Tichys Einblick
Überheblich, weinerlich, menschenverachtend:

Die anti-israelische Symbiose an Deutschlands Universitäten

An Deutschlands Universitäten verbinden sich muslimische Studenten mit der woken Demo-Kultur. Der Hass auf Israel ist das perfekte Bindemittel: Man kann gleichzeitig hyper-aggressiv auftreten und sich dennoch als Opfer fühlen. Ein Erfahrungsbericht.

Symbolbild

IMAGO

Es ist mittags, ich laufe durch den Flur meiner Uni. Vier Stunden zwischen zwei Vorlesungen muss ich jetzt irgendwie überbrücken, also suche ich mir einen Platz mit Steckdose. In der großen Halle lasse ich mich auf eine Bank fallen, immer noch müde von meiner 8 Uhr Vorlesung – ja, für Studenten ist das sehr, sehr früh. Ich kann kurz die Augen zu machen, da wird meine Ruhe plötzlich von einer jungen Frau gestört, die sich lautstark telefonierend neben mir niederlässt. Sie hat ein Pali-Tuch über ihre Jacke drapiert und spricht hauptsächlich Arabisch, mit Einwürfen von deutschen und englischen Wörtern. Die Zeit der Stille war vorbei, denn die Dame brüllte in ihr Handy, als sollte man sie so alleine bis nach Palästina hören.

Ihre Worte hallten in der ganzen Halle wieder, sodass man unfreiwillig jedes Wort mitbekam. Es dauerte nicht lange, bis mein Gehirn die deutschen und englischen Wortfetzen zusammensetzte, die einen immer größeren Anteil ihrer Tirade ausmachten, während das arabische Grundgerüst zusammenschmolz. Es war als wollte sie, dass man sie versteht. Jedenfalls hatte sie sich von all den leeren Bänken ausgerechnet die ausgesucht, auf der schon jemand saß und sie brüllte laut genug, dass man sie oder ihr Echo auch am anderen Ende des Gebäudes noch verstanden hätte.

Sie erklärt einer anderen Frau, die nach meinen sehr begrenzten Arabisch-Kenntnissen wohl ihre Mutter ist, wie furchtbar Deutschland doch sei. Die Palästinenser – „my people“, wie sie sie nennt – haben genug von der Unterdrückung, wie sie erklärt, und sie kann nicht glauben, dass die Deutschen das nicht verstehen. „Wie können die mir erzählen, was meine Leute durchmachen? Ich bin doch selbst da gewesen!“, schimpft sie auf Englisch. In einem Schwall Arabisch kommt das Wort „Konzentrationslager“ aus ihr herausgebrochen. Die Deutschen würden von ihrer eigenen „history“ ausgehen, erklärt sie dann. Inzwischen höre ich sehr genau hin – wenn jemand „Konzentrationslager“ durch die Gegend brüllt, macht das hellhörig.

Israel – gleichzeitig Unterdrücker und Schwächling

Wieder ein Schwall Arabisch, plötzlich klar auf Deutsch ausgesprochen das Wort „Judas“. Irgendwann kippt die Stimmung. Ihre Stimme ist jetzt nicht mehr weinerlich, sondern triumphierend. Ihre Mutter erklärt auf der anderen Seite: Das System wird bald zusammenbrechen. Es ist nicht klar, ob sie über das deutsche oder das israelische spricht. Die westlichen Männer seien „entmännlicht“ erklärt ihre Mutter weiter, ihre Tochter lacht. „Na ist doch so!“, kichert ihre Mutter. Darauf antwortet ihre Tochter, dass sie nicht glaubt, dass die Israelis den Krieg gewinnen werden. Immerhin mussten sie sich schon immer von den Briten und Amerikanern retten lassen, fügt sie hinzu.

Das Gespräch geht eine Stunde lang, an der Lautstärke ändert sich die meiste Zeit wenig. Die Kommilitonen, die an ihr vorbeikommen, werfen ihr verwunderte und teils abwertende Blicke zu. Sie ist halb schreiend, mit Telefon auf Lautsprecher und den Schuhen auf der Bank auch eine penetrante Entscheidung. Dafür, dass Deutschland sie so schlecht empfängt und sie so im Stich lässt, fühlt sie sich hier sehr zu Hause – weit aus mehr als alle anderen Studenten, die flüsternd durch das Gebäude schleichen.

Dass andere am Computer sitzen und sich offensichtlich konzentrieren wollen, interessiert sie nicht. Auch nicht, was man von ihr halten könnte, in diesen Zeiten mit solchen Terror-Symbolen durch die Gegend zu laufen. Aber es ist für sie klar, sie ist das Opfer. Sie wird nicht nur von den Israelis, sondern auch den Deutschen diskriminiert. Sie wissen schon – den Israelis, die die armen Palästinenser einsperren, die Dame neben mir aber offensichtlich raus und nach Deutschland gelassen haben und den Deutschen, die so gemein zu ihr sind, dass sie ihr eine gehobene Bildung an einer guten Universität ermöglichen.

Eine Machtdemonstration, sonst nichts

Währenddessen trauen sich die „Bösen“, die „Angreifer“, die „Besetzer“ nicht mal mehr Hebräisch zu sprechen, jüdische Institutionen sind wie ausgestorben, die Davidstern-Kette wird eh schon seit Jahren versteckt. Wie oft sehen Sie erkennbare Juden auf den Straßen? Ich kann das für mein ganzes Leben an einer Hand abzählen. Pali-Tücher, Kopftücher, die arabische Sprache dagegen – das sieht und hört man täglich, gerade in Berlin. Es ist eigentlich klar, wer hier wirklich alltägliche Diskriminierung erlebt. Aber wenn man es schon als rassistisch empfindet, sich von der Hamas distanzieren zu müssen, dann sieht man das wohl anders.

Es fühlt sich an wie eine Machtdemonstration. Hier sitzt sie, eindeutig auf der Seite der Hamas, in einem westlichen Land, während sie sich über die westlichen Werte und ihre Anhänger lustig macht. Deutsche, Israelis, Amerikaner sind alle nur ein Witz für sie. Sie selbst hält sich zwar für das Opfer – aber nur so lange, wie es darum geht, den Angriff auf Israel zu rechtfertigen. Sobald sie über den Teil hinaus ist, heißt es nur noch, wie lächerlich die Israelis doch sind und dass sie in diesem Krieg keine Chance hätten, weil sie nicht mal ihren eigenen Krieg austragen könnten. Sie glauben ihre Geschichten nicht einmal selbst. Sie sind abwechselnd die armen Opfer und die großen Rächer, je nachdem wie es ihnen gerade in den Kram passt.

Deutsche Universitäten sind zu einem Ort geworden, wo das zusammenkommt: Die woke Demo-Kultur und radikalisierte muslimische Studenten. In Leipzig war jüngst das Studentenparlament nicht bereit, sich von Hamas-nahen Organisationen loszulösen. Pro-palästinensische Demonstrationen und -Sticker und Pali-Schals dominieren das Bild an deutschen Bildungsstätten. Es ist am Ende vor allem die Grund-Gefühlslage, in der sich linke Fühli-Bürger-Kinder und privilegierte muslimische Studenten aus dem Ausland treffen: Das Bedürfnis irgendwie trotz allem doch Opfer zu sein. Und gleich im nächsten Moment daraus aggressiv vorgetragene Menschenverachtung zu legitimieren.

Irgendwann spricht sie nur noch Arabisch, keine deutschen oder englischen Einwürfe mehr, ihre Stimme wird ruhiger und erreicht beinahe eine angemessene Sprechlautstärke, sie stellt sogar den Lautsprecher ihres Telefons aus. Im Arabischen kann man keinerlei Worte mehr hören, die etwas mit dem Nahost-Konflikt zu tun haben könnten. Vereinzelt hört man doch wieder bekannte Wörter wie „Internship“ – das Gespräch ist wohl privat geworden – und geht plötzlich doch niemanden mehr was an.


Dieser Beitrag ist zuerst beim TE-Partnermagazin Apollo News erschienen.

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