Tichys Einblick
IDF veröffentlichen Satellitenbilder

Luftbilder von Raketenständen: Wie die Hamas Militär und ziviles Leben vermischt

Die israelische Armee veröffentlicht Bilder von Raketenabschussstellen, die sich in unmittelbarer Nähe von Moscheen, Schulen und Kindergärten befinden. Es wäre also kein Wunder, dass sich Israel mit chirurgischen Luftschlägen in dem Gebiet schwertut. Die Vermischung von Militär und normalem Leben gehört zur Kriegstaktik der Hamas.

Screenprint via Twitter / Israel Defense Forces

Es gibt eine Geschichte aus dem griechischen Bürgerkrieg, die mit meinen Großeltern zusammenhängt. Verwandte meiner Großmutter hatten sich der kommunistischen Ideologie ergeben und waren erst zu Partisanen, dann zu Teilen der kommunistischen Bürgerkriegsarmee geworden. Eines Tages wurden diese Cousins bei meiner Großmutter vorstellig, baten sie um einen Gefallen: Sie wollten einige Waffen bei ihr unterstellen, sie dort auf Zeit verstecken. Und da sie keinen Widerspruch akzeptierten, entstand das geheime Waffenlager. Als mein Großvater davon erfuhr, war er nicht begeistert. Wahrscheinlich ist, dass er den Krempel direkt aus dem Haus warf. Seine eigene Familie war dadurch in größter Gefahr: Was, wenn ein Soldat der griechischen Armee auf das Lager stieße? Das Waffenlager im Familienheim war unethisch.

An diese Geschichte musste ich denken, wenn es um den aktuellen Kampf zwischen Israel und den Arabern im Gazastreifen geht. Herumgereicht wird ja derzeit die Karikatur, die zeigt, wie Israel Frauen, Alte und Kinder in Bunkern versteckt und seine Soldaten in den Kampf schickt, während die Hamas-Terroristen sich in Tunneln verstecken, während sie die Zivilbevölkerung nicht besonders schützen, vielmehr immer wieder auf deren Schutzschild-Charakter setzen.

Treffen die israelischen Luftschläge oder Raketen auf diese menschlichen Schutzschilde, dann ist das Klagen groß, so wie bei dem angeblichen Luftschlag gegen das baptistische Ahli-Arab-Krankenhaus. Dabei ist nicht einmal klar, dass die Bombe das Krankenhaus überhaupt selbst traf. Das einzige Bilddokument zeigt einen leicht verwüsteten Parkplatz mit einigen Autos. Der Medien-Missbrauch dieser Meldung des „Gesundheitsministeriums“ der Hamas ist bekannt, Unreflektiert wurde die „Nachricht“ übernommen, obwohl Nachrichtenkriterien die Verifikation durch verschiedene Quellen erfordern, was in Kriegszeiten oft schwierig ist.

Insofern sind auch die Bilder, die nun die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) veröffentlichen, mit einem letzten Rest von Vorsicht zu betrachten. Man kann sie allerdings als plausible Hinweise auf die Umstände der Militäroperationen beider Seiten betrachten. Die Bilder zeigen angeblich Raketenabschussstellen, die sich in unmittelbarer Nähe ziviler Gebäude finden. Die Luftbilder der IDF zeigen einen Raketenstand, der direkt neben einem Kindergarten steht. Ein anderer scheint nur wenige Meter von einer Moschee entfernt. Noch eine Abschussrampe steht direkt neben einer Schule.

Und – krönender Höhepunkt, mit dem die IDF natürlich aufmachen – es gibt auch eine Abschussstelle, die nur durch eine Asphaltstraße von einem UN-Gebäude getrennt ist.

Das letztgenannte Beispiel ist sicher auch ein Seitenhieb auf diese Organisation und ihren Generalsekretär, der in diesen Tagen den Terror der Hamas praktisch rechtfertigte mit dem Verweis auf „56 Jahre erstickende Besetzung“. Dass Guterres im gleichen Atemzug von den zu Ende gehenden Benzinvorräten der UN im Gazastreifen sprach, zeigt, dass die Organisation auch eigene Interessen in dieser schwierigen Lage hat. Guterres verlangt einen umgehenden Waffenstillstand dort, wo Israel dieses Kapitel seines jahrzehntelangen Überlebenskampfes keineswegs abschließen kann.

Der israelische Botschafter Ron Prosor lässt denn auch keinen Zweifel daran, dass die Bodenoffensive der Israelis kommen wird. Auch die Veröffentlichung der grausamen Details und Bilder von den Terroraktionen der Hamas, der Folterungen und Übertötungen deutet darauf hin, dass Israel handeln wird, vermutlich entschiedener, als es wiederum den Kritikern recht sein wird. Noch beschränken sich die IDF auf einzelne Ziele, die mit der Hamas im Gazastreifen zusammenhängen.

Daneben kommt es auch im Libanon zu Gefechten mit der Hisbollah. Experten erwarten, dass die Schwierigkeiten einer Bodenoffensive erst in einer ihrer späteren Phasen sichtbar werden. Die Hamas werde ihre Stärken nutzen und nach einer gewissen Zeit eine „klassische Aufstandsstrategie“ fahren. Das ist aber eigentlich eine Terrorstrategie, die Peter R. Neumann dann auch beschreibt. Hamas müsse nur immer wieder israelische Stellungen angreifen, Israelis töten oder als Geiseln nehmen und würde so den „Preis der Offensive“ für die Israelis erhöhen.

Ob Israel eine Zerstörung der Hamas erreichen kann, ist also ungewiss. Die Verquickung von Zivilbevölkerung und Terrorbrigade im dichtbesiedelten Gazastreifen lässt das eher nicht erwarten. Noch ist aber auch die Art des Vorgehens der Israelis keineswegs klar. Die Hamas wird wohl in der Tat auf jene Eigenart setzen, die ihr von der Karikatur vorgeworfen wird. Die Hamas-Terroristen lagern Waffen bei ihren Familien, und, was mehr ist, sie schießen sogar Raketen dort ab, wo Menschen wohnen.

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