Knall an den deutschen Handelsplätzen am Donnerstagmorgen. Die Siemens Energy Aktie stürzt massiv ab. Die Papiere lagen am frühen Nachmittag mit knapp 32 Prozent rund sieben Euro im Minus. Das waren auch Negativ-Nachrichten für den Mutterkonzern Siemens. Deren Aktien gaben um 5 Prozent auf rund 120 Euro nach.
Siemens ist noch immer mit 25 Prozent an der Tochter Siemens Energy beteiligt und würde lieber heute als morgen aussteigen, heißt es beim Manager-Magazin. Doch „derzeit sorgt der nach wie vor hohe Anteil von Siemens für eine gewisse Stabilität in Finanzkreisen“, heißt es aus dem Aufsichtsrat. Tatsache ist: Seit Anfang Juni hat Siemens Energy mehr als zwei Drittel seines Börsenwertes eingebüßt. Seit Jahresbeginn 2023 sind es 58 Prozent.
Grund für die Misere: Die Windkraft-Tochter Siemens Gamesa verhagelte und verhagelt immer noch Siemens Energy seit Jahren die Bilanz. Gamesa-Aktien werden seit Mitte Februar nicht mehr an der Börse gehandelt. Um das Unternehmen besser steuern zu können, kaufte Siemens Energy alle Gamesa-Aktien und ließ den Börsenabschied auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschließen.
Für Siemens Energy entwickelt sich die Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa zum Fass ohne Boden. Wegen zahlreicher Probleme strich der Energiekonzern seine Prognose und rechnet mit zusätzlichen Kosten in Milliardenhöhe.
Nun soll also der Bund mit Milliarden-Garantien einspringen. Schließlich müssen ja ab sofort bis 2030 arbeitstäglich fünf neue Windräder der modernsten 5 MW-Klasse in Betrieb gehen, um die Energiewende zu stemmen. Das sagte auch Kanzler Scholz der Tagesschau. „Den Ausbau gehen wir generalstabsmäßig an.“
Soll eben der Steuerzahler einspringen. Denn ohne eine staatliche Unterstützung könne das Unternehmen nur noch eingeschränkt neue Großaufträge wie den Bau von Stromnetzen annehmen, so das Manager-Magazin. Im Umkehrschluss: keine Windräder mehr bauen oder aufstellen.
Die Verluste im Windgeschäft könnten nächstes Jahr noch höher ausfallen als erwartet, berichtet das Handelsblatt. Man prüfe derzeit „verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Siemens Energy-Bilanz“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Die Verluste im Windkraftgeschäft könnten 2024 sogar noch höher ausfallen als von den Märkten erwartet, warnte Siemens Energy.
Das berichtet auch der Deutschlandfunk in der Sendung „Wirtschaft am Mittag“. „Die hohen Verluste im Wind-Geschäft lassen die Hausbanken des Konzerns zögern, weiterhin ins Risiko zu gehen.“ Zwar verfüge Siemens Energy selbst über milliardenschwere eigene Cash-Reserven, allerdings sei offen, wie viel von diesem Geld das Unternehmen benötigen wird, um die desolate Windsparte Siemens Gamesa zu sanieren. Wie der Konzern bestätigte, habe man sich deshalb an das Bundeswirtschaftsministerium gewandt.
„Ohne die Garantien müsste das Unternehmen womöglich auf Großaufträge verzichten“, schreibt die Wirtschaftswoche. „Die Ex-Mutter Siemens soll ebenfalls einspringen, ziert sich aber.“
Man prüfe derzeit „verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Siemens Energy-Bilanz“, teilte das Unternehmen laut Handelsblatt am Donnerstag mit. Dazu gebe es Vorgespräche mit Partnerbanken und der Bundesregierung. Ein Regierungssprecher bestätigte, man sei „in engen und vertrauensvollen Gesprächen mit dem Unternehmen“. Details könne man nicht kommentieren. Laut Wirtschaftswoche geht es um ein Gesamtvolumen von bis zu 15 Milliarden Euro. Diese Größenordnung gilt in Verhandlungskreisen als realistisch.