Tichys Einblick
Falschnachrichten aus Gaza

Der Westen schluckt noch immer die Hamas-Propaganda

Die Medienberichterstattung aus Gaza verzerrt die Wirklichkeit über den Krieg, in dem Israel Terroristen gegenübersteht. Die Berichterstatter vor Ort sympathisieren mit den Terroristen - oder müssen Repressalien der Hamas fürchten. Von Daniel Ben-Ami

IMAGO

Wer die Medienberichterstattung über den Krieg im Gazastreifen verfolgt, könnte auf den Gedanken kommen, dass hier Zivilisten, und nur Zivilisten, getötet werden. Israel wird in der Regel als militärischer Goliath dargestellt, der die wehrlosen Bewohner des Gazastreifens rücksichtslos vernichtet. Oft hat es den Anschein, als würde Israel wahllos Flächenbombardements auf Zivilisten durchführen und dabei gezielt Hilfskonvois, Krankenhäuser und Schulen angreifen. Währenddessen fallen die Hamas und ihre Terroristen durch ihre Abwesenheit in den Bildern und Diskussionen über palästinensische Opfer auf.

Selbstverständlich hat dies wenig mit der Realität zu tun. Vor Beginn des Konflikts im vergangenen Jahr verfügte die Hamas über schätzungsweise 40.000 bewaffnete Kämpfer im Gazastreifen. Die Hamas-Terroristen sind das Ziel der israelischen Operationen und sicherlich auch unter den Toten zu finden. In den Nachrichten wird diese Realität jedoch regelmäßig beschönigt und der Eindruck erweckt, Israel führe Krieg gegen Zivilisten und nicht gegen Terroristen.

Bereits im Februar räumte die Hamas gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters ein, dass sie seit der israelischen Invasion 6000 Kämpfer verloren habe. In jüngerer Zeit hat Israel geschätzt, dass es mindestens 13.000 bewaffnete Hamas-Kämpfer getötet hat. Doch Bilder von diesen Tausenden von Hamas-Opfern scheinen nie auf unseren Fernsehbildschirmen aufzutauchen. Und wenn doch, dann wird uns vorgegaukelt, es handele sich um Tote unter der Zivilbevölkerung.

Diese Diskrepanz weist auf ein zentrales Problem bei der Darstellung des Krieges in den Medien hin. Die großen internationalen Nachrichtensender wie BBC und Sky sind bei ihrer Berichterstattung über den Gazastreifen in der Regel auf freiberufliche Reporter vor Ort angewiesen. Aber diese Reporter trauen sich nicht, etwas zu filmen oder zu fotografieren, was der Darstellung der Hamas widersprechen könnte. Sie könnten sogar dafür getötet werden. Stattdessen neigen diese Journalisten dazu, nur über zivile Opfer zu berichten. Schlimmer noch, einige der wichtigsten Quellen vor Ort, auf die sich die BBC und andere verlassen, sind nicht im Entferntesten unparteiisch oder objektiv.

Ein weiteres Problem, über das kaum berichtet wird, ist die Tatsache, dass die auf Israel gerichteten Hamas-Raketen ihr Ziel oft verfehlen und in palästinensischem Gebiet landen. Nach Schätzungen der IDF verfehlen etwa zwölf Prozent der von Gaza aus abgefeuerten Hamas-Raketen ihr Ziel. Dies würde darauf hindeuten, dass ein erheblicher Teil der Opfer im Gazastreifen wahrscheinlich direkt von der Hamas und nicht von Israel getötet wurde.

Unglaubwürdige Berichte aus Gaza

Den meisten Medienberichten zufolge sind seit dem 7. Oktober letzten Jahres über 30.000 Menschen in Gaza ums Leben gekommen. Es gibt jedoch gute Gründe, diese Zahl in Frage zu stellen. Zum einen stammen die Zahlen aus dem von der Hamas geführten Gesundheitsministerium im Gazastreifen. Und sie umfassen mit ziemlicher Sicherheit auch Hamas-Soldaten, nicht nur Zivilisten, sowie Zivilisten, die durch Hamas-Raketen getötet wurden.

Darüber hinaus legt eine aktuelle statistische Analyse von Abraham Wyner, Professor für Statistik an der Wharton School der Universität von Pennsylvania, nahe, dass die Gesamtzahl selbst fragwürdig ist. In der Zeitschrift Tablet zeigt er auf, wie die gemeldeten Opferzahlen in den ersten zwei Wochen der israelischen Bodeninvasion völlig linear anstiegen. Mit anderen Worten: Die tägliche Zunahme der Todesopfer war einfach zu regelmäßig, um glaubwürdig zu sein. In einer so chaotischen und unvorhersehbaren Situation wie einem Krieg würde man erwarten, dass an manchen Tagen mehr Menschen getötet werden und an anderen weniger. Wenn diese Opferstatistiken die Realität vor Ort widerspiegeln würden, dann würde man eine gewisse tägliche Variabilität erwarten.

Aber das Problem geht tiefer als systematische Medienverzerrungen oder fragwürdige Statistiken. Um die Geschehnisse richtig zu verstehen, müssen wir bedenken, dass es sich um einen Krieg mit zwei Seiten handelt und nicht um einen einseitigen Angriff Israels.

Die Hamas hat sich der Zerstörung Israels verschrieben. Ihre Anführer haben sich dazu verpflichtet, den mörderischen Terroranschlag vom 7. Oktober auf Israel immer wieder zu wiederholen. Während Israel regelmäßig beschuldigt wird, einen ‚Völkermord‘ in Gaza zu begehen, ist die Hamas die einzige Partei in diesem Krieg, die sich offiziell zum Völkermord an der anderen Seite bekennt. Israels offizieller Standpunkt ist hingegen, dass seine Soldaten zivile Opfer nach Möglichkeit vermeiden sollten. Und es hat Maßnahmen ergriffen, um dies zu tun, wie z. B. die Warnung vor bevorstehenden Angriffen, selbst wenn dies seine eigenen Kräfte einem größeren Risiko aussetzt.

Die Kapazitäten der Hamas sind durch die monatelangen Kämpfe geschwächt worden. Mindestens 18 von 24 Einheiten wurden vernichtet. Damit sind aber immer noch mehrere Einheiten im Kampf. Diese sind vor allem in Rafah im Süden des Gazastreifens konzentriert, wo die Hamas über Tunnel nach Ägypten verfügt. Das bedeutet, dass die Hamas immer noch in der Lage ist, Munition und Waffen für ihren völkermörderischen Krieg gegen Israel nach Gaza zu liefern. Dies erklärt, warum die Israelis weiterkämpfen und warum sie die Kontrolle über Rafah als so wichtig ansehen.

Die Hamas benutzt auch nur allzu gerne palästinensische Zivilisten als menschliche Schutzschilde gegen israelische Angriffe. Wo ihre Kampftruppen besiegt wurden, haben die überlebenden Kämpfer ihre Uniformen abgelegt und sich unter die Zivilbevölkerung gemischt, um einen Guerillakrieg zu führen. Sie zögern nicht, israelische Truppen aus einer Menschenmenge heraus anzugreifen. Wenn israelische Soldaten einen Gegenangriff starten, werden sie beschuldigt, palästinensische Zivilisten attackiert zu haben.

300 Meilen Tunnel unter Gaza

Das vielleicht bemerkenswerteste Element des Krieges ist die Nutzung des umfangreichen Tunnelnetzes der Hamas. Wie Haviv Rettig Gur, leitender Analytiker bei der Times of Israel, dargelegt hat, hat die Hamas in den 17 Jahren, in denen sie den Gazastreifen kontrolliert, ein Labyrinth von Tunneln gebaut. Im Nachhinein ist klar, dass ihr Ziel darin bestand, einen unterirdischen Militärkomplex zu schaffen, der von der darüber liegenden Zivilbevölkerung des Gazastreifens abgeschirmt wird. Sie hat das Konzept menschlicher Schutzschilde in einem grotesken Ausmaß weiterentwickelt. Gleichzeitig wurde während der Herrschaft der Hamas über den Gazastreifen keine oberirdische Infrastruktur errichtet. Ein Großteil der Hilfsgüter, die den verzweifelt armen Menschen im Gazastreifen gespendet wurden, wurde an die Hamas umgeleitet, um sie für ihren Krieg gegen Israel zu verwenden.

Das Ausmaß des Tunnelkomplexes in Gaza ist monumental. London hat eine Bevölkerung von etwa neun Millionen Menschen, die von einem etwa 250 Meilen langen U-Bahn-Netz versorgt werden, von dem etwa die Hälfte in Tunneln verläuft, der Rest oberirdisch. Im Gegensatz dazu leben in Gaza etwas mehr als zwei Millionen Menschen. Es wird jedoch geschätzt, dass er über ein Tunnelnetz von etwa 300 Meilen verfügt. Gaza hat also etwa ein Viertel der Einwohnerzahl Londons, aber eine zweieinhalbmal so große Tunnellänge.

Die Existenz dieses Tunnelnetzes rückt den Angriff vom 7. Oktober in ein noch schrecklicheres Licht. Die Hamas und ihre Verbündeten töteten an diesem Tag 1200 Zivilisten – hauptsächlich Juden, aber auch einige nichtjüdische Israelis und Ausländer – und entführten weitere 253 Personen. Aber sie setzte die Bevölkerung des Gazastreifens auch dem israelischen Gegenangriff aus. Die Hamas wusste, dass Israel sich gegen eine Terrorgruppe verteidigen musste, die seine Vernichtung anstrebt. Die Hamas-Führer wussten jedoch, dass sie sich vor einem israelischen Vergeltungsschlag hinter dem menschlichen Schutzschild der Zivilbevölkerung des Gazastreifens verstecken konnten. Schlimmer noch, aus der zynischen Perspektive der Hamas ist der Tod von palästinensischen Zivilisten sogar ein Vorteil, da er im Propagandakrieg gegen Israel ausgenutzt werden kann.

Das ist, was Israel bekämpft – einen islamistischen Todeskult, der Israels Zerstörung will und mehr als bereit ist, das Leben der Zivilisten unter seiner Herrschaft zu opfern. Die zivilen Opfer in Gaza sind in der Tat eine schreckliche Tragödie. Wie die Israelis, die am 7. Oktober getötet wurden, sind auch sie Opfer des Terrors der Hamas.


Dieser Text ist zuerst auf dem Blog des Autors Radicalism of Fools erschienen, ins Deutsche übersetzt von Thilo Spahl.

Mehr von Daniel Ben-Ami lesen sie in den Büchern „Raus aus der Mitte! Wie der Parteienkonsens unsere Demokratie untergräbt“ und „Cancel Culture und Meinungsfreiheit – Über Zensur und Selbstzensur“. Er betreibt die Website Radicalism of Fools, die sich dem Überdenken des Antisemitismus widmet. Folgen Sie ihm auf Twitter: @danielbenami

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