Wer auf eine Entpolitisierung des Sports hoffte, wird jetzt von der Führung des größten Sportfachverbandes der Welt, dem Deutschen Fußballbund – kurz DFB –, erneut mächtig enttäuscht. Der umstrittene Verbandspräsident Bernd Neuendorf (SPD) stärkt seine Politik jetzt mit der Berufung von Andreas Rettig zum neuen Geschäftsführer Sport des Fußballverbandes. Die Unterstützung des linken Spektrums im DFB hat zudem ihren Preis: Laut Bild-Zeitung erhält Rettig ein üppiges Gehalt von 700.000 Euro pro Jahr.
Beim DFB können sie auf den Fluren nun den linken Marsch des sowjetischen Revolutionsdichters Wladimir Majakowski anstimmen: „He, wer schreitet dort rechts aus? Links, links, links!“
Jetzt kommt es auch noch zum großen Eklat: Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Mintzlaff haben wegen Neuendorfs Alleingang und seiner links orientierten Berufung mit Rettig in der DFB-Task Force Nationalmannschaft ihre Aufgaben hingeschmissen – mit sofortiger Wirkung! Rumms.
In einer gemeinsamen Presseerklärung teilten das Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern und der Aufsichtsratsvorsitzende von RB Leipzig ihre Entrüstung mit: „Der aktuelle, für den DFB öffentlichkeitswirksame Expertenrat, ist allerdings nie mit den entsprechenden Entscheidungskompetenzen ausgestattet worden, um effektiv, wirksam und zielstrebig arbeiten zu können. Zudem wurde die Taskforce in wichtige Beschlüsse des DFB nicht eingebunden, teilweise nicht einmal informiert. So haben wir von der Installation Andreas Rettigs als Geschäftsführer Sport des DFB, eine durchaus sensible Personalie und diskussionswürdige Entscheidung, durch die Medien erfahren. Auf dieser Basis ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht möglich.“
Mehr öffentlicher Protest geht kaum. Es ist ein klares Misstrauensvotum gegen die Vereinspolitik von DFB-Boss Neuendorf.
„Rettig ist ganz klar eine parteipolitische Besetzung“, kritisieren selbst DFB-Kreise. Er würde Sportdirektor Rudi Völler, der die Nationalmannschaft abseits der Politik wieder auf das Sportliche konzentrieren wollte, direkt vor die Nase gesetzt. Denn Rettig ist in seiner Position künftig Völlers Vorgesetzter. Dabei hat Völler als Einmal-Bundestrainer und EM-Feuerwehrmann gerade erst die darniederliegende deutsche Fußballnationalmannschaft mit dem 2:1-Sieg gegen Frankreich wieder etwas aufgerichtet. Fußballidol Sportdirektor Rudi Völler will die Nationalmannschaft bis zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland betreuen. Ob das jetzt noch gut geht mit der Rettig-Nominierung?
Denn das Signal der Rettig-Verpflichtung bedeutet – der Verband rückt noch weiter ins linke politische Spektrum. Kein Wunder, er wird von einem SPD-Berufspolitiker geleitet. Neuendorf agierte unter anderem jahrelang als SPD-Sprecher und Landesgeschäftsführer der NRW-SPD sowie als Staatssekretär im Familienministerium der SPD-geführten Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Obendrein war Neuendorf erst seit 2019 als Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein in leitender Funktion tätig, also kein Sportprofi. Der SPD-Politiker ist mit seiner Wahl am 11. März 2022 der fünfte Präsident in nur zehn Jahren.
Ohnehin setzt der eingefleischte Sozialdemokrat Bernd Neuendorf auf die Unterstützung seiner Genossin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Die umstrittene SPD-Politikerin war aktiver Teil der peinlichen One-Love-Bindenposse bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar, ebenso wie SPD-Anhänger und Nationalspieler Leon Goretzka. Bayern-Profi Goretzka, schon seit einiger Zeit für die SPD aktiv, hatte den Plan für die peinliche Mund-zu-halte-Posse der Nationalkicker mit professioneller Hilfe ausgeheckt.
Ist die Rettig-Berufung ein Dank für die Wahlhilfe zum DFB-Präsidenten?
DFB-Insider sehen die Rettig-Berufung obendrein auch als Dank von Neuendorf für dessen Unterstützung bei seiner Wahl zum DFB-Präsidenten, um seinen Gegenkandidaten Peter Peters aus dem Weg zu räumen.
Rettig hatte sich mit Sticheleien gegen den Neuendorf-Konkurrenten im Vorfeld der DFB-Präsidentenwahl im März 2022 verdient gemacht. Beim Besuch von Peter Peters im Sport1-Doppelpass im Herbst 2021 ließ sich Andreas Rettig, als früherer Vorstand der Deutschen Fußball-Liga (DFL), telefonisch zuschalten und fragte provozierend: „Mich würde schon mal interessieren, was dich, Peter, für das Amt des Präsidenten qualifiziert. Die Tätigkeit bei Schalke 04 kann es ja nicht gewesen sein.“ Ein ungeheuerlicher Vorgang.
Neuendorfs Lobesworte für seinen Spezi klingen daher heute so: „Mit Andreas Rettig haben wir einen überaus erfahrenen, engagierten und durchsetzungsstarken Geschäftsführer gewonnen. Ich bin überzeugt, dass er die vor uns liegenden Aufgaben im Bereich Sport mit großer Leidenschaft angehen wird.“
Rettig selbst war jahrelang Geschäftsführer beim FC St. Pauli, ein sich zur linken Szene bekennender Kiezklub Hamburgs. Zudem managte er die Bundesligisten SC Freiburg, 1. FC Köln und FC Augsburg. Auch hier durchdringt eher rot-grüner Geist die Vereinsräume. Vom 1. Juni 2021 bis zum 2. Mai 2022 übernahm Rettig den Vorsitz der Geschäftsführung beim Drittligisten FC Viktoria Köln. Zudem ist Rettig gern gesehener Gast bei SPD-Veranstaltungen wie bei dieser hier am 10. November 2022 in Bochum.
Damit nicht genug: Auch für Völler könnte die Neuendorf-Personalie zum Problem werden. Schon 2015 geriet er mit Rettig ins Gefecht. Als Bayer04-Sportchef bezeichnete er Rettig im Streit um die Zentralvermarktung der Bundesliga als „Schweinchen Schlau“. Völler wetterte einst: „Ich bin davon enttäuscht und halte das für populistisch. Das ist ein typischer Rettig: Er macht ein bisschen auf Schweinchen Schlau.“
Der links ausgerichtete Rettig hatte als Geschäftsführer des Zweitligisten FC St. Pauli die DFL in einem Schreiben aufgefordert: Vereine, die gegen die 50+1-Regel verstoßen, anteilig von der Verteilung der Fernseh-Einnahmen auszuschließen. Genau das haben auch Rummenigge und Mintzlaff nicht vergessen und jetzt reagiert.
Fazit des aktuellen DFB-Skandals: DFB-Chef Neuendorf war als Staatssekretär in NRW SPD-Berufspolitiker. Rudi Völler ist das nicht. Deswegen ist der Neuendorf-Spezi und frühere St.-Pauli-Manager kein gutes Omen für die Europameisterschaft „dahoam“, sondern eine Fehlbesetzung – wie die Rücktritte von Rummenigge und Mintzlaff beweisen. Wenn es noch mit rechten Dingen zugeht, müsste jetzt DFB-Präsident Bernd Neuendorf sein Amt niederlegen. Schließlich ist er für die größte sportliche Krise des deutschen Fußballs verantwortlich. Doch Neuendorf wird wohl wie seine skandalumwitterte Genossin Nancy Faeser am seinem Sessel festkleben. Na dann, gute Nacht Europameisterschaft!