Eine Reise nach Israel hat Éric Zemmour, der Parteichef der französischen »Reconquête« (Rückeroberung), in der letzten Woche absolviert. Er traf sich mit Politikern Israels, dem Präsidenten der französisch-israelischen Freundschaftsgruppe und besuchte das gerichtsmedizinische Institut in Tel Aviv.
In Netanya, einer Stadt 30 Kilometer nördlich von Tel Aviv gelegen, sprach er in einem überfüllten Saal vor rund 1.000 Zuhörern. »Sie haben mit Aznavour gesungen, mit de Funès gelacht und Brigitte Bardot so sehr geliebt«, so der Sohn einer französisch-jüdischen Familie mit algerischem Hintergrund. »Und dann mussten sie ihre Kinder aus der öffentlichen Schule nehmen, manche hörten unter ihren Fenstern ›Tod den Juden‹ rufen.« Zemmour erwähnt Jacqueline, die Frankreich nach dem islamistischen Terroranschlag 2015 an der Porte de Vincennes verlassen hatte. Sie wollte, dass ihre Kinder in Sicherheit sind. Ihr 20-jähriger Sohn Nathan starb am 7. Oktober, als er sich mutig verteidigte.
Zemmour ist wütend, dass Menschen, die Frankreich liebten, es verlassen mussten, während so viele andere, die es hassen, aufgenommen wurden. Er sieht die Israelis als »unsere Grenzschützer in einem neuen Krieg der Zivilisationen«. Der großartig formulierende Zemmour schrieb nach seiner Reise einen Brief, den wir im Folgenden veröffentlichen.
Liebe Freundin, lieber Freund,
ich schreibe Ihnen aus Israel, auf dem Weg zurück nach Frankreich.
Die Barbarei, die dort entfesselt wird, trifft Frankreich bereits regelmäßig: Erinnern Sie sich an Bataclan, Charlie Hebdo, Dominique Bernard in Arras und so viele andere …
Deshalb wissen 72 Prozent der Franzosen, dass das, was in Israel passiert, morgen in Frankreich passieren kann.
Was sich dort derzeit abspielt, geht über das Schicksal der Israelis und der Franzosen hinaus: Dieser Kampf gegen den Dschihad ist der Kampf unserer Zivilisation.
Deshalb wollte ich mit eigenen Augen sehen und mich mit der Realität der von der Hamas begangenen Gräueltaten auseinandersetzen.
Deshalb wollte ich diese Familien besuchen, um ihnen unsere Solidarität zu zeigen.
Was ich gesehen habe, ist unfassbar.
Am Montag wurde ich im gerichtsmedizinischen Institut in Tel Aviv empfangen.
Ich sah die Leichen, die jeden Tag zu Dutzenden ankamen.
Ich sah die Gesichter der Ärzte, die von Angst und Schrecken gezeichnet waren.
Ich sah verkohlte, aufgeschlitzte, abgeschlachtete und verweste Körper.
Ich habe die Freiwilligen gesehen, die um jeden Preis versuchen, die Toten zu identifizieren, die in Aschehaufen nach ihrer DNA suchen, damit sie die Familien über den Tod ihrer Angehörigen informieren und ihnen ein würdiges Begräbnis ermöglichen können.
Wie Sie hatte ich gelesen, wie Sie hatte ich Bilder betrachtet, aber den Geruch dieser Leichen werde ich nie vergessen.
Kein Wort kann den Schrecken des 7. Oktobers beschreiben.
Ich lernte Nathans Familie kennen. Nathan war 20 Jahre alt. Er war ein Soldat. Seine Familie waren Franzosen und hatten sich vor einigen Jahren in Israel niedergelassen. Am 7. Oktober wurde er von der Hamas getötet, als er sich mutig verteidigte.
Wissen Sie, warum seine Mutter beschlossen hatte, Frankreich zu verlassen?
Weil sie an der Porte de Vincennes gegenüber dem Hyper Casher wohnte, dem Ort, an dem zwei Tage nach Charlie Hebdo ein dschihadistischer Anschlag verübt wurde.
Sie wollte ihren Kindern eine sicherere Zukunft ermöglichen, indem sie nach Israel kam.
In Kfar Aza sah ich den verwüsteten Kibbuz, die Blutspuren und den Geruch des Todes.
In Jerusalem traf ich William Attal, den Bruder von Sarah Halimi, der 65-jährigen Jüdin, die mitten in Paris unter »Allah Akbar«-Rufen ermordet worden war. Ihr Mörder hatte Suren aus dem Koran rezitiert, bevor er sie aus dem dritten Stock ihres Wohnhauses warf.
Und wissen Sie, was das Schlimmste ist? Der Mörder von Sarah Halimi, der für unzurechnungsfähig erklärt wurde, ist nicht im Gefängnis …
Die Barbarei steht wieder vor unseren Toren.
Der Krieg der Zivilisationen, das heißt, dieser große Zusammenstoß zwischen dem jüdisch-christlichen Westen und der arabisch-muslimischen Welt, beginnt erneut.
Die Masken fallen. Und zwei Lager stehen sich ganz klar gegenüber: In Frankreich und Europa hat die Linke das ihre gewählt.
In den Talkshows weigert sie sich, die Hamas als Terroristen zu bezeichnen. Sie versichert, dass »Allah Akbar« ein Friedensruf ist. Sie macht sich an die Millionen von Einwanderern heran, die sich bei uns niedergelassen haben. Sie wählt die Unterwerfung und die Kollaboration.
In unseren Städten sah man die Einwandererbevölkerung mitten in Paris, nur wenige Dutzend Meter vom Bataclan entfernt, mit palästinensischen Fahnen marschieren. Sie verbrannte französische und israelische Flaggen und schrie »Allah Akbar«.
Sie riss die Plakate der Vermissten ab.
Und Jean-Luc Mélenchon twitterte liebevoll: »Voilà la France«. Denn das ist für ihn nun Frankreich.
Emmanuel Macron hat unterdessen Angst, denn er weiß, dass er einen Bürgerkrieg und zumindest neue Unruhen riskiert, wenn er die Millionen Muslime im Land verärgert.
Ich komme von dieser Reise mit einer Überzeugung zurück, die stärker ist als je zuvor: Frankreich muss sich bewusst werden, dass das, was heute in Israel geschieht, morgen in Frankreich geschehen wird, wenn wir nichts unternehmen.
Glücklicherweise sind sich immer mehr Franzosen dieser Tatsache bewusst.
Viele von ihnen entdecken die enorme Herausforderung, die vor uns liegt.
Es wird die größte Herausforderung unserer gemeinsamen Geschichte sein: die Herausforderung, die über unsere Sicherheit, unsere Freiheit und unser Überleben entscheiden wird.
Vive la France!
Éric Zemmour