Tichys Einblick
Corona-Herbst 2023

Corona- und Impfpflicht-Protagonisten schon wieder in Hochform

Die neue Corona-Impfung gilt als „wirksam“, obwohl sie nicht vor Ansteckung und Weitergabe der Krankheit schützt: ein Impfstoff mit zweifelhaftem Nutzen-Risiko-Profil. Das hält Ampel und RKI nicht davon ab, die Spritze auf medizinisch fragwürdige Weise zu bewerben. An Aufarbeitung denkt niemand. Von Lothar Krimmel

IMAGO/IPON

Auch hinter der neuerlichen Corona-Impfkampagne stehen knallharte Interessen, sowohl wirtschaftlicher als auch politischer Art. Die Aktionäre der Pharma-Riesen möchten an alte Erfolge anknüpfen. Und die genuin autoritären Politiker der selbsternannten „demokratischen“ Parteien sehnen sich nach der Wiederbelebung ihres Geschäftsmodells, mit dem sie im diktatorischen Machtrausch bis vor kurzem elementare Bürgerrechte nach Belieben und gegen jede Vernunft und Moral ausgesetzt haben.

Dennoch kann man sich der neuerlichen Präsentation der alten Corona-Hüte kaum anders als über einen humoristischen Blick auf die Protagonisten nähern. Denn offenbar glauben ausgerechnet diejenigen „Experten“, Politiker und Medienleute, die in den Corona-Jahren restlos versagt haben, ernsthaft daran, dass ihnen größere Teile der Bevölkerung noch Glauben oder gar Vertrauen schenken.

Die Fakten zu Corona sind den meisten Deutschen inzwischen bekannt: SARS-CoV-2 ist vor einigen Jahren wie auch immer zum Menschen gekommen, um – wie viele Viren zuvor – dauerhaft zu bleiben. Es befindet sich weiterhin in permanenter Veränderung auf der Grundlage der Ende 2021 aufgetauchten „Messias-Variante“ Omikron.

Dabei passt es sich zunehmend besser an den Menschen an und gewinnt auf diesem Weg an Infektiosität, verliert dafür aber an Virulenz. Mit anderen Worten: Es wird immer ansteckender, aber die Krankheitsverläufe werden immer milder. Die Fallsterblichkeit von Covid-19 nähert sich daher in Deutschland allmählich dem Niveau der Virusgrippe an.

Gemessen wird nur das, was man messen will

Dass überhaupt wieder vermehrt über Corona-Infektionen geredet wird, verdanken wir einem Beobachtungs-Bias, also einer methodischen Verzerrung, die gerade in der Politik gerne zu Manipulationszwecken missbraucht wird: Es wird nur das beobachtet und gemessen, was man beobachten und messen will. Würde nicht mit massivem Aufwand zu SARS-CoV-2 gefahndet und publiziert, so würde das Corona-Geschehen im Grundrauschen sowohl des allgemeinen Krankheitsgeschehens als auch speziell der Atemwegserkrankungen komplett untergehen.

Eine verstärkte Forschungstätigkeit ist durchaus begründet, da wir erstmals in der Medizingeschichte die Entwicklung eines neu auf den Menschen übergesprungenen Virus mit modernsten Methoden in Echtzeit verfolgen können. Aber dass Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Neugier es immer noch umgehend ins öffentliche Bewusstsein schaffen, liegt ausschließlich daran, dass zahlreiche Trittbrettfahrer aus sämtlichen Gesellschaftsbereichen – von Virologen über Journalisten bis hin zu Politikern – aus der Corona-Panikmache ein Geschäftsmodell entwickelt haben, das sie nur ungern aufgeben wollen.

Kein Schutz vor Ansteckung und Weitergabe

Seit Anfang dieser Woche läuft nun in Deutschland die neue Impfkampagne von Bundesregierung und Pharmaindustrie mit einer auf neue Corona-Varianten angepassten Injektion. Der zugehörige mRNA-Impfstoff von Pfizer und BioNTech wurde auf die BA.2-Subvariante XBB1.5 ausgerichtet, die auf den schönen Namen „Krake“ hört. „Wirksam“ soll diese Spritze auch sein gegen die allmählich aussterbende Variante EG.5, genannt „Eris“, sowie gegen den neuen südafrikanischen Shooting-Star BA2.86, der als „Pirola“ durch die Gazetten geistert.

Erstaunlich ist, dass das Attribut „wirksam“ diskutiert wird, obwohl diese Spritze
– erstens nicht vor einer Ansteckung mit den betreffenden Viren schützt und
– zweitens nicht vor einer Weitergabe der betreffenden Viren schützt.

Geschützt wird angeblich nur gegen „schwere Verläufe“, obwohl solche schweren Verläufe bei diesen weiterentwickelten Omikron-Varianten auch ohne Spritze höchst selten sind. Und auch dieser angebliche Schutz währt höchstens zwei bis drei Monate nach Verabreichung.

Doch das Schlimmste kommt noch. Denn auch bei der Zulassung des neuen Präparats wurden für die Patientensicherheit elementare Standards verletzt. Bestens bekannt ist nämlich, dass nicht nur das gesamte Virus, sondern auch sein Spike-Protein pathogen, also krankheitsauslösend ist und zum Beispiel zu lebensgefährlichen Herzmuskelentzündungen führen kann. Dennoch wurden von den Pharmakonzernen auch bei dieser neuen Spritze zahlreiche Änderungen am künstlichen Spike-Protein vorgenommen, ohne dass die mögliche Pathogenität, also die krankmachende Wirkung dieser Änderungen vorab am Menschen untersucht worden wäre. Damit wird auch die neue Impfkampagne wiederum als Feldversuch veranstaltet, also als massenhaftes Experiment am Menschen.

Die häufig gehörte Bezeichnung „Gen-Spritze“ soll daran erinnern, dass es sich bei den mRNA-basierten Substanzen nicht um klassische Impfstoffe handelt, sondern dass hier ein genetischer Code injiziert wird, der im Körper ein Spike-Protein produziert, welches zwar auch die gewünschte Antikörper-Produktion anregt, aber darüber hinaus auch potenziell krankmachende Eigenschaften hat.

Hinzu kommt auch noch das Problem der sogenannten „Antigen-Erbsünde“. Danach bewirkt der Erstkontakt eines Menschen mit einem auf bestimmte Virusvarianten ausgerichteten Impfstoff eine immunologische Prägung, die diesen Menschen bei einem nachfolgenden Kontakt mit anderen Virusvarianten deutlich schlechter schützt. Es gehört daher schon eine gehörige Portion medizinischer und politischer Chuzpe dazu, die Verabreichung solcher Spritzen an Kinder zu empfehlen, die erstens kaum ernsthaft an Corona-Infektionen erkranken und die zweitens ein ganzes Leben vor sich haben, in dem sie unter den möglichen Langzeitfolgen einer solchen Injektion leiten könnten.

Und schließlich gilt noch zu berücksichtigen, dass auch das neue Präparat – im Unterschied zu einer durchgemachten Infektion – zu keinerlei Schleimhaut-Immunität führt, welche für eine wirksame Immunabwehr gerade bei Atemwegserkrankungen wie Covid-19 von elementarer Bedeutung ist.

Auch das neue Produkt ist daher ein „Impfstoff“ mit einem zweifelhaften Nutzen-Risiko-Profil. Und man muss sich an dieser Stelle deswegen noch einmal ins Gedächtnis rufen: Dies ist der „Impfstoff“, dessen zwangsweise Verabreichung vor allem grüne, linke und auch gelbe Politiker im April letzten Jahres über den Weg einer gesetzlichen Impfpflicht mit Wirkung auch für diesen Herbst beschließen wollten. Spätestens seit September 2023 steht daher fest: Ein massiveres politisches Vergehen hätte es seit 1945 in Deutschland nicht gegeben.

Weder Booster noch Auffrischung

Aus medizinischer Sicht besonders befremdlich ist die Art und Weise, wie die neue Spritze von Pharmaindustrie und Bundesregierung beworben wird. Zumeist ist dort von einer „Booster-Impfung“ oder, wie beim Robert-Koch-Institut (RKI), von einer „Auffrisch-Impfung“ die Rede. Beide Bezeichnungen sind medizinischer Nonsens.

Die bisherigen „Impfungen“ richteten sich gegen den „Wuhan-Typ“ als den „Urvater“ des Virus und gegen die BA.4- und BA.5-Varianten. Bei dem Präparat gegen die XBB1.5-Variante handelt es sich daher um eine völlig andere „Impfung“, die eben gerade keine Booster- oder Auffrisch-Impfung gegen ein identisches Virus darstellt, wie es zum Beispiel bei der Auffrisch-Impfung gegen Polio oder Masern der Fall ist.

Im Ergebnis ist man geneigt zu fragen: Kann man wirklich guten Gewissens einer Impfempfehlung folgen, deren Befürworter ganz offensichtlich noch nicht einmal diese grundlegenden Begrifflichkeiten der Immunologie und des Impfwesens beherrschen?

Wenn angesichts der ernüchternden Sachlage überhaupt eine Empfehlung für den kommenden Herbst und Winter ausgesprochen werden kann, dann wäre es diejenige, dass sich im Grunde nur Angehörige von veritablen Hochrisiko-Gruppen Gedanken über spezifische Schutzmaßnahmen machen müssen. Dabei kann eine Verwendung von FFP2-Masken ebenso erwogen werden wie – nach Abwägung des möglichen Nutzens gegen die möglichen Risiken – eine Inanspruchnahme der Spritze gegen die XXB.1.5-Varianten des Corona-Virus.

Dagegen erscheint die unverändert fortbestehende Impfempfehlung für Angehörige der Pflegeberufe kaum nachvollziehbar. Denn eine „Impfung“, die weder vor einer Ansteckung bewahrt noch vor der Weitergabe des Virus an Andere, schützt weder das Pflegepersonal noch die von diesem betreuten Pflegebedürftigen.

Aus dieser Gemengelage scheinen die Deutschen klare Schlussfolgerungen zu ziehen. Nach einer aktuellen BILD-Umfrage lehnen 82 Prozent eine weitere Corona-Impfung ab. Nur 8 Prozent haben vor, sich impfen zu lassen, und weitere 10 Prozent wollen erst einmal abwarten.

Den Aktionären von BioNTech schmeckt all das überhaupt nicht. Passend zur BILD-Meldung ist die Aktie unter die 38-Tage-Linie zurückgefallen. Es bleibt abzuwarten, ob Exponenten der selbsternannten „demokratischen“ Parteien dem Unternehmen mit neuem Alarmismus und Katastrophengeschrei zu Hilfe eilen. Lauterbach selbst gilt in dieser Hinsicht als Totalausfall. Seine öffentliche Impfung vom vergangenen Montag wird von Marktexperten wohl eher als klassischer Kontraindikator für einen Einstieg bei BioNTech gesehen.

Keine Akzeptanz ohne Aufarbeitung des Corona-Unrechts

Es ist durchaus ein Zeichen von politischem Autismus, wenn nunmehr ausgerechnet von den bislang juristisch nicht zur Rechenschaft gezogenen Verantwortlichen des Corona-Unrechts schon wieder nach „Maßnahmen für den Corona-Herbst“ gerufen wird. Insbesondere der immer noch amtierende Bundesminister für Gesundheit (man schaudert unwillkürlich angesichts der unverändert gültigen Amtsbezeichnung für diese Personalie) hat jede Glaubwürdigkeit verloren und alles Vertrauen verspielt. Karl Lauterbach gehört inzwischen ebenso wie Nancy Faeser zu den großen Hypotheken im Gruselkabinett des ebenfalls stark durch Cum-Ex ramponierten Olaf Scholz.

Dass es den politisch Verantwortlichen bei Corona auch gar nicht um Sacharbeit im Interesse der Bevölkerung geht, sondern ausschließlich um die Nutzung eines aktuellen Themas für eigene Interessen, zeigt sich auch in diesem Frühherbst an den Schulen. Denn wiederum sind flächendeckend kaum Investitionen in neue Luftfilter erkennbar. Man mutete den Jüngsten der Gesellschaft verheerende Schulschließungen, Kontaktverbote und Maskenzwänge zu, die keinerlei infektiologische Wirkungen zeigten, aber dafür massive Schäden anrichteten. Luftfilter jedoch wurden mit der Begründung abgelehnt, dass für deren Wirksamkeit ausreichende Studien fehlten. Es gibt Kommentatoren, die eine solche Politik nicht ganz zu Unrecht als menschenverachtend bezeichnen.

Und der Deutsche Bundestag, die selbsternannte „Herzkammer der Demokratie“, hat nicht nur während der Corona-Zeit als demokratisches Kontrollgremium einer ins Diktatorische abgeglittenen Exekutive versagt. Er hat zudem weder die Kraft noch den Anstand aufgebracht, sein eigenes Verhalten und dasjenige der von ihm zu kontrollierenden Exekutive in angemessener Form aufzuarbeiten.

Deswegen ist es nur zu verständlich, dass weite Bevölkerungskreise sämtliche aus Regierungsmündern kommenden Appelle zu neuerlichen Corona-Maßnahmen komplett ignorieren. Solange die offensichtlichen Irrtümer und Vergehen der Corona-Jahre nicht aufgearbeitet sind, wird offenbar jede weitere Empfehlung schlichtweg boykottiert.

Und die Liste der aufzuarbeitenden Verfehlungen ist lang. Im Vordergrund steht elementares staatliches Versagen wie etwa

Weitere Punkte für eine intensive Aufarbeitung betreffen grundsätzliche Fragen wie die undemokratischen Entscheidungswege durch verfassungsrechtlich nicht legitimierte Exekutivgremien, die Auswahl und die katastrophale Performance von Expertengremien („No Covid“) einschließlich Ethikrat und Leopoldina, die komplette Verdrehung des Wissenschaftsbegriffs, der auf Vernichtung zielende Umgang mit Maßnahmen-Kritikern (zum Beispiel Fall Jan Josef Liefers bzw. Alles auf den Tisch), die massive Verschwendung finanzieller Ressourcen (zum Beispiel Corona-Warn-App, Masken-Deals etc.) sowie die beschämende Rolle der Justiz und der Medien.

Solange all dies nicht aufgearbeitet worden ist, werden erneute Empfehlungen und Appelle, insbesondere aber neue „Impf-Angebote“, bei einem Großteil der Bevölkerung auf Ablehnung stoßen. Die Menschen spüren, dass eine solche Aufarbeitung die unabdingbare Voraussetzung dafür ist, künftige Krisen und Herausforderungen besser zu bestehen.


Dr. med. Lothar Krimmel, Facharzt für Allgemeinmedizin, war von 1992 bis 2000 Geschäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und ist damit ein genauer Kenner des Medizinsektors.

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