Jetzt also Heino. Der Volkssänger hat sich auf Sat1 gegen das Gendern ausgesprochen. Mit deftigen Worten. Nun startet Deutschlands liebste Inszenierung: Das ach so wohl vertraute Schauspiel „Vernichtet den Schurken“. Doch hatte dies für frühere Opfer solcher linker Kampagnen tragische Folgen, etwa für Hans-Georg Maaßen oder für Thilo Sarrazin – so ist das Schauspiel doch allmählich zur Komödie geworden.
Heino ist 84 Jahre alt. Ihm die Zukunft verbauen zu wollen, ist ein nur wenig aussichtsreiches Vorhaben. Auch ist der Volksmusiksänger Kampagnen gewöhnt. Er wurde schon von Medien und linken Horden als Nazi beschimpft, als das noch nicht in war. So punkten in Sachen Heino nur ein paar höchst Aufmerksamkeits-Bedürftige: Ein Konzert-Veranstalter und Ruth Moschner versuchen, sich ein paar Punkte auf dem „Ich bin auch woke, gib mir Aufträge“-Konto zu verschaffen. Für die Medien, die trotzdem versuchen, den Skandal am Köcheln zu halten, ist das undankbar. Eine Zeitung, die Schlagzeilen präsentiert à la „Ruth Moschner positioniert sich…“, die ist wie ein Restaurant, das drei Tage alte Pommes serviert.
Heino ist nicht der erste, der gezeigt hat, dass man das woke Schauspiel „Vernichtet den Schurken“ überleben kann. Auch Menschen, die noch eine längerfristige Perspektive vor sich haben, können das. Das beste Beispiel ist Hubert Aiwanger. Der Chef der Freien Wähler in Bayern hat die Kampagne der Süddeutschen Zeitung und der dazugehörigen Schwarmmedien überstanden. Geschadet hat ihm die Inszenierung „Vernichtet den Schurken“ nicht. Im Gegenteil. Seine Freien Wähler sind seitdem in den Umfragen um drei bis fünf Prozentpunkte gestiegen.
Andere Politiker lähmt dieses Schauspiel: CDU-Chef Friedrich Merz hat schon mehrfach versucht, die Wähler anzusprechen, die mit der Ampel unzufrieden, doch von der Union nicht überzeugt sind. Doch jedes Mal, wenn er sich deutlich gegen grün-linke Positionen stellte und die erwartbare grün-linke Inszenierung begann, ruderte Merz schneller zurück als mancher Olympionike nach vorne.
Doch es ist die Partei, die mit „Liberalem Mut“ und „German Mut“ für sich wirbt, der ihre eigene Feigheit am härtesten im Weg steht: die FDP. Die Liberalen haben längst erkannt, welch gefährlichen Weg Deutschland in der Energie- und Wirtschaftspolitik geht – aber auch in der Einwanderungspolitik. Wer Finanzminister Christian Lindner auf Twitter folgt, findet viele richtigen Gedanken dazu.
Nur: Wer Christian Lindner im echten Leben folgt, findet keinerlei konkrete Handlungen dagegen. Vor einigen Wochen hat der FDP-Chef den Kopf aus dem Fenster gehalten. Er hat den Zusammenhang zwischen Armut und Einwanderung benannt. Die Datenbasis dafür könnte nicht seriöser sein. Sie beruht vor allem auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes und der Agentur für Arbeit. Doch als die erwartbare grün-linke Empörungs-Inszenierung einsetzte, zog Lindner den Kopf sofort ins stylische, old-fashioned Unterhemd ein.
Nun kollabiert die Einwanderungspolitik. Es kommen so viele Einwanderer, dass die Städte und Gemeinden es nicht mehr schaffen: Betten bereit zu stellen, Schulplätze, Kinderbetreuung oder Verpflegung. Auch lässt sich die Einwanderung ins Bürgergeld nur noch schwer finanzieren. Zumal die Ampel das Bürgergeld innerhalb eines Jahres um 25 Prozent erhöht hat. Die Zahl der Deutschen, die erwerbsfähig und trotzdem von staatlichen Transfers abhängig sind, geht seit Jahren deutlich zurück. Das trifft auch auf Ausländer zu, die schon länger hier leben. Der Zuzug aber hat dafür gesorgt, dass im März 3,9 Millionen Erwerbsfähige Bürgergeld empfangen haben – fast die Hälfte davon sind Ausländer.
Es sind ausgerechnet die Grünen, die jetzt die Zeitenwende in der Einwanderung fordern. „Wirtschaftsminister“ Robert Habeck und Parteichefin Ricarda Lang haben sich entsprechend positioniert. Man kann das als dreist empfinden: Ausgerechnet die Partei, die jeden wirklich jeden gnadenlos mit der Nazikeule bearbeitet hat, der zurecht auf die Gefahren der deutschen Einwanderungspolitik hingewiesen hat – ausgerechnet diese Partei zeigt sich nun überrascht, dass diese Warnungen wirklich Wirklichkeit werden. Ja, das ist unverschämt.
Es ist aber auch mutig. Die Grünen haben den Mut, bisherige Positionen bei Bedarf fallen zu lassen. Die taktische Vernunft leitet sie. Der Anstand ist ihnen dabei egal. Ebenso wie das Gift, das woke Meinungsmacher dann gegen sie versprühen. Die Partei, in deren eigenen Werkzeugkasten dieses Gift das wichtigste Gerät ist, weiß, wie man sich dagegen wehren kann: einfach ignorieren. Irgendwann verlieren die Angreifer die Lust und gibt einem das Faktische recht. So hat die Pazifismus-Partei es nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine gehalten, so macht es die Multikulti-Partei in der Einwanderungskrise wieder.
Die FDP ist selbst schuld, wenn die Grünen damit durchkommen. Christian Lindner hatte alle Zeit und alle Argumente auf seiner Seite, um einen Wandel in der Einwanderungspolitik vorzubereiten. Doch das „German Mut“-Großmaul ist ein „True Feigheit“-Versager. Aus Angst vor dem woken, grün-linken Medienmob verzichtet Lindner darauf, die Politik umzusetzen, für die er gewählt wurde. Er traut sich ja schon kaum, sie in solchen Kommunikations-Räumen auszusprechen, in denen Vertreter von ARD, ZDF, Süddeutsche oder anderen Schwarmmedien anwesend sein könnten.
Die Menschen warten drauf, dass sich jemand diesen Schwarmmedien entgegenstellt. Aiwanger wird davon bei der Wahl in Bayern profitieren. Die FDP wird für ihre Feigheit abgestraft. Beides zu recht. Es geht um mehr als um Medien-Gedöns. Deutschland hat gewaltige Aufgaben vor sich. Dem Land droht wirtschaftlich ein Abstieg, der mit dem politischen Abstieg des Osmanischen Reichs Ende des 19. Jahrhunderts zu vergleichen ist. Wer da vor einer Horde Geisteswissenschaftler bei ARD, ZDF, Süddeutsche und Co zurückzuckt, der taugt nichts. Der soll sein Unterhemd nehmen und weiterziehen. Deutschland braucht Politiker, die stehen. Die Mut haben. Nur Mut.