„Niemandem wird etwas weggenommen, weil Flüchtlingen geholfen wird.“ Der Satz stammt aus dem Jahr 2016. Er ist, wie man so schön sagt, schlecht gealtert. Wir kommen darauf zurück.
48 Milliarden Euro gibt Deutschland für Asylbewerber aus – jedes Jahr. Das ist eine schier unglaubliche Summe, eine Zahl mit neun Nullen. Nur Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) hat im laufenden mehr Geld zur Verfügung.
Zum Vergleich: Die Landesverteidigung lässt sich die Bundesrepublik etwa genauso viel kosten wie die Flüchtlingshilfe. Alle anderen Ministerien müssen dagegen jeweils mit deutlich weniger Geld auskommen.
Wer nun denkt, dass Unterbringung, Verpflegung, Sprachkurse und vielleicht noch etwas Taschengeld für die Flüchtlinge halt einfach so teuer sind, der hat sich geirrt. Asylbewerber bekommen von Bund, Ländern und Kommunen kostspielige Hilfen weit über die Grundbedürfnisse hinaus.
Zum Beispiel in Sachsen-Anhalt. Dort hat der Kreistag des kleinen und nicht eben wohlhabenden Saalekreises mit 185.000 Einwohnern jetzt 33.275. Euro für die Finanzierung von sogenannten „ehrenamtlichen Integrationslotsen“ freigegeben. Die sollen Flüchtlinge, Asylsuchende und Geduldete unterstützen.
Wofür brauchen „ehrenamtliche“ Helfer so viel Geld, fragt sich der arglose Leser. Die Antwort ist: Man weiß es nicht. Jedenfalls bekommen die „Integrationslotsen“ jeden Monat eine Fixpauschale, feste Stundensätze für Verdienstausfall, und ihre Fahrtkosten werden mit 35 Cent pro Kilometer vergütet.
War die ganze Sache bisher noch ein weiteres Beispiel aus der endlos erweiterbaren Loseblatt-Sammlung „Steuergeldverschwendung“, so wird es jetzt richtig ärgerlich – wenn es um die Aufgaben der Flüchtlingshelfer geht. Die sollen Asylbewerbern nämlich auf folgenden Gebieten helfen:
- Wohnungssuche
- Umzug
- Ausstattung der Wohnung
- Kommunikation mit dem Vermieter
- Orientierung am Wohnort
- als Begleitung bei Arztbesuchen
- beim Einkaufen
- bei der Mobilität im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)
- bei Freizeitaktivitäten
- bei der Suche nach Praktikums- oder Ausbildungsplätzen
- beim Familiennachzug
- bei Vertragsangelegenheiten
- bei Gerichts- oder Behördenterminen
- und bei vielem anderen mehr.
Der nächste kurze Absatz ist wichtig, damit man den übernächsten Absatz versteht.
Meine Großmutter war ein harter Mensch: zwei Kriege überlebt, Vertriebene, in Berlin die russische Besatzung überstanden, als Witwe allein ein Kind großgezogen. So ein Leben macht weder nett noch gefühlsduselig. Ein einziges Mal habe ich gesehen, dass sie geweint hat: Da war ich ein ganz kleiner Junge – und sie hatte nach einem harten Leben voller harter Arbeit gerade ihren Rentenbescheid aus dem Briefkasten geholt und gelesen.
Hier ist eine kleine Liste von Dingen, bei denen „ehrenamtliche Rentnerlotsen“ Deutschlands Senioren helfen könnten:
- Wohnungssuche
- Umzug
- Ausstattung der Wohnung
- Kommunikation mit dem Vermieter
- Orientierung am Wohnort
- als Begleitung bei Arztbesuchen
- beim Einkaufen
- bei der Mobilität im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)
- bei Freizeitaktivitäten
- beim Familiennachzug
- bei Vertragsangelegenheiten
- bei Gerichts- oder Behördenterminen
- und bei vielem anderen mehr.
Bekanntlich passiert das jedoch nicht, wenn man nicht gerade Pflegestufe 3 hat. Denn irgendwie ist zur Unterstützung der Generationen von Deutschen, die dieses Land aufgebaut und wohlhabend gemacht haben, einfach nicht genügend Geld da.
Den Rahmenplan für die Integrationslotsen haben in Sachsen-Anhalt auf Landesebene SPD, CDU und FDP gemeinsam durchgedrückt. „Niemandem wird etwas weggenommen, weil Flüchtlingen geholfen wird.“ Das hat im Jahr 2016 der CDU-Spitzenpolitiker Volker Kauder gesagt. Man weiß nicht, ob er selbst dran geglaubt hat. Was man aber weiß, ist, dass der Satz – aus heutiger Sicht – schlicht gelogen war.
Man kann die Uhr danach stellen, dass Flüchtlingsfreunde auch anderswo auf die Idee kommen, „ehrenamtliche Integrationslotsen“ einzuführen. Knapp 300 Landkreise gibt es bei uns. Bundesweit geht es also um ordentliche Summen. Aber was soll’s, wir haben’s ja.
Nur nicht für unsere Rentner.