagesschau, dass spätestens morgen Nachmittag uns der Weltuntergang bevorsteht und der Planet verglüht. Kein Lauterbach, der einen Hitzeschutzplan fordert. Auch die Straßen waren frei, nirgendwo klebte jemand von der Letzten Generation. Greta Thunberg wurde von der Polizei abgeführt; und die darüber berichtenden Medien wirkten eher erleichtert statt empört. Die Klima-Warner haben überdreht. Es ist egal. Könnte man meinen.
Klimagesundheit statt Gesundung der Menschen
Aber täuschen wir uns nicht. Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten. Nach der Pause geht es weiter, und wie. An der Universität Erfurt wurde gerade ein Institute for Planetary Health Behaviour (IPB) eröffnet, zu Deutsch: „Institut für klimagesundes Verhalten“. Dort soll fachübergreifend geforscht werden, um „klimagesundes Verhalten aus psychologischer, kognitionswissenschaftlicher, soziologischer, bildungswissenschaftlicher und kommunikationswissenschaftlicher Sicht zu untersuchen“. Klimagesundheit klingt wie das übliche Gefasel, mit dem man Forschungsgelder abgreift. Aber dahinter steckt mehr: Es sollen Instrumente entwickelt werden, wie die Menschen zu „klimagesundem“ Verhalten gebracht werden.
Es ist nichts anderes als der Aufbau einer Manipulationsmaschine mit psychotherapeutischen Methoden, wenn da von „psychologischen und kognitionswissenschaftlichen Erkenntnissen“ gesprochen wird; Wissenschaft im Dienste der Menschheit jedenfalls ist es nicht. Die Menschheit soll umgestaltet werden im Dienst einer vagen „Klimagesundheit“. Nicht in Erfurt, wo man gerade anfängt, aber anderswo liegen Ergebnisse schon vor. Zukünftig soll bei der Behandlung von chronischen Atemwegserkrankungen die Klimafreundlichkeit die Wahl des Medikaments bestimmen, und nicht mehr Wirksamkeit und Verträglichkeit der Medikamente Einfluss auf die Auswahl der Therapieform haben.
Auch Kindern sollen wegen vermeintlicher Klimaschädlichkeit bestimmte Asthmasprays vorenthalten werden. Das fordert die neu erschienene Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) unter dem vielsagenden Titel „Klimabewusste Verordnung von Inhalativa“. Stolz vermelden diese medizinischen Gesellschaften, dass ihre Leitlinien die ersten ihrer Art sind, die Klima vor Wirksamkeit und Gesundheit stellt. Zukünftig geht es also um Klimagesundheit statt Kinder-Gesundheit. Und das, obwohl die paar Mikrogramm eines potenziell schädlichen Klimagases, die Babys das Leben retten oder zumindest erleichtern sollen, dem Klima so ziemlich egal sind. Denn es hält sich nicht an verquere Phantasmen jener, denen vermeintlicher Klimaschutz vor Menschenschutz geht. Was dem Klima nicht hilft, aber leidenden Kindern schadet.
Politik gegen die Menschen
Das Vorhaben reiht sich ein in eine offizielle Politik, die sich gegen die Menschen und ihr Leben richtet. Angestrebt wird eine Verschlechterung der Lebensbedingungen. Es wird nicht mehr danach gesucht, wie Wohlstand und Wohlbefinden gemehrt werden können. Das wird wie selbstverständlich voraus- und aufs Spiel gesetzt. Sie halten das für übertrieben? Der Wahnwitz der Energiewende spricht dafür: In diesen Tagen beginnt die Zerstörung der stillgelegten, aber noch funktionsfähigen Kernkraftwerke.
Sie könnten noch Jahrzehnte Strom produzieren, zu sensationell günstigen Preisen, denn längst sind Rückstellungen für die Endlagerung des Mülls getätigt, so wie die ursprünglichen Baukosten amortisiert sind. Was funktioniert, wird gesprengt, zerstört, entsorgt. Zeitgleich beginnt die Politik, jetzt auch die Gasnetze des Landes zu eliminieren. Es ist ein verzweigtes Netz von 500.000 Kilometer Länge, das verschwinden soll. Experten sprechen von 270 Milliarden, die einfach, ja was? – zerstört werden. Zwar fordert diese Zerstörung der Infrastruktur einen Ersatz, wenn wir nicht erfrieren wollen.
Das bedeutet aber, dass an die Stelle des Gasnetzes ein Stromnetz und Energieerzeugungskapazitäten treten müssten, die vermutlich ähnliche Kosten verursachen. Abbau und Aufbau der bestehenden elementaren Infrastruktur bedeuten Kosten. Es sind Kosten, die man nur noch in Beträgen dimensionieren kann, die sonst durch flächenvernichtende kriegerische Einwirkung entstehen. Eine Gesellschaft zerstört sich buchstäblich selbst – mit Bagger und Planierraupen werden die vorhandenen Werke zerstört. Die Medien spenden Beifall dazu.
Wie kommt man auf solche Schnapsideen?
Die internationale Managementberatung Horváth hat die fachliche Kompetenz der aktuellen Bundesregierung in einer Studie näher untersucht und gelangt zu einem skeptischen Urteil. Der Regierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) und ihren Ministerien „fehlt Fachwissen und Praxiserfahrung“, so ihr Fazit. Sie stützt es vor allem auf diesen Befund: Unter den Leitungskräften des Regierungsapparats hat nur eine Minderheit von gerade einmal 19,3 Prozent des Führungspersonals ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absolviert. Noch weniger verfügen über ein naturwissenschaftliches Studium in den MINT-Fächern (4,5 Prozent). In den Führungsetagen dominieren Politologen (28,4 Prozent) und Juristen (26,1 Prozent). Also Ausbildungsgänge, die sich gemeinhin darauf verstehen, die Welt durch eine linke ideologische Brille zu betrachten beziehungsweise ihre Expertise in der Produktion von Gesetzen nutzen, um die Wirtschaft mit bürokratischen Regulierungen in kaum verständlicher juristischer Prosa zu überziehen.
Nun braucht man nicht unbedingt ein wirtschaftswissenschaftliches Studium, um die Folgen von Zerstörung fürchten zu können. Es reicht der Verstand der sprichwörtlichen schwäbischen Hausfrau dazu oder auch nur ein wenig Lebenserfahrung. Aber gerade daran fehlt es noch mehr als an Diplomen. Es fehlt am Grundverständnis für die Quellen des Wohlstands. Das derzeitige politische Personal ist in Wohlstand aufgewachsen; und Wohlstand ist für sie selbstverständlich. Er ist einfach da, und das, was da ist, wird nicht geschätzt, sondern verachtet, besonders, wenn man von dem Furor getrieben ist, das kranke Klima zu heilen. Wenn man von den Eltern versorgt wurde, mit Bafög studieren konnte, und seither von Parteien und politischen Apparaten verwöhnt wird – kurz: vom Steuerzahler gepäppelt wird –, dann ist das Lebenserfahrung, die keine Mühsal kennt, lacht man nur über die, deren Denken von Notwendigkeiten beherrscht wird.
Nur so kommt man zu Aussagen wie Wirtschaftsminister Robert Habeck zur Energiepolitik: „Wichtig war mir eine soziale Balance zu wahren und wichtige Entlastungen abzusichern. Zum Beispiel, dass wir als Staat die EEG-Umlage bezahlen und nicht die Bürgerinnen und Bürger.“ Wer wie Habeck zu der Klasse der Staatsversorgten gehört, kann sich nicht vorstellen, dass die Mittel, die er verteilt, den Steuerzahlern vorher abgezwackt wurden, die dafür arbeiten und sich mühen mussten. Sein Zitat ist keiner jener Versprecher, die ihm beim lauten Vor-sich-hin-Denken so unterlaufen – sondern vorproduziert, vorgedacht und abgelesen in seiner Weihnachtsansprache.
Denn sie wissen nicht, was sie tun
Sie zerstören die Gegenwart wie Kinder Sandburgen, ohne den Wert der Zerstörung zu bemessen oder auch nur im Entferntesten daran zu denken, was sie an seine Stelle setzen. Sie sind fern jeder Denkweise, dass nicht Armut erklärt werden muss, sondern Wohlstand. Völlig fremd ist ihnen der Gedanke, dass Wohlstand nicht selbstverständlich ist, sondern die Armut der Normalzustand der Menschheit darstellt. Der US-Psychologe und Bestsellerautor Steven Pinker erklärt, dass Armut der Grundzustand der Welt ist. Armut muss nicht erklärt werden – sie ist der Normalzustand.
Seit Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden, mussten sie im Schweiße ihres Angesichts ihr Überleben sichern und viele, viele nachfolgende Generationen haben Tricks und Methoden erfunden, um nicht zu verhungern und zu erfrieren und um sogar ein gemütliches Leben zu ermöglichen. Erklärt werden muss, wie Wohlstand entsteht und bewahrt wird. Moderne Physiker haben den dritten Hauptsatz der Thermodynamik entwickelt, um die Schöpfungsgeschichte zu begründen, die mit klangvollen Worten ausdrückt, wozu heute komplizierte Formeln notwendig sind:
So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. / Unter Mühsal wirst du von ihm essen / alle Tage deines Lebens. Im Schweiße deines Angesichts / sollst du dein Brot essen /
Die Thermodynamik geht davon aus, dass jede Ordnung zerfällt, unwiderruflich. Allein der Erhalt der Ordnung erfordert Energiezufuhr. Im übertragenen Bild zerfällt diese Ordnung eines Ludwig Erhards und seiner Generation, die Wohlstand für Alle geschaffen hat ganz von alleine. Die aktuelle Politik ist allerdings darauf ausgerichtet, den unvermeidlichen Verfall des Wohlstands noch zu beschleunigen. Die aktuell Regierenden erkennen nicht, dass Milch nicht aus der Tüte kommt, sondern von Kühen, die sorgfältig gehalten und versorgt werden müssen, dass Energiemaschinen und Verteiltechniken für Wärme und Licht sorgen, dass hinter jedem noch so billigen Produkt gigantische Vorleistungen von Menschen, Ingenieuren, Kaufleuten und Arbeitskräften stehen. Dass wir Zwerge sind auf den Schultern von Riesen, die uns durchs Leben tragen. Dass Infrastruktur mit Schweiß und Tränen geschaffen wurde und unser alltägliches Luxusleben von diesem Schweiß und den Tränen derjenigen ermöglicht wurden, die Straßen und Brücken, Wasserleitungen und Gasnetze, Kraftwerke und Versorgungsnetze geschaffen haben – eine lautlose Maschine, die uns mit Gütern des täglichen wie des überflüssigen Bedarfs überschüttet.
Es ist so leicht, arm zu sein
Es ist leicht, arm zu sein, und schwer, wohlhabend zu werden oder Wohlstand auch nur zu bewahren. Er kommt nicht aus der Staatskasse, und schon gar nicht von den Reden im Deutschen Bundestag. Er kommt von Genie und Fleiß und Arbeit und Organisation und Entbehrung und Investition. Deswegen ist es auch nicht sinnvoll, Armut zu bekämpfen. Es geht darum, jenen Wohlstand zu erzeugen, von dem ein Teil umverteilt werden kann. Ist kein Kuchen da, gibt es keine Stücke, nicht mal Brösel oder Krumen.
Diese Verabschiedung vom Denken hat eben auch jene Erfurter Pseudowissenschaftler erreicht. Es ist keine Kunst, keine Medizin zu haben. Die Kunst besteht, sie zu beschaffen und anzuwenden. Nicht das Klima kann gesunden, sondern Menschen werden krank und sollten geheilt werden.
Das Erfurter „Institute for Planetary Health Behaviour“ will, wie der Name sagt, vorerst ganz bescheiden nur im planetarischen Maßstab arbeiten. Der intergalaktische Auftrag folgt sicherlich demnächst, wenn es darum geht, neue Forschungsanträge zu stellen, um jene zu entreichern, die noch etwas Wohlstand erarbeiten wollen.