Die Bestandsaufnahme hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Lage seitens des Wirtschaftsministers ist bekannt: Er hat „angesichts der Konjunkturflaute davor gewarnt, den Wirtschaftsstandort Deutschland schlecht zu reden“. Laut dem Handelsblatt rief er im September dazu auf, raus aus der „Komfortzone der Selbstzufriedenheit“ zu kommen.
Indessen ist der Ifo-Geschäftsklimaindex im Dezember auf 86,4 Punkte gesunken, nach 87,2 Zählern im November, wie das Münchener Institut am Montag mitteilte. Demnach waren die Unternehmen wenig zufrieden mit den laufenden Geschäften; zudem blickten sie skeptischer auf das erste Halbjahr 2024. Der neue Wert liegt unter den Prognosen vieler Experten, die mit einer weiteren Zunahme der Zufriedenheit gerechnet hatten.
Industrie, Handel, Verarbeitendes Gewerbe, Gastronomie, Bauhauptgewerbe
Im Verarbeitenden Gewerbe sank der Geschäftsklimaindex merklich: Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage deutlich schlechter, auch bei den Erwartungen nahm der Pessimismus wieder zu. In der Industrie fiel der Geschäftsklimaindex auffallend. Insbesondere energieintensive Branchen tun sich schwer; der Auftragsbestand ist insgesamt weiter rückläufig. Lediglich im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima leicht verbessert.
Zwar hat sich in der Gastronomie die Geschäftslage verbessert, die Erwartungen sind jedoch abgestürzt. Was mit dem Auslaufen von Steuererleichterungen Anfang 2024 zu tun haben dürfte, nämlich der geplanten Rückkehr zur höheren Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent. Die Gastwirte rechnen damit, dass Essengehen zum Luxus wird und weitere Kneipen, Restaurants und Gasthäuser aufgeben müssen.
Auch im Handel trübte sich die Laune der Führungskräfte ein. Im Bauhauptgewerbe fiel der Index sogar auf den niedrigsten Wert seit September 2005.
Tausende Jobs stehen bei den großen Firmen vor dem Aus
Nicht nur in der Ampel-Regierung treiben die Sparpläne frische Blüten, selbst viele Konzerne bauen ihre Verwaltungen um. Firmen streichen Tausende Jobs, berichtet das Handelsblatt. Der Abbau könnte sich im Frühjahr noch verschärfen. Vor allem Konzernverwaltungen sind davon betroffen und werden teils kräftig gestutzt – etwa bei VW, Continental, Bosch, Lanxess und Merck KGaA.
Die Unternehmen reagierten damit auf die anhaltende Konjunkturschwäche, den dadurch wachsenden Kostendruck und technologische Umbrüche in ihren Märkten. Firmen wie etwa Bayer und Evonik fühlten sich durch bürokratisches und hierarchisches Arbeiten in den Firmenverwaltungen gebremst und bauten radikal um. Mit neuer Digitaltechnik wie künstlicher Intelligenz könnten Firmen ihre Prozesse verschlanken und einfache Tätigkeiten einsparen.
Der Druck auf die Renditen sei gerade in den produzierenden Industrien hoch und verschärfe sich seit Monaten, so Andreas Rüter, Deutschlandchef der Beratungsgesellschaft Alix Partners.
Unternehmensberater Roland Berger geht mit der Ampel hart ins Gericht
Laut dem Focus schreibt Unternehmer-Legende Roland Berger: „Wir leben in einer extremen innenpolitischen Krise.“ Die Ampel betreibe ein „Flickwerk an Haushaltspolitik“ und „kommandiert uns herum“, so Berger. Überall werde versucht, hineinzuregieren, noch mehr Vorschriften zu machen, moniert Berger in einem Gastbeitrag für die „Bild“. „Unternehmen, Institutionen, Wissenschaft und Bürger werden daran gehindert, ihre Möglichkeiten zum Wohl des Landes auszuschöpfen.“
Bergers Fazit in der Bild: „Der Umgang der Ampel mit der Krise erschüttert auch ihre Glaubwürdigkeit innerhalb des Landes und das Vertrauen der Welt in Deutschland.“ Scholz, Habeck und Lindner hätten nun die „verdammte Pflicht, sich auf wesentliche Elemente für eine Deutschland-Vision zu einigen“, so Berger. Aus Erfahrung schreibt er: „Man kann einfach nicht – und das weiß jeder Privatunternehmer – mehrere Krisen noch neben anderen Großprojekten bewältigen. Man muss sich konzentrieren. Das schafft diese Regierung nicht.“
Laut der Bundesbank beendet die deutsche Wirtschaft das Jahr mit einer Rezession. Über das ganze Jahr gesehen wird die Wirtschaftsleistung nach ihrer Prognose um 0,1 Prozent sinken. Ausschlaggebend dafür ist die Flaute in der Industrie und im Bau.