Einen Artikel mit einer solchen Hauptüberschrift können nur toxische Männer geschrieben haben. Zwei solcher Männer haben es getan, und zwar in der Berliner Zeitung (BZ) vom 10. Februar: Zum einen Thomas Fasbender, Dr. Phil., 1992 bis 2015 in Moskau als Manager, Unternehmer tätig. Autor u.a. von „Wladimir Putin. Eine politische Biographie“ und „Das unheimliche Jahrhundert“. Zum zweiten Moritz Eichhorn: Er studierte Internationale Beziehungen und Philosophie in Großbritannien. Politikredakteur bei FAZ und FAS. Seit September 2023 ist er stellvertretender BZ-Chefredakteur.
Fasbender und Eichhorn zerpflücken die grüne Ex-Kanzlerkandidatin, Vielfliegerin, selbsternannte Völkerrechtlerin, feministisch beseelte Weltretterin mit den sehr ausbaubedürftigen Geographie-, Geschichts-, Geometrie-, Physik- und Englisch-Kompetenzen nach Strich und Faden.
Zum Beispiel stellen Fasbender und Eichhorn fest, dass Baerbocks monomanisch gebrauchtes Lieblingswort „müssen“ ist. Die Krankenhäuser in Gaza „müssen funktionieren können.“ Der Terror der Hamas „muss sofort aufhören.“ An Moskau gerichtet: „Das Bomben muss aufhören.“ Weiter: „Das Ertrinken im Mittelmeer muss aufhören.“ „Wir müssen an Reformen der UN arbeiten.“ „Die COP28 hätte noch einen Schritt weitergehen müssen.“ Zum Lieferkettengesetz: „Auf Deutschland muss sich Europa verlassen können.“ Zum Sudan: „Wir müssen den Druck auf beide Seiten erhöhen.“ Menschenrechts-Imperialismus à la Baerbock! Aber, so Fasbender und Eichhorn: „Moralisierende Außenpolitik ist ein Nullsummenspiel.“
Baerbock bestehe nur aus kategorischen Imperativen, die Klein-Erna unterschreiben kann. Aber was bringen sie? Nun ja, mit Zustimmungswerten von 35 Prozent schneidet Baerbock zwar deutlich schlechter ab als die meisten Außenminister der Vergangenheit, selbst der maßgeschneiderte Heiko Maas hatte 2018 mit 47 Prozent bessere Werte. Aber Baerbock steht immerhin besser da als Kanzler Scholz (20 Prozent), Oppositionsführer Friedrich Merz (29 Prozent) oder Parteigenosse Robert Habeck (26 Prozent). Nur Verteidigungsminister Boris Pistorius ist „beliebter” (50 Prozent).
Baerbocks folgenlose „Politik“
Fasbender und Eichhorn schreiben: „Baerbocks Appelle verhallen ungehört oder sorgen gar für Schaden, wie bei Baerbocks öffentlicher Feststellung, der chinesische Präsident Xi Jinping sei ein Diktator. Dass Baerbock in China noch empfangen, geschweige denn ernst genommen wird, gilt als ausgeschlossen. Und an der Lage in China hat sich durch ihre Aussagen nichts verändert.“
Das Problem also: All die Baerbock’schen Imperative bleiben folgenlos. Warum? Weil Deutschlands Außenministerin nicht ernstgenommen wird in der Welt. Auf sie trifft zu, was ein hochintellektueller, niederlagengeplagter Fußballer über die meisten der deutschen Außenminister im 21. Jahrhundert sagen könnte: Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch das Pech dazu.
Dafür gibt es Bilder über Bilder: Baerbock vor allem immer auf der Gangway – wie auf dem Laufsteg: bei einem Tankstopp in Dschibuti; beim Besuch von Geflüchteten im Südsudan; bei der COP28 in Dubai; Baerbock x-mal live und nicht nur mittels Twitter/X in Israel und in der Ukraine; an der Grenze von Süd- und Nordkorea; in Nigeria; beim Verstreuen von Rosenblättern in Neu-Delhi im Gedenken an Mahatma Gandhi; bei der UN in New York; beim Tragen von Melonen in Ouallam in Niger; in Palau im Südpazifik. Und so weiter und so weiter und so weiter … Allein im Jahr 2023 war sie (CO2-neutral?) auf 73 Auslandsreisen, im Januar 2024 auf 13. Hier kann man sich – ausnahmsweise – mal auf Wikipedia verlassen.
Baerbocks Problem: In ihrer Schlichtheit ausrechenbar
Baerbock ist in ihrer Intellektualität, Emotionalität und Rhetorik sehr berechenbar. Fasbender und Eichhorn schreiben denn auch: „Ihre Gegenüber wissen, was bei ihren Gesprächen und Pressekonferenzen zu erwarten ist. Doch das scheint ihr egal. Viel wichtiger scheint ihr der Eindruck zu sein, den sie auf Nachrichtenfotos und in der Tagesschau macht: Sie zeigt sich barfüßig auf den Palau-Inseln im Pazifik, beim Tragen von Wasserkrügen im Niger oder beim Ausstieg aus einer Militärmaschine mit Hilfsgütern für Gaza in Ägypten. Resultate vor Ort sind sekundär … Realpolitik – das Schachern und Austarieren gemeinsamer und gegenläufiger Interessen, inklusiver kleiner Geheimnisse und zugedrückter Augen – ist ihre Sache nicht.“
Max Weber würde sagen: Sie betreibt vom hohen Ross aus Gesinnungsethik statt Verantwortungsethik. Und statt Realpolitik. Siehe Baerbocks fast schon legendäre Pressekonferenz mit dem chinesischen Außenminister Qin Gang im April 2023. Zweimal ging sie ihren Kollegen kritisch an – Chinas Zurückhaltung im Ukrainekrieg, Chinas Taiwan-Politik –, zweimal antwortete er unbeeindruckt. Beim dritten Mal – Zivilgesellschaft und Menschenrechte – wurde Qin deutlich: „Was China am wenigsten braucht, ist ein Lehrmeister aus dem Westen.“
Fasbender und Eichhorn resümieren: „Hinter vorgehaltener Hand gibt es unter erfahrenen deutschen Diplomaten Stirnrunzeln. Sie sagen. Da hat man im Gastland mühsam Vertrauen aufgebaut, teils über Jahre hinweg, und dann kommt die Frau Ministerin und zeigt, wo moralisch der Hammer hängt. Ausbaden dürfen es die deutschen Diplomaten vor Ort. Sie bekommen, spätestens nach dem dritten Mai Tai, zu hören, was man von der Dame aus Berlin hält.“
Der Schein ist alles
Allerdings hat Baerbock ihre „Fan-Bubble“. Vor allem die Jungen im Auswärtigen Amt würden diesen Stil schätzen. Klar, Baerbock hat schon die entsprechenden „grünen“, „woken“ Boy- und Girl-Groups um sich geschart. Dort kommt sie an. In der Yellow Press sowie in ARD und ZDF ohnehin. Für ihr Outfit tut sie denn auch einiges. Zum Beispiel beschäftigt sie auf Steuerzahlerkosten eine eigene Visagistin – für 137.000 Euro pro Jahr. Ihr wichtigster Mann im Auswärtigen Amt dürfte wohl Fotografenprofi Dominik Butzmann von der Agentur „Phototek“ sein. Bei so viel professionell inszenierter Fotogenität fliegen ihr dann im ach so aufgeklärten Blätterwald, von der „taz“ bis zur „Süddeutschen“, die Herzen zu. „Feministische Außenpolitik provoziert –“, kommentierte der Bayerische Rundfunk, „und genau darum haben wir sie nötig.“ Zudem hat Baerbock ihren eigenen Fanclub im Amt. Hinter vorgehaltener Hand sagt ein deutscher Diplomat, sie werde umgeben von einer Gruppe, „die überzeugt ist, Baerbock könne über Wasser laufen“. Hinter vorgehaltener Hand sagen renommierte Diplomaten aber auch: Wir haben uns unter uns nie Blondinenwitze erzählt, aber jetzt erzählen wir uns Witze über Baerbock. Anlässe dazu liefert sie wöchentlich.
TE-Leser, die mehr über die „Performance“ der Außenministerin lesen möchten, seien auf eine Reihe von TE-Analysen hingewiesen. Hier Beispiele allein aus den letzten zehn Wochen: