Stollen soll man schon im Sommer machen, meinte meine Großmama immer. Denn er braucht Zeit zum Reifen! Aber damals gab es ja auch keinen echten aus Dresden zu kaufen, und so roch es dann schon im August nach Weihnacht, nach Rosinen, Rum, Zitronat und Orangeat und Zimt.
Und heute? Die Sachsen in Dresden backen wie verrückt, aber sie können es auch wirklich gut. Da gibt es sogar welche, die haben darüber promoviert, und deren Stollen sind ganz besonders lecker.
Aber halt, da gibt es auch noch den ‚Familienstollen‘ aus dem Ofen meiner Nichte, dort unten in Bayern, zwischen Alm und Brauerei. Ich wusste nie, wie sie den machte, aber er schmeckte immer so wundervoll! Dieses Jahr haben wir nun das Geheimnis gemeinsam gelüftet: Wir nehmen die Zutaten für einen Hefeteig ganz klassisch, legen die Rosinen in Rum ein, würzen das Ganze mit etwas Salz, Zitronat, Orangeat, Macis, Kardamom, Vanille und einer ganz kleinen Prise Raz-El-Hanout (das Geheimnis), formen es zu einem Brotlaib, klopfen es flach und schlagen die Seitenflügel so übereinander, dass alles aussieht wie ein halbfertiger Stollen.
Hinein in den Ofen für knapp ’ne Stunde bei circa 160 Grad. Zum Abkühlen ruhen lassen. Jetzt kommt die warme Butter mit dem Pinsel und wird auf dem Laib verstrichen. Und nun das große Finale: Viel, viel Puderzucker drüberstreuen, fertig.
Mein erster Stollen!
Stopp!! Hände weg! Der muss noch ruhen, mindestens eine Woche!
Ralph Larouette, langjähriger Texter in Werbeagenturen, vertauschte den Stift mit dem Kochlöffel und gründete das legendäre Restaurant „3 Tageszeiten“ in Hamburg. Sein Credo: „Gerade in der Krise ist das Essen das Beste für Leib, Geist und Seele.“