Tichys Einblick
Atomkraft? Ja, bitte

Die kernkraftfreundliche Anti-Greta

Eine kernkraftfreundliche Anti-Greta macht der Klima-Greta Konkurrenz: Ia Aanstoot. Die hat in der Pro-Atomkraft-Bewegung etwas gefunden, das ihr bei Fridays for Future fehlte.

Screenprint: via 3sat

Der Kampf um den Thron der Klimaschutz-Prinzessin ist ausgebrochen. Klima-Greta steht eine atomfreundliche Gegnerin aus dem eigenem Land gegenüber: Ia Aanstoot. In zwei Dingen sind sich die beiden Kandidaten für den Thron einig. Sie sind gegen fossile Energien und wollen das Klima retten. Aber Aanstoot hat eine Besonderheit: Sie fordert einen Ausbau der Atomkraft, um die „Klimakatastrophe“ zu stoppen. Man kann die 18-jährige Schwedin gar Atomkraft-Ia taufen. Die Welt brauche, so Aanstoot, mehr Atomkraft für einen nachhaltigen Umbau der Wirtschaft und eine moderne Art zu leben.

Klima-Greta und Atomkraft-Ia kennen sich schon lange. Wie 3sat berichtet, war Aanstoot von Anfang an bei den Demonstrationen von Fridays for Future dabei und stand an der Seite von Thunberg. Aber jetzt wird Aanstoot zur Anti-Greta. 3sat berichtet weiter, dass Aanstoot sich von Thunberg distanzieren und sich auf ihre eigene Bewegung konzentrieren möchte: „Atomkraft? Ja, bitte“, postuliert diese Bewegung. Laut Aanstoot war Fridays for Future von Ängstlichkeit, Pessimismus und Verzweiflung geprägt – nicht aber von Realismus. Diesen Realismus habe sie hingegen in ihrer Pro-Atomkraft-Bewegung gefunden.

Zwar hat Thunberg sich auch schon mehrmals positiv zur Atomkraft geäußert, aber momentan ist sie offenbar zu sehr mit Pro-Palästina-Demonstrationen beschäftigt. Wie es scheint, bleibt daneben kaum Zeit, in der sie nach realistischen Lösungen für den „Klimawandel“ sucht.

Anti-Greta hingegen ist Feuer und Flamme fürs Klima – oder eher Atom fürs Klima. Sie hat gerade eine Kampagne am Laufen: „Dear Greenpeace“. In dieser fordert sie Greenpeace auf, nicht mehr gegen die Atomkraft zu kämpfen. Um die Welt mit Strom zu versorgen, reiche eine Hoffnung auf alternative Energieträger wie Sonne und Wind nicht aus, sagt Aanstoot. Im April hat Greenpeace eine Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht, weil die EU die Atomkraft als eine „grüne Energie“ eingestuft hat. Für Greenpeace ist das ein „Rechtsbruch“ und „Greenwashing“: So würden Investitionen in die Atomkraft gefördert, statt dass diese für „erneuerbare Energien“ genutzt würden, kritisiert Greenpeace auf ihrer Internetseite.

Atomkraft-Ia erklärt Greenpeace in einem Brief, dass die Atomkraft nicht das Monster sei, für das Greenpeace sie halte. Ihrer Meinung nach ist Greenpeace in der Vergangenheit gefangen: Dieser Umwelt-Kampf gegen die Atomkraft sei weder wissenschaftlich noch zeitgemäß, sondern „so letztes Jahrhundert“, wie es Aanstoot ausdrückt. Greenpeace soll ihrer Meinung nach endlich im 21. Jahrhundert ankommen. Aanstoots Ziel mit dieser Kampagne ist, den Kampf von Greenpeace gegen Atomkraft zu einem Kampf gegen die fossilen Energien zu wandeln. Auf X schreibt sie, dass sie nicht länger gegen ihre Umweltschutz-Gefährten kämpfen möchte, sondern mit ihnen gemeinsam gegen den „wahren Gegner“: die Lobby der fossilen Energien.

Mit dieser Kampagne steht Atomkraft-Ia nicht alleine da. Sie arbeitet mit der Organisation „RePlanet“ zusammen, die sich für eine „Ökomoderne“ einsetzen. Deren Mitglieder – die „Ökomodernisten“ – unterscheiden sich von anderen Aktivisten durch ihre Offenheit für Technologien wie die Kernkraft. Die Möglichkeiten der „erneuerbaren Energien“ schätzen sie realistischer ein als so manche Ökoaktivisten des letzten Jahrhunderts – also von Greenpeace: „Da Solar- und Windenergie abhängig von Tageszeit und Wetter sind, benötigt man für Zeiträume ohne Wind und Sonnenschein entweder konventionelle Kraftwerke oder in noch nie dagewesenem Umfang Energiespeicher“, schreibt „RePlanet“ auf ihrer Internetseite. Sie finden es daher „zu riskant, alle Hoffnungen nur auf Sonnen- und Windenergie sowie Energiespeicher zu setzen“.

Es wirkt so, als wären die Ökomodernisten aus dem Märchenland des Klimaschutzes erwacht. „RePlanet“ sieht viele Vorteile in der Kernkraft: wenig Platzverbrauch, wenig Ressourcenverbrauch, niedrige Treibhausgasemissionen und „eine der sichersten Formen der Energiegewinnung“. Aus diesem Grund halten sie Deutschlands Atomausstieg für eine „tragische Fehlentscheidung“. Und unterstützen Anti-Gretas Pro-Atomkraft-Bewegung. Mittlerweile hat Aanstroot an internationaler Bekanntheit gewonnen und reist um die ganze Welt, um beispielsweise bei Tagungen und vor Regierungen vorzusprechen, wie 3sat berichtet. Je bekannter Atomkraft-Ia wird und internationale Bestätigung erhält, desto mehr wackelt der Thron von Klimaprinzessin Greta Thunberg.

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