In den letzten Wochen wurde von zahllosen Politikern derselbe Satz gesagt: „Die Hamas repräsentiert nicht das palästinensische Volk.“ US-Präsident Joe Biden hat ihn gesagt. Der britische Premierminister Rishi Sunak hat ihn gesagt. Und Mahmoud Abbas, der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, die das Westjordanland regiert, hat ihn gesagt (bevor seine Rede redigiert wurde).
Aber es muss noch etwas viel Stärkeres gesagt werden. Es geht nicht darum, dass die Hamas das palästinensische Volk nicht vertritt. Es geht darum, dass die Hamas gegen das palästinensische Volk ist. Sie ist der Feind des palästinensischen Volkes. Ihre Interessen als islamistische terroristische Bewegung, die sich der Zerstörung Israels und der Schaffung eines islamischen Staates an seiner Stelle verschrieben hat, stehen in völligem Gegensatz zu den Interessen und dem Leben des palästinensischen Volkes.
Machen Sie sich nichts vor: Die Hamas hat die Palästinenser immer wie Dreck behandelt. Seit sie 2007 die Macht in Gaza übernommen hat, regiert sie so, wie man es von ihr erwarten würde – als brutales, unterdrückerisches, theokratisches Regime. Sie foltert und tötet diejenigen, die von ihren strengen „Gesetzen“ und ihrer quasi-faschistischen Ideologie abweichen. Homosexuelle werden regelmäßig verfolgt, gefoltert und getötet. Und politische Gegner wurden häufig ermordet, manchmal unter dem Deckmantel der wiederkehrenden Kämpfe mit den israelischen Streitkräften (IDF).
Am abscheulichsten ist vielleicht, dass die Hamas in ihren zahlreichen Konflikten mit Israel immer wieder Menschen aus dem Gazastreifen geopfert hat, indem sie sie absichtlich in Gefahr gebracht hat. Sie hat Raketen in Schulen, Mörsergranaten in Krankenhäusern und Munition in Moscheen gelagert. Und mit unglaublicher Kaltschnäuzigkeit wurde den Menschen befohlen, bei israelischen Angriffen in ihren Häusern zu bleiben, selbst wenn sie von den IDF aufgefordert worden waren, diese zu verlassen. Dies geschieht auch jetzt noch. Die IDF fordern die Bewohner des nördlichen Gazastreifens auf zu evakuieren, während die Hamas ihnen befiehlt, an Ort und Stelle zu bleiben.
Trotz der Versuche westlicher Sympathisanten, diese schreckliche ‚Taktik‘ herunterzuspielen oder sie als israelische Propaganda abzutun, ist die Hamas immer offen damit umgegangen. Einer ihrer Anführer prahlte 2008: „Für das palästinensische Volk ist der Tod zu einer Industrie geworden […]. Die Älteren sind darin hervorragend, ebenso wie […] die Kinder. Deshalb haben sie menschliche Schutzschilde aus Frauen und Kindern gebildet.“ Während des Konflikts mit Israel im Jahr 2014 erklärte ein anderer ranghoher Sprecher gegenüber dem palästinensischen Sender al-Aqsa TV, dass das vorsätzliche Opfern von Menschen aus dem Gazastreifen „den Charakter unseres edlen, dschihadliebenden Volkes beweist, das seine Rechte und seine Häuser mit der bloßen Brust und seinem Blut verteidigt“.
Die Hamas spricht von „menschlichen Schutzschilden“, doch damit wird die Verkommenheit dieser Taktik unangemessen verharmlost. Für die Hamas sind die Körper der Menschen im Gazastreifen keine Schutzschilde – sie sind Medienfutter. Ihr Leben ist für die Hamas weniger wert als ihr Tod – die Bilder und Videos davon bieten wertvolles Propagandamaterial, das in der ganzen Welt als Beweis für die Opferrolle der Hamas in den Händen des bösen Israels verbreitet wird. Wie gesagt, so handelt die Hamas auch in diesem Augenblick. Während sich das israelische Militär auf eine Bodeninvasion vorbereitet, ist die Hamas froh, Hunderttausende von Menschen im Gazastreifen in blutige Kriegspropaganda zu verwandeln.
Jeder tote Palästinenser ist für die Hamas nützlich. Man denke nur an die Explosion am arabischen Krankenhaus al-Alhi vorletzte Woche. Diese wurde von Hamas-Sprechern sofort als Beweis für israelische Kriegsverbrechen angeführt. Sie behaupteten, 500 unschuldige Menschen seien bei der Explosion ums Leben gekommen. Inzwischen scheint es jedoch wahrscheinlich, dass der Palästinensische Islamische Dschihad, eine andere islamistische Terrorgruppe, dafür verantwortlich war. Allzu oft verfehlen die auf Israel abgefeuerten Raketen ihr Ziel und töten stattdessen Menschen im Gazastreifen. Doch das ist der Hamas egal, denn sie kann diese Todesfälle für ihre eigenen abscheulichen Ziele ausnutzen und als Waffe einsetzen.
Es steht außer Frage, dass die Menschen im Gazastreifen in den letzten zwei Jahrzehnten sehr gelitten haben. Aber ihre Unterdrückung und Ausbeutung hat nur den Hamas-Führern genutzt. Sie haben fröhlich die Früchte ihrer Schreckensherrschaft geerntet und sind durch die Kontrolle des Schwarzmarkts im Gazastreifen, die Großzügigkeit ihrer regionalen Geldgeber und zweifellos auch durch einen Teil der Milliarden Dollar, die Gaza an internationaler Hilfe erhält, reich geworden.
Der langjährige Hamas-Führer Ismail Haniyeh versprach, von „Olivenöl und getrockneten Kräutern“ zu leben, nachdem er die Hamas bei den palästinensischen Wahlen 2006 zum Sieg geführt hatte. Im Jahr 2019 legte er seine Askese ab und verließ den Gazastreifen, um eine, wie die Hamas ankündigte, „Auslandsreise“ zu unternehmen. Er ist nie zurückgekehrt. Der Multimilliardär lebt heute im Luxus in Katar. Ebenso wie der ehemalige Vorsitzende der Hamas, Khaled Meshal. Meshal und seine Familie, deren Vermögen auf etwa 2,5 Milliarden Dollar geschätzt wird, besitzen eine Immobilienfirma in Doha, vier Wohntürme und ein 20-stöckiges Einkaufszentrum. Währenddessen lebt die große Mehrheit der Menschen im Gazastreifen in extremer Armut.
Die Hamas ist eindeutig korrupt, brutal und bösartig. Dennoch hören wir selten etwas darüber, welch schlimmes Regime sie führt, und zwar weil die Hamas Journalisten verhaftet, foltert und inhaftiert. Sie ist begierig darauf, dass die lokale und internationale Presse Geschichten und Bilder über den Tod von Menschen im Gazastreifen durch israelische Raketen bringt. Sie ist jedoch weniger daran interessiert, dass die Medien Berichte und Bilder über ihre eigene Behandlung der Menschen im Gazastreifen bringen.
Dass die Hamas die Menschen im Gazastreifen so rücksichtslos und brutal behandeln kann, sollte uns nicht überraschen. Die Hamas, 1987 von der Muslimbruderschaft gegründet, teilt nicht die Interessen des palästinensischen Volkes. Es geht ihr nicht darum, eine Art palästinensische Staatlichkeit zu errichten oder Rechte und Freiheiten zu sichern. Nein, ihre Ziele sind geradezu apokalyptisch – und völkermörderisch.
Wie die breitere islamistische Bewegung, zu der sie gehört, will die Hamas einen Krieg – vielleicht den letzten Krieg – gegen die Juden führen. Sie will Israel zerstören und das Land von den Juden säubern, „vom Fluss bis zum Meer“, wie der Slogan lautet. „Unser Kampf gegen die Juden ist sehr groß und sehr ernst“, heißt es in einer der ersten Zeilen der Hamas-Gründungscharta von 1988.
Die Hamas „ist nur eine Schwadron, die von immer mehr Schwadronen aus der riesigen arabischen und islamischen Welt unterstützt werden sollte, bis der Feind [Israel] besiegt und der Sieg Allahs verwirklicht ist“, heißt es dort. Dieser völkermörderische Antisemitismus stellt nicht nur eine Gefahr für die Juden in Israel dar – er macht auch jede Art von politischer Lösung der Palästinafrage nahezu unmöglich. Denn wie kann man von Israelis erwarten, dass sie sich mit einer Gruppe arrangieren, die offen zu ihrer Auslöschung aufruft? Gleichzeitig wird das Leben der Palästinenser in dieser ekelerregenden, rassistischen Kampagne als bloßes Futter behandelt.
Und doch gibt es immer noch viele westliche Linke, die die Hamas gerade jetzt stolz feiern. Es gibt viele ‚radikale‘ Wissenschaftler, die das Pogrom der Hamas an jüdischen Zivilisten als einen Akt des Widerstands bejubeln. Und es gibt viele Angeber, die die sozialen Medien mit Antizionismus im Stil der Hamas überfluten. Das sind keine Freunde der Menschen im Gazastreifen. Das sind Freunde der Hamas. Und das macht sie zu den Feinden des palästinensischen Volkes.
Tim Black ist Kolumnist bei Spiked. Mehr von Tim Black lesen Sie lesen Sie in dem aktuellen Buch „Die sortierte Gesellschaft: Zur Kritik der Identitätspolitik“