Tichys Einblick
Legalisierung

Cannabis: Die unterschätzte Droge

Mit Witzen über den letzten Amsterdam-Besuch und Kifferromantik wird allzu leicht über Einwände gegen die bevorstehende Cannabis-Legalisierung hinweggegangen. Dabei ist es nicht so sehr der Status als vermeintliche „Einstiegsdroge“, sondern das moderne Cannabis selbst, von dem eine große Gefahr ausgeht.

IMAGO / Sven Simon

[Hier einen abgestandenen Witz übers Kiffen einfügen.] Ja, Cannabis: Für die einen harmlose Freizeitgestaltung, nicht schlimmer als Alkohol, ja, im Gegenteil eigentlich besser, weil angeblich weniger schädlich – für die anderen gefährliche Einstiegsdroge. Und für die Allermeisten, wie es scheint, eine achselzuckend hinzunehmende Nebensächlichkeit, über die man höchstens einen Kifferwitz absondert, bevor man sich wichtigeren Dingen zuwendet.

Vor allem die Verharmlosung von Cannabis hat eine Vielzahl von Gründen. Neben dem Bild des benebelten, aber harmlosen und gutherzigen Kiffers, ist es vor allem die Mär, Cannabis wäre ja „nur eine Pflanze“, ja fast schon ein homöopathisches „Kraut“, die sich beharrlich hält. Ein weiterer, nicht unbedeutender Aspekt geht zurück auf die Hippie-Nostalgie einer Generation, die heute noch davon zu berichten weiß, „auch mal einen Joint“ geraucht zu haben – Rebellenimage inklusive.

Doch was dabei nicht beachtet wird: Während das Gras, das in Woodstock geraucht wurde, einen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabinol, der berauschende Bestandteil in Cannabis) von unter 1 Prozent hatte, ja selbst das Cannabis der frühen 90er Jahre in vielen Ländern einen durchschnittlichen THC-Anteil von ungefähr 4 Prozent aufwies, sind diese Werte in den letzten 30 Jahren förmlich explodiert.

Wettrüsten des THC-Gehalts

Angefangen hat dieser Trend in den Niederlanden, in denen die Coffeeshops sich Anfang der 2000er auf ein wahres Wettrüsten einließen. Lag der THC-Gehalt in den Niederlanden im Jahr 2000 mit durchschnittlich 8 Prozent noch deutlich über der Stärke des in Deutschland erhältlichen Cannabis, schoss dieser Wert innerhalb weniger Jahre bis 2004 auf unvorstellbare 20 Prozent. Das komprimierte Haschisch stieg im selben Zeitraum gar auf einen THC-Gehalt von 39,3 Prozent.

Wohlgemerkt, dabei handelt es sich um Durchschnittswerte. Diese nahmen zwischendurch in den Niederlanden sogar wieder etwas ab, doch die Spitzenzüchtungen unter den Pflanzen erreichen mittlerweile sogar bis zu 35 Prozent THC-Gehalt und das stärkste gemessene Haschisch in den Niederlanden erreichte einen THC-Wert von 67 Prozent.

Erreicht werden solche Werte nur durch selektive Züchtung. Was den Holländern einst die Tulpen, ist nun das sogenannte „Nederwiet“. Die in Gewächshäusern gekreuzten und hochgezüchteten Pflanzen strotzen nur so vor potenten Blüten und muten häufiger wie Monstrositäten aus dem Weltall denn natürliche Pflanzen an. Von der Romantik der frei an einem jamaikanischen Hang wachsenden Pflanze, die es gut meint mit dem Menschen, ist dabei schon lange nichts mehr übrig.

Wer über die Legalisierung von Cannabis spricht, muss also über hochgezüchtete Betäubungsmittel, und nicht über den romantisch verklärten Joint eines Freigeists am Ende einer Arbeitswoche sprechen. Denn der internationale Markt hat schon längst nachgezogen und auch das in Deutschland erhältliche Cannabis verfügt über Durchschnittswerte jenseits der 14 Prozent THC-Gehalt. Folgt man dem Beispiel der Niederlande, muss man auch hier davon ausgehen, dass eine Legalisierung – und damit einhergehend eine Öffnung des Marktes – ebenfalls mit einem neuerlichen Wettrüsten der Züchter einherginge.

Der Staat als Dealer

Dass dahinter wirtschaftliche Interessen – aufgrund entsprechender Steuereinnahmen auch des Staates – einhergehen, darf nicht überraschen. Alleine in den Niederlanden ist 2024 mit einem Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Euro zu rechnen, jährliche Wachstumsraten von über 14 Prozent werden auch für die nächsten Jahre erwartet. Mittlerweile beteiligt sich sogar der niederländische Staat – unter dem Vorwand der Qualitätssicherung – höchstpersönlich an der Züchtung. Einer Ampel, die all ihre Steckenpferde mit Milliardenzuschüssen durchpauken möchte, käme wohl auch jeder Cent an Steuergeldern nur gelegen.

Zwei weitere Argumente der Cannabis-Diskussion greifen ebenfalls zu kurz: Einerseits stehen dem Argument der Entkriminalisierung eindeutige Zahlen gegenüber, die belegen, dass in jenen Ländern, in denen Drogen legalisiert wurden, der Konsum deutlich anstieg. Die Entkriminalisierung führt also zu einer Reduktion der Hemmschwelle. Viele, die womöglich keine Lust darauf hätten, sich in einem Hinterzimmer eines Cafés filzen zu lassen, um ein wenig Gras zu erstehen, werden durch die Legalisierung dieser unangenehmen Erfahrung beraubt und geraten somit leichter in die Fänge einer noch immer unterschätzten Droge.

Andererseits ist das Argument der Einstiegsdroge Cannabis nicht zwingend haltbar. Studien ergeben zwar – wie so häufig dieser Tage – genau das vom Auftraggeber gewünschte Ergebnis, dennoch sollte man hier wohl tatsächlich eher davon ausgehen, dass es die „Hardcore-Nutzer“ sind, deren vorgezeichneter Weg sie unweigerlich von einer Droge zur nächsten führt. Zwar führt dieser Weg auch entlang von Cannabis (oder auch Alkohol), wird aber in den meisten Fällen durch die Berührung mit Cannabis keineswegs entscheidend beeinflusst.

Die Bezeichnung als Einstiegsdroge ist verharmlosend

Denn die Einstufung als „Einstiegsdroge“ negiert die Wirkungsweise von Cannabis und die von ihr ausgehende Gefahr. Während Drogen wie Alkohol und Kokain aufputschende Wirkung haben, wirkt Cannabis vor allem sedierend (weshalb auch viele Nutzer härterer Drogen Cannabis einsetzen, um von ihrem Rausch wieder herunter zu kommen). Doch wo in den 60er und 70er Jahren noch 1%-THC-Cannabis den sanften Inspirationsrausch mit sich brachte, ist das hochgezüchtete 35%-THC-Gras ein Vorschlaghammer, der Nutzer betäubt und zu einer Isolierung von der Außenwelt führt.

Die Scherz-T-Shirts Amsterdamer Touristen („Sie sagen, ich war in Amsterdam, aber ich kann mich nicht erinnern“) sagen somit mehr über die Realität aus, als sie augenzwinkernd implizieren. Viele Drogentouristen besuchen Amsterdam, um einmal für wenige Tage in eine Welt betäubten Vergessens einzutauchen, bevor sie wieder in ihre Normalität zurückkehren. Eine Legalisierung von Cannabis macht diese Realität aber nicht zum Urlaubsabenteuer, sondern zum potenziellen Alltag von Millionen in Deutschland lebenden Menschen.

Hinzu kommen dann noch die sich mehrenden Indizien über gesundheitliche Folgen von Marihuana-Konsum. Ob nun Psychosen oder die schwerwiegenden Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns – selbst die verharmlosende Phrase „es hat sich noch niemand zu Tode gekifft“ ist bereits vor Jahren von der Realität eingeholt worden. Auch wenn keine direkte Überdosis bislang dokumentiert werden konnte, so starben doch viele Menschen mittlerweile durch gesundheitliche Komplikationen im Zusammenhang mit übermäßigem Marihuana-Konsum.

Betäubte Massen

Auch die irrige Annahme, Cannabis würde physisch wenig bis gar nicht süchtig machen, erweist sich angesichts des hohen Grades an potenzieller psychischer Abhängigkeit (begünstigt durch astronomische THC-Werte) als Verharmlosung einer Droge unter dem Schutzschirm links-progressiver Politik.

Cannabis ist nicht harmlos, es ist sogar alles andere als harmlos. Und es sollte nicht als spleenige Nebensache gesehen werden, dass ausgerechnet die Ampel des Desasters diese Droge nun in Deutschland legalisieren möchte. In einer Zeit, in der die letzten Reste von Wohlstand und Freiheit auf dem Spiel stehen, braucht es mehr denn je wache Bürger. Geht es nach der Ampel, kiffen sich jedoch die Massen in ein isoliertes Koma und finanzieren dabei auch noch den Katastrophenhaushalt mit.

Gelegenheit macht nicht nur Diebe, sondern auch zusätzliche Kiffer. Die Legalisierung von Cannabis ist ein weiterer wichtiger Schritt im Gefügigmachen der Massen, es gilt, sich nicht von eigenen Jugenderfahrungen oder dem verantwortungsvollen Umgang einiger Bekannter und Familienmitglieder davon täuschen zu lassen, dass hier nicht eine Entscheidung für die „Freiheit des Rausches“, sondern eine Unterwerfung unter den Rausch angestrebt wird.

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